Natur im Osterzgebirge

Nöthnitzer Park – Eutschützer Grund – Bannewitzer Bäume

… ein Dankeschön von der Naturkundlichen Wanderung am 5. Oktober 25!

Vermutlich lag es am langen Feiertagswochenende, dass die Zahl der mitwandernden Baumdenkmalpaten im einstelligen Bereich blieb. Und vermutlich liegt es an den klimawandelbedingt immer längeren Vegetationsperioden, dass im Oktober die Laubfärbung noch auf sich warten lässt. Es war nicht alles ganz so wie geplant bei der baum- und naturkundlichen Herbstwanderung der Grünen Liga Osterzgebirge – aber es wurde dennoch ein wunderbares Naturerlebnis!

Zu verdanken war dies vor allem der sachkundigen Führung durch Eyk Flasche vom Verein „Park- und Schlossterrassen Nöthnitz“ sowie Günter Hausmann, Vorsitzender der Freunde des Schlss Nöthnitz e.V.. Das – nicht öffentliche – Parkgelände beeindruckt durch seinen alten, vielfältigen Gehölzbestand.

Hier wächst auch die dickste Rot-Eiche Deutschlands. Mit einem Umfang von über sieben Metern kann sie sich sogar mit den mächtigsten ihrer Verwandten in der Heimat Nordamerika messen (der dortige Rekordhalter in Connecticut bringt es auf acht Meter Umfang). Dabei ist die Rot-Eiche im Nöthnitzer Park vermutlich nicht älter als 170, 180 Jahre. Die weit ausladende Krone zeigt, dass es ihr offenbar recht gut geht.

Dies kann man leider nicht von allen alten Bäumen hier behaupten. Eine der wuchtigsten Buchen ist erst dieses Jahr umgestürzt. Offenbar hat der seit der Extremdürre 2018/19 andauernde Wassermangel dazu geführt, dass das Exemplar einen Großteil seines Wurzelwerks eingebüßt hat. Eine weitere riesige Buche mit wertvollen Habitatqualitäten in der Nähe könnte in nicht ferner Zukunft folgen. Notwendig wären umfangreiche Baumpflegemaßnahmen. Doch diese kosten Geld, viel Geld. Doch Naturschutz im allgemeinen und alte Bäume im besonderen stehen derzeit nicht ganz oben auf der Prioritätenliste für öffentliche Finanzierungshilfen.

Eine kreative Lösung, sich der hohen Kostenposten zu entledigen, hat die Naturschutzbehörde des Landkreises Sächsische Schweiz – Osterzgebirge bereits vor reichlich zehn Jahren entdeckt: kurzerhand strich sie zahlreichen Baum-Naturdenkmalen ihren offiziellen Schutzstatus. Betroffen war unter anderem das einstige ND „Winterlinde an der Straße nach Rosentitz“. Mit 5,60 m Stammumfang gehört der Baum zu den dicksten Linden im Ost-Erzgebirge. Einer der beiden Hauptstämme musste vor einigen Jahren gekappt werden, doch das Exemplar zeigt nach wie vor kräftige Neuaustriebe. Großer Handlungsbedarf besteht hingegen wegen des heftigen Befalls durch Laubholz-Misteln – einer immer aggressiveren Halbschmarotzerpflanze.

Die Wanderung führte anschließend durch den Eutschützgrund. Dessen naturnaher Laubmischwald steht teilweise als Flächennaturdenkmal unter Naturschutz. Direkt am Weg wachsen zwei große Stiel-Eichen. Auch diese waren bis 2014 als ND ausgewiesen – und haben ihren Schutzstatus verloren. Um so wichtiger, dass eine junge ehrenamtliche Baumdenkmalpatin im Rahmen des Grüne-Liga-Programms zum Erhalt alter Bäume regelmäßig nach dem Rechten schauen kommt. Eine wichtige Maßnahme wäre hier, die in den Kronenraum der lichtbedürftigen Alt-Eichen aufwachsenden Ahorne in Schach zu halten. Insbesondere der Spitz-Ahorn scheint aktuell zu den Klimawandelgewinnern zu gehören. Auch vielen anderen Baumdenkmalen, die die Grüne Liga Osterzgebirge und ihre Partner von der TU Dresden, Lehrstuhl für Biodiversität Tharandt, erfasst haben, droht das Schicksal, auskonkurriert zu werden. Hier herscht Handlungsbedarf, so lange die Jungbäume unter der Krone des Altbaums noch nicht zu groß geworden sind.

Das vierte Ziel der baum- und naturkundlichen Wanderung war ein besonderes Kleinod in der Bannewitzer Umgebung: entlang des Radwegs auf der ehemaligen Bahnstrecke, Richtung Marienschacht, wurden seit über 30 Jahren (fast) alle „Bäume des Jahres“ gepflanzt. Eyk Flasche organisiert heute auch diese Pflanzaktionen, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Bannewitzer Schule. Im Unterschied zu ähnlichen Anlagen anderswo wirkt die Bannewitzer Baum-des-Jahres-Allee sehr gepflegt. Die meisten Bäume danken den Aufwand mit prächtigem Wuchs (trotz schwieriger Standortbedingungen im ehemaligen Gleisschotterboden).

Nach der erkenntnisreichen Wanderung mit interessanten Gesprächen steht für die Teilnehmer fest: den Bannewitzer Baumfreunden gebührt großer Respekt und Anerkennung! Eine Fortsetzung des Erfahrungsaustauschs ist vonseiten des Baumdenkmalprogramms der Grünen Liga Osterzgebirge auf alle Fälle wünschenswert.

Jens Weber

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