Anfang/Mitte Januar: Der Naturschutzbund Sachsen e.V. positioniert sich als erster der gesetzlich anerkannten Naturschutzverbände im Freistaat mit einer sehr informativen Seite auf seiner Internetpräsenz: https://sachsen.nabu.de/umweltundressourcen/rohstoffabbau/35538.html. Danke NABU!
10. Januar 2025: Die (in Bezug auf die Bergbauplanungen für gewöhnlich gut informierte) Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt in einem Artikel: „Zinnwald Lithium will noch vor dem Jahr 2030 damit beginnen, die Lagerstätte abzubauen, und jährlich bis zu drei Millionen Tonnen Erz aus dem Berg fördern, das in der Region weiterverarbeitet werden soll.“ Dies wäre noch einmal eine Verdoppelung gegenüber dem offiziell verkündeten Ziel von 1,5 Mio t/a (und eine Versechsfachung gegenüber den Planungen von 2019). ZL-Geschäftsführer Uhlig hatte dies auch früher schon in Interviews in Aussicht gestellt.
14. Januar 2025: Geomet kündigt den Beginn des UVP-Verfahrens für die Aufbereitungsanlage (in Prunéřov, bei Kadaň) und für den Transport des Materials (Auswirkungen auf Cínovec, Dubí, Koštany, Újezdeček usw.) an. Das Bergwerk selbst ist noch nicht Bestandteil des Verfahrens („Salamitaktik“?). Wichtigste Information aus den Unterlagen jedoch: Geomet hat seine ohnehin schon extrem hohen Förderplanungen noch einmal deutlich erhöht – von bisher 1,7 – 2,3 Mio t/a auf 3.2 Millionen Tonnen Erz pro Jahr. „Die Kapazität der Aufbereitungsanlage und die maximale Menge des verarbeiteten Erzes (Rohmaterials): Das Projekt wird maximal 3,2 Millionen Tonnen Erz (im Folgenden als Rohmaterial) pro Jahr.“
(zum Vergleich: auf der großen Halde am Ortsrand von Cínovec – hinter dem „Casino“ – lagern ca. 0,8 Mio Tonnen Abraum, die während mehrerer Jahrzehnte Zinnerzbergbau hier angefallen sind)
17. Januar 2025: Der Ortschaftsrat Liebenau wird informiert, dass Zinnwald Lithium eine neue Erkundungslizenz östlich ihres bisherigen „Bewilligungsgebiets“ beantragt hat. Die „Bergrechtliche Erlaubnis zur Aufsuchung zu gewerblichen Zwecken im Feld ‚Liebenau‘“ würde in einem Streifen zwischen Dittersdorf-Döbra im NW und der tschechischen Grenze im Waldgebiet Harthe zahlreiche Probebohrungen umfassen.
23. Januar 2025: Die Unterlagen zur „Liebenau-Variante“ der Bergbau-Halden und Aufbereitungsanlagen von Zinnwald Lithium Plc. liegen jetzt auf dem Tisch (wenn auch nicht ganz öffentlich): Die sogenannten „Träger öffentlicher Belange“ (TÖB) sowie die gesetzlich anerkannten landesweiten Naturschutzverbände Sachsens bekommen vom Oberbergamt Zugang zur „1. Fortschreibung der Tischvorlage zum Zinnwald Lithium Projekt“ – faktisch die beim Scoping-Termin im August 2023 von den Behörden Prüfung einer Alternativvariante. Die TÖBs und die Naturschutzverbände erhalten bis Ende Februar Gelegenheit zur Stellungnahme. Es gibt v.a. auch aus Naturschutzsicht viele Kritikpunkte.
Die offiziell eingereichte Variante weicht in wichtigen Details von der ab, die Zinnwald Lithium in seiner bei https://www.rathaus-altenberg.de/aktuelles hinterlegten Präsentation zeigt. So wird der Öffentlichkeit eine Stollenführung „mit Knick“ präsentiert, die die Ortschaften und das Hochwasserbecken umgeht (war immer wichtige Forderung!). Tatsächlich ist aber die direkte (kürzere) Variante Bestandteil der Planungen.

Abb.2: Darstellung in der „1. Fortschreibung der Tischvorlage …“

Abb. 3: Darstellung in der Präsentation „Zinnwald Lithium will ein führender heimischer Lieferant für die europäische Batterieindustrie werden“
Wesentliche Informationen, die zur Einschätzung einer (halbwegs umweltverträglichen) Realisierbarkeit des Vorhabens nötig wären, werden auch weiterhin vorenthalten. Die betrifft unter anderem den Wasser- und Energiebedarf. Und wichtige Naturschutzaspekte wie Vogelzug fehlen gänzlich.
Informationen zum Planungsstand der gegenüber der „Tischvorlage“des Scoping-Termins mittlerweile erheblich veränderten „Bärenstein-Variante“ erhält die „Fortschreibung“ nicht. Hier klaffen zwischen dem, was im Juli 2023 veröffentlicht wurde, und womit Zinnwald Lithium aktuell für das Bielatal droht, sehr große Diskrepanzen.
Ins Auge fällte vor allem, dass der für die neue Liebenau-Variante kalkulierte Flächenbedarf nochmal deutlich höher liegt als die Angaben für Bärenstein:
- Abraumhalde: Bärenstein 60 ha – Liebenau 75 ha (+ 20 %)
- Aufbereitungsfabrik: Bärenstein 12,5 ha – Liebenau 35 ha (+ 180 %)
Kurze Anmerkung noch zum Schluss: in Diskussionen mit der „Naturschützer-Öffentlichkeit“ hört man zwei sehr unterschiedliche Meinungen, entweder „Die Messen sind gesungen, das kommt sowieso, weil: ‚DIE machen doch ohnehin, was sie wollen'“. Oder (viel öfter): „Das kommt sowieso nicht, niemals genehmigungsfähig, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“. Sagen wir mal: die Chancen, das Schlimmste zu verhindern, stehen vielleicht 50 : 50. Aber nur dann, wenn wir uns mit aller Kraft dafür einsetzen und nicht nur – Kopf in den Sand – einfach abwarten.