Natur im Osterzgebirge

Landschaftspflegerausbildung beim Heulager

Die Grüne Liga Osterzgebirge ist Partnerin beim Ausbildungsprogramm zum „Geprüften Natur- und Landschaftspfleger“ des Berufsbildungswerks Garten und Landschaftsbau. Die Biotoppflegebasis Bielatal bei Bärenstein gehört zu den Ausbildungsorten, unter anderem für die Module Biotoperkennung/-bewertung sowie Praktische Gehölzschutzmaßnahmen. Und auch beim Heulager sind die jährlich 15 bis 20 Teilnehmer – aus allen Winkeln Deutschlands – immer für einige Tage mit dabei. Nachfolgend der Rückblick eines der angehenden „Ranger“:

Heulager im Bielatal:

Ein besonderes Highlight für 17 angehende „Ranger“ aus Dresden

Der Duft von frisch gemähtem Gras liegt in der Luft und vermischt sich mit dem Geruch verrottenden Laubs. Aus dem nahegelegenen Waldstück sind Vogelstimmen zu hören. Zwischen den aufgetürmten Heuschloten hüpft eine Amsel umher, auf der Suche nach Würmern und Fröschen, die sich bisher recht gut vor ihm in der Grasnarbe verstecken konnten. Gummistiefel schmatzen durch die Feuchtwiese, während mehrere Sensen sich Zentimeter um Zentimeter vorarbeiten. Große Planen werden von der Wiese gezogen, voll beladen mit dem noch feuchten Mähgut. Eine körperlich anstrengende Arbeit – doch Arbeit an der frischen Luft tut Geist und Seele gut!

Sind die vorangegangen Zeilen eine idyllische Beschreibung für die Wiesenmahd aus längst vergangenen Zeiten? Nein, dies ist die Realität für Teilnehmer des Heulagers der Grünen Liga Osterzgebirge. Unter ihnen sind 17 angehende Geprüfte Natur- und Landschaftspfleger („Ranger“), die am Berufsbildungswerk Dresden auf ihre staatliche Prüfung vorbereitet werden.

Deutschlandweit gibt es nicht viele vergleichbare Veranstaltungen. Für insgesamt 16 Tage vom 21. bis zum 7. Juli kommen Familien, Alleinreisende, junge und alte Menschen im Bielatal bei Bärenstein im Osterzgebirge zusammen, um die herrlich ausgeprägten Berg-, Frisch- und Feuchtwiesen zu mähen. Mit unterschiedlicher Technik – vom Freischneider über den Balkenmäher bis zur Sense. Wo immer möglich, wird die kräuterreiche Pracht zu Heu verarbeitet. Doch in 2024 spielt das Wetter nicht so wirklich mit. Ein Großteil der Heuernte wird schweren Herzens auf die großen Komposttürme gebracht.

Sämtliche Mahlzeiten nehmen die Heulagerer gemeinsam ein. Mittags und abends gibt es warme Küche. Übernachtet wird auf den Zeltwiesen rund um die Biotoppflegebasis der Grünen Liga oder im Matratzenlager. Auch sechs der angehenden „Ranger“ nutzen die Gelegenheit, um abends am Lagerfeuer neue Kontakte knüpfen zu können, während der Rest der Truppe täglich aus Dresden anreist.

Tag 1 – Mittwoch, den 3. Juli: Feuchtwiese in Oberfrauendorf

Der erste gemeinsame Arbeitseinsatz beginnt um 08:30 Uhr an einer relativ kleinen Feuchtwiese im malerischen Waldhufendorf Oberfrauendorf. Da die Feuchtwiese mitten im Ortskern ist, werden wir von direkten Anwohnern kritisch bei unserer Arbeit beäugt. Doch wir lassen uns davon nichts anmerken. Schließlich haben wir am ersten Tag dieser Lehrgangswoche eine umfassende Einweisung in Sachen Mähtechnik von unserem Lehrgangsleiter, Martin Beger, erhalten.

Und so können wir das Erlernte heute anwenden: Freischneider und Balkenmäher machen die Runde. Die Effizienz dieser Maschinen ist wirklich beeindruckend. Unser Dozent am heutigen Tage, Frank Lochschmidt, muss uns schon sehr einbremsen, damit wir noch ein paar Flächenprozente stehen lassen. Für die Insekten, für die Amphibien. Und außerdem verbergen sich unter einem dichten Brombeergebüsch lose Steine. Wir lassen auch hier einen gewissen Bereich unberührt – die Unfallgefahr wäre einfach zu groß!

