Bei goldenem Herbstwetter ließen sich am vergangenen Sonntag vor allem einheimische BesucherInnen von Wanderführerin Anika Wilke informieren. Das Gebiet, das die Gruppe durchwanderte, erstreckte sich im osterzgebirgischen Bielatal zwischen Kesselhöhe und Weicholdswald über die Industrielle Absetzanlage (IAA), auch bekannt als „Spülkippe“. Die IAA ist ein künstlich angelegter Haldenteich zur Klärung von Abwässern (Trüben) aus der Aufbereitung mineralischer Stoffe der früheren „Zinnerz Altenberg“. Die Spülkippe war von 1967 bis 1991 in Betrieb und beherbergt hinter einem 79 Meter hohen Schüttdamm auf einem Areal von 57 Hektar etwa 10,5 Millionen Kubikmeter Abraum aus der Zinnerzaufbereitung in Altenberg. Heute braucht es eine spezielle Genehmigung, um das Gelände überhaupt betreten zu dürfen. Denn noch immer wird die Bergbaualtlast saniert und der Untergrund ist durch die frühere Aufbereitungsmethode („Flotation“) teils gefährlich.
Anika Wilke verfügte über diese besondere Betretungserlaubnis der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft und konnte so den Neugierigen etliches über die hier entstandene Naturlandschaft und über Bergbaugeschichte zeigen und erzählen. Auch frühere Bergleute, jetzt Mitglieder der „Interessengemeinschaft Arno-Lippmann-Schacht“, waren unter den Besuchern. Sie wussten aus ihren beruflichen Erfahrungen zu ergänzen und mit Anekdoten zu vertiefen. Spannend war auch der Blick durch den „Trübestollen“, einen alten Bergbaustollen, der zwei Kilometer schnurgerade durch den Berg verläuft. Dessen „Licht am Ende des Tunnels“ war als winziger Punkt erkennbar.
Noch ist unsicher, ob künftig neue Bergbauaktivitäten wegen Lithium in diesem Landstrich umgesetzt werden sollen. Diese Sorge wurde auch während der Tour geäußert, bewegt sie doch viele Einheimische zutiefst – gerade jene, die das Gelände in seinem einstigen, wüstenartigen Zustand kannten. Damals waren Gesundheit und Lebensqualität in der Gegend durch den Abbau beeinträchtigt.
„Inzwischen ist das Gebiet um die Spülkippe weiträumig zur Naturoase geworden“, berichtete Anika Wilke. Gut 30 Jahre Ruhezeit seit dem Stopp des Bergbaus wussten Pflanzen und Tiere eben zu nutzen. So haben sich am See seit Jahren Kraniche angesiedelt, die hier erfolgreich brüten. Tausende Erdkröten wandern das Gewässer jährlich aus einem Radius von zwei Kilometern an. Frosch- und Molcharten nutzen feuchte Stellen als Laichgebiete, Ringelnattern und Kreuzottern sonnen sich. Sogar seltene Haselmäuse fühlen sich in den Wäldern rundum wohl, wie die Naturschutzstation Osterzgebirge mit ForscherInnen ermittelt hat. Etliche der umliegenden Landstriche stehen inzwischen unter Naturschutz.
Rückblick: Herbstliche Wanderung im Bielatal lockt viele Besucher auf Naturschutzstation Osterzgebirge