Ende August waren wir als Bundessprecherinnen und -sprecher der Grünen Liga zu Gast im Osterzgebirge. Neben Bergwiesenpflege und anderen praktischen Naturschutzthemen wurde uns auch vom Konflikt um möglichen Lithiumabbau berichtet. Die vom Bergbauunternehmen angestrebten – weil nur so für Investoren interessanten – Größenordnungen sind