MAD-AG-Camp im Bärensteiner Bielatal
(30. April bis 4. Mai 2025)
Im Bärensteiner Bielatal überlebten die vermutlich mächtigsten Weiß-Tannen die Zeiten der Luftschadstoffe und Kahlschläge, denen die allermeisten ihrer Artgenossen zum Opfer gefallen waren. Erhaben ragen heute ihre Wipfel über das Kronendach der Buchen des Weicholdswaldes. Für die zwei dicksten Exemplare haben die Schülerinnen und Schüler der Altenberger Madagaskar-AG seit letztem Herbst die Patenschaft übernommen, im Rahmen des Baumdenkmal-Programms der Grünen Liga Osterzgebirge.
Ihr spezielles Augenmerk gilt bereits seit längerem der wahrscheinlich größten Tanne, einige Meter oberhalb der Bielatalstraße. Direkt dahinter klafft ein altes Bergloch im Boden, einstmals verursacht von längst vergangenem Bergbau. Dieses steckt voller Müll, der hier seit mehreren Jahrzehnten von verantwortungslosen Mitmenschen versenkt wird – offenbar bis heute. Nach zwei große Müllberäumungsaktionen waren die jungen Leute der Madagaskar-AG bis zu den Schichten aus der DDR-Endzeit vorgedrungen. Eine durchaus spannende Entdeckerreise in den Alltag der Vergangenheit! Doch als nun, am 1. Mai 2025, hier der dritte Madagaskar-AG-Mülleinsatz stattfand, zeigte sich, dass offenbar schon wieder neuer Abfall abgelagert worden war. Unglaublich!
Zersetzendes Plastik, alte Batterien, mit undefinierbaren Flüssigkeiten gefüllte Flaschen, … sind ganz sicher nicht das, was eine alte Tanne direkt in ihrem Wurzelbereich haben sollte.
Somit stand der kleine Bestand autochthoner Weiß-Tannen an der Bielatalstraße im Mittelpunkt des diesjährigen Madagaskar-AG-Camps. 16 Schülerinnen und Schüler zwischen Klasse 5 und 10 machten sich intensiv Gedanken, was zu Schutz der Tannen notwendig, sinnvoll und machbar wäre. Dabei geht es nicht nur um den mächtigen Altbaum am müllgefüllten Bergloch, sondern auch um die Tännchen am Straßenrand. In den letzten Jahren hatten die Jugendlichen hier bereits zwei Dutzend Keimlinge und Jungpflanzen mit Drahtkörben geschützt – vor hungrigen Rehen und rücksichtsloser Straßenrandmahd. Eigentlich sollte der Tannennachwuchs im Wald selbst heranwachsen, aber dort werfen zahlreiche größere Jung-Buchen aktuell viel zu viel Schatten.
Die Mitglieder der Madagaskar-AG entwickelten nun ein gleichermaßen umfangreiches wie anspruchsvolles „Projekt Weiß-Tanne“. Auf eine erste Ideensammlung vor Ort folgte ein Einführungsseminar über die Grundlagen, was ein (gutes) Projekt ausmacht, was bei dessen Erarbeitung zu beachten ist. Ein eher trockenes Thema, könnte man meinen, wenig geeignet für ein Aktionscamp. Doch Kathrin Damm – Mitglied im Regenwald-Verein Ranoala, mit langjährigen Erfahrungen im Bereich „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ – gestaltete das Programm durchaus spannend. In drei Kleingruppen widmeten sich die Teilnehmer dann den Teilaspekten:
1) Fortsetzung Müllberäumung (mit professioneller Unterstützung)
2) Infotafel am Tannenbestand (um auf dessen Bedeutung aufmerksam zu machen und weitere Müllablagerungen zu verhindern)
3) Förderung Tännchen-Nachwuchs (durch Auflichtung des Buchen-Jungbestandes)
Am nächsten Tag trafen sie sich mit Förster Denny Werner, um vor Ort die Möglichkeiten (und Grenzen) ihrer Projektideen zu besprechen. Und zum Abschluss des Madagaskar-AG-Camps verfassten die Schülerinnen und Schüler eine Bewerbung für dieses Projekt, dass sie beim aktuellen „Wettbewerb für Jugendliche: Artenschutz für Pflanzen“ einreichen wollen.
Außer dem „Tannenprojekt“ füllten noch eine Menge weiterer Aktivitäten das diesjährige Madagaskar-AG-Camp. Auf dem Programm standen unter anderem:
– eine Exkursion in den Botanischen Garten Dresden mit einer sehr interessanten Führung durch Gärtnerin Karin Schwabe in den Tropenhäusern;
– zwei Waldeinsätze im Hiekenbusch-Wald, um die in den letzten Jahren gepflanzten Bäumchen von Brennesseln, Himbeerranken und anderen Konkurrenten freizuhalten;
– Malagasy-Lernen mit der in Dresden lebenden Madagassin Marie Pascaline;
– ein kleines Grußbotschaftsvideo für die Partner-Schülergruppe „Analasoa Club“ im Dorf Anjahambe (Ost-Madagaskar) sowie kleine Gastgeschenke basteln.
Das Jahr 2025 hält noch einige Höhepunkte für die Madagaskar-AG bereit. Im Juni/Juli werden sechs Zehntklässler zu den Partnern nach Anjahambe reisen, und Oktober ist seit langem wieder einmal ein Besuch von acht madagassischen Jugendlichen (plus zwei erwachsenen Begleitern) in Altenberg geplant. Ein Ziel bei diesen intensiven Begegnungen soll sein, dass die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ein größeres, längerfristiges Umweltprojekt entwickeln, an dem sie dann in den nächsten Jahren gemeinsam arbeiten können.
Mit der „Weiß-Tanne Bielatal“ kann die Madagaskar-AG erste wertvolle Projekt-Erfahrungen sammeln.
Jens Weber