Die Arbeit mit den Maschinen fällt leicht von der Hand. Viel mühsamer ist die Beräumung der Fläche. Große Haufen von Binsen und Seggen wollen einfach nicht schrumpfen. Dafür wird der Container immer voller. Naja, eine kurze Mittagspause sei uns gegönnt. Mit neuer Kraft ist die Wiese tatsächlich doch sehr schnell beräumt. Gegen 13:30 Uhr können wir zufrieden auf unsere Arbeit zurückblicken. Nur eine Anwohnerin ist etwas irritiert – Warum haben wir denn so viel stehen lassen? Wie sieht das denn aus? Es ist schade, dass auch in der heutigen Welt noch längst nicht alle Menschen für den Artenschutz sensibilisiert sind…

Tag 2 – Donnerstag, den 4. Juli: Sensenkurs und Feuchtwiesen im Bielatal

Das Dengeln erfordert Geduld und Gefühl.

Am heutigen Tag treffen wir uns um 09:00 Uhr an der Biotoppflegebasis im Bielatal. Ein Sensenkurs steht auf dem Programm. Nicht nur für angehende Ranger, sondern für alle interessierten Heulagerer.

Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe startet mit dem Erlernen der Kunst des Sensens, die andere Gruppe darf sich am Dengeln versuchen.

In unmittelbarer Umgebung befinden sich zwei Feuchtwiesen. Die langen Halme von Binsen und Seggen eignen sich besonders gut, um den Bewegungsablauf sowie die Körperhaltung während des Sensens zu erlernen.

Dank ausgezeichneter Hilfestellung durch unsere heutigen Dozenten, Hanna Bohne und Jens Weber, machen wir schnell Fortschritte. Wir alle sind sehr begeistert, was für ein tolles Werkzeug die Sense doch ist. Es ist im Vergleich zu den motorgetriebenen Maschinen ein deutlich angenehmeres Arbeiten. Wir kommen überraschend gut voran und genießen es, auch während der Arbeit unsere Umgebung wahrnehmen zu können.

An einer wenig befahrenen Straße, die zu einem nahegelegenen Steinbruch führt, haben Jörg Lehnert und Norman Döring für alle Teilnehmer ausreichend Dengelböcke aufgestellt. Nach einer kurzen Einweisung erhalten wir ein kleines Stück Blech. Erst sollen wir uns ein grundlegendes Verständnis für dieses Handwerk erarbeiten, ehe wir uns an echten Sensen versuchen. Doch dafür reicht an diesem Tag die Zeit definitiv nicht mehr. Aber allen wird klar – das Dengeln erfordert sehr feine Hände!

Nach dem gemeinsamen Mittagessen bis zum Ende dieses Tages beräumen wir zwei Flächen vom Schnittgut. Die frische Luft und die körperliche Arbeit sorgen für einen ruhigen Schlaf.

Tag 3 – Freitag, den 5. Juli: Mahdgutberäumung im Bielatal

Der heutige Tag ist für uns der Abschluss einer weiteren Lehrgangswoche. Es ist die vorletzte. Nur noch eine Woche im August und dann werden wir uns auf die anstehenden Prüfungen vorbereiten. Danach werden sich unsere Wege wieder trennen. Fast jeder wird sich nach einem neuen Job in der grünen Branche umschauen. Und eines Tages kommen wir wieder zusammen, vielleicht auch im Rahmen eines Heulagers?!

Nach einer kurzen Vorbesprechung fallen nur noch einige Restarbeiten an. Die Feuchtwiesen, auf denen wir am Vortag gesenst haben, müssen beräumt werden. Und auf einer nahegelegenen Bergwiese steht noch das Aufschichten von Heuschloten aus. Bis zur Mittagszeit sind wir fertig. Danach geht es für alle wieder zurück in die Heimat. Die einen haben nur einen kurzen Weg nach Hause, doch manche Teilnehmer fahren noch bis zur Küste rauf. Genießt die lehrgangsfreien Tage!

Nähere Informationen zu unserem Lehrgang findest du unter der Seite des Berufsbildungswerkes: https://www.bbw-galabau.de

Johannes Ksyk

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