Demnächst 20 neue Gehölz-Naturdenkmale
Als vor zwei Jahren die Dicke Buche am Rande der Höckendorfer Heide gefällt werden musste, war das ein deutlicher Hinweis, alte Bäumen wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Unzählige schöne, große, wertvolle Bäume fallen Jahr für Jahr der sogenannten Verkehrssicherungspflicht an Straßen und Wegen zum Opfer. Die Sächsische Staatsregierung hat in einem Schildbürgerstreich ohnegleichen den Städten und Gemeinden nun auch noch ihre Baumschutzsatzungen verboten (angeblich zum Bürokratieabbau, aber die Genehmigungslage ist für die Baumbesitzer nun viel undurchschaubarar als zuvor). Nur wenige Bäume besitzen als Naturdenkmale einen gewissen Schutzstatus, vor allem der obere Teil des ehemaligen Weißeritzkreises ist weitgehend naturdenkmalfrei. Und außerdem sind viele einheimische Baumarten bislang gar nicht berücksichtigt.
Eine Übersicht über die bestehenden Gehölz-Naturdenkmale im gesamten Ost-Erzgebirge gibt es hier.
Die Grüne Liga Osterzgebirge hatte daraufhin begonnen, Vorschläge für neue Gehölznaturdenkmale zu sammeln. 20 Naturfreunde meldeten ihre “Lieblingbäume”. Die Liste umfasste zum Schluss etwa 60 Kandidaten, die im Sommer/Herbst 2010 alle begutachtet und in einer Prioritätentabelle bewertet wurden. Eine Übersicht über die Vorschläge befindet sich am Ende dieser Seite.
Auch die Naturschutzbehörde des Landkreises Sächsische Schweiz – Osterzgebirge hat die Defizite erkannt und will demnächst eine neue Baum-ND-Sammelverordnung dem Kreistag zur Beschlussfassung vorlegen. Dazu erfolgte nun eine Auswahl von reichlich 20 Exemplaren aus der Kandidatenliste. Die Entscheidungskriterien weichen dabei allerdings etwas ab von den Gründen, warum früher Bäume zu Naturdenkmalen erklärt wurden. Im Vordergrund steht für die Behörde nicht mehr, besonders herausragende, von der Öffentlichkeit ohnehin viel beachtete Baummethusalems mit einem Eulenschild zu adeln. Häufig wachsen solche Dorflinden oder Bismarckeichen in der Nähe von Gebäuden oder an Straßen, sind von Strom- und Telefonleitungen durchzogen, haben Wasser- oder Abwasserleitung in ihrem Wurzelbereich. dies zieht früher oder später teure Pflegemaßnahmen und Konflikte nach sich, aus denen der Baum meistens als Verlierer hervorgeht.
Das Hauptaugenmerk wurde bei der Naturdenkmal-Kandidatenauswahl diesmal eher auf der Repräsentanz möglichst vieler einheimischer Baumarten sowie auf Naturschutzkriterien im engeren Sinne gelegt. Den alten, großen Bäume soll die Chance bleiben, in Würde altern und schließlich auch irgendwann einmal ungestört absterben zu dürfen – ohne das alle paar Jahre die Baumpfleger für viel Geld amputieren müssen. Daher befinden sich die meisten Exemplare der Auswahlliste eher abgeschieden im Wald – für Naturfreunde künftig ein Grund mehr, die Geheimnisse der Osterzgebirgsnatur zu entdecken.
Als künftige Gehölz-Naturdenkmale vorgesehen sind folgende Bäume:
Abies alba -Weiß-Tanne
Weiß-Tanne auf der Sachsenhöhe Bärenstein
Weiß-Tanne bei Waldidylle
Weiß-Tanne am Tännelbach bei Schmiedeberg
Alnus glutinosa – Schwarz-Erle
Schwarz-Erle am Liebenauer Bach
Schwarz-Erle bei Klingenberg-Colmnitz
Fagus sylvatica – Rot-Buche
Fraxinus excelsior – Gewöhnliche Esche
Esche am Bünauweg
Eichen und Eschen am Friedensteich
Juniperus communis – Europäischer Wacholder
Wacholder an der Teufelskanzel bei Glashütte
Wacholder und Trauben-Eiche am Güttelberg Johnsbach
Malus domestica – Kultur-Apfel
Apfelallee Alte Eisenstraße bei Schlottwitz
Malus sylvestris – Wild-Apfel (Holzapfel)
Holzapfel an der Kalkhöhe Cunnersdorf
Holzapfel am Birkenweg Johnsbach
Holzapfel an der Sachsenhöhe bei Bärenstein
Picea abies – Gewöhnliche Fichte
Fichte am Hinterbärenburger Weg
Fichte am Nasenbach in der Harthe
Drei Fichten im Schilfbachtal bei Falkenhain
Pinus sylvestris – Wald-Kiefer
Höhenkiefer am Brandweg Schmiedeberg
Pyrus pyraster – Wild-Birne (Holzbirne)
Taxus baccata – Europäische Eibe
Eibe am Tännelbach bei Schmiedeberg
Ulmus glabra – Berg-Ulme
Berg-Ulme am Gießhübel bei Rehefeld
Ulmus minor – Feld-Ulme