Natur im Osterzgebirge

Waldprojekte

Dass die einst an der Forstakademie Tharandt entworfene, rein ökonomisch ausgerichtete Forstwirtschaft – mit gleichaltrigen Nadelholzmonokulturen und Kahlschlagsnutzung – auch für die Wälder des Ost-Erzgebirges keine zukunftsfähige Option sein kann, zeigte sich spätestens seit:

– den verheerenden Waldschäden auf dem Erzgebirgskamm in den 1970er bis 1990er Jahren infolge von Schwefeldioxideinträgen aus der Braunkohleverbrennung;

– immer wiederkehrenden Sturmschäden wie 1990 (“Wiebke”) 2007 (“Kyrill”), (“Herward”),2018 (“Friederike”);

– dem Unvermögen der Forsten, Hochwasserereignisse wie 2002 und 2013 abzupuffern;

– der Dürreanfälligkeit in den Extremsommern 2018, 2019 und 2022 sowie

– den v.a. nach solchen Schadereignissen immer wieder auftretenden Borkenkäferkalamitäten.

In großem Umfang setzt der Staatsbetrieb Sachsenforst im Landeswald auf den Umbau der Fichtenforsten zu naturnäheren Wäldern. Der Maßstab dafür ist die sogenannte Potentiell-Natürliche Vegetation (PNV – eine wissenschaftliche Herleitung, welche Baum- und sonstige Pflanzenarten unter konkreten Standortbedingungen vorkämen, wenn der Mensch nicht eingreifen würde). Im Ost-Erzgebirge würde laut PNV die Baumart Buche überall da dominieren, wo es nicht zu nass, nicht zu trocken und auch nicht zu steil ist. (Selbst auf dem höchsten Gipfel des Ost-Erzgebirges, dem 956 m hohen Wieselstein/Loučná, wachsen noch Buchen.) Und so wurden in vielen Forstbeständen seither vor allem Rot-Buchen unter die Fichten gepflanzt. Jedoch stellte sich immer mehr die Frage, ob der Ersatz von Fichtenmonokulturen durch (weitgehende) Buchenmonokulturen die richtige Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels ist.

Die Grüne Liga Osterzgebirge als regionaler Naturschutzverein propagiert stattdessen, die standortlich maximal mögliche Vielfalt der heimischen Baumarten zu nutzen. Von 2001 bis 2018 konnte die Grüne Liga – dank der alljährlich zahlreichen Unterstützer beim “Bäumchenpflanzwochenende” – dieses Bestreben nach (Baum-)Artenvielfalt innerhalb eines

Waldumbauprojekts auf der Bärensteiner Sachsenhöhe

praktisch in die Tat umsetzen. Zehn verschiedene heimische Baumarten wurden hier gepflanzt, hinzu kommen noch einige weitere Arten aus der Naturverjüngung.Nach dem Abschluss des Sachsenhöhenprojektes hat die Grüne Liga Osterzgebirge, gemeinsam mit einem Klein-Privatwaldbesitzer, 2020/21 ein neues

Waldprojekt am Hiekenbusch Bärenstein

begonnen. Auch hier laufen die praktischen Arbeiten mit vielen fleißigen Helfern. Im Fokus stehen darüberhinaus aber auch Umweltbildugnsaktionen mit Kindern und Jugendlichen.

 

Auch das bundesweite Bergwaldprojekt ist seit einigen Jahren regelmäßig mit praktischen Einsätzen im Gebiet des Forstbezirks Bärenfels aktiv.

 

In den Jahren nach dem Hochwasser 2002 befassten sich der Landesverein Sächsischer Heimatschutz und der Tharandter Lehrstuhl für Landeskultur und Naturschutz (heute: Professur Biodiversität und Naturschutz) im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts mit dem Themenkomplex

Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung unter Berücksichtigung von Hochwasservorsorge und Naturschutz im Osterzgebirge.

Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Forschungen der forstlichen Hochschule in Tharandt (heute: Fachrichtung Forstwissenschaften der TU Dresden) befassen sich seit über 200 Jahren mit Wäldern im Ost-Erzgebirge. Es gibt hier Messfelder und Monitoringsysteme verschiedener Institute und immer wieder auch studentische Abschlussarbeiten. Eine Übersicht aus dem Bereich Waldbau gibt es z.B. hier.

 

In Pfaffroda ist seit 2019 eine private Waldakademie entstanden, die sich mit Fortbildungsangeboten vor allem an Privatwaldbesitzer richtet.

 

Auch die staatliche Forstwirtschaft orientiert inzwischen auf eine erheblich breitere Baumartenpalette als in der Vergangenheit. Insbesondere der Wiedereinbringung der Weiß-Tanne – einstmals neben der Buche eine der Hauptbaumarten im Erzgebirge – kommt große Bedeutung zu. Die Ergebnisse von fast drei Jahrzehnten Weißtannenanbau können sich mittlerweile durchaus sehen lassen.

Teilweise sehr hohe Bestandeszahlen von Hirschen, Rehen und auch Mufflons lassen jedoch in jedem Winter wieder viele neugepflanzte oder aus Naturverjüngung hervorgegangene Laubbäumchen und Weiß-Tannen wieder verschwinden. Zunehmend bringen darüberhinaus die sommerlichen Dürreperioden Rückschläge für die Entwicklung artenreicher Mischwälder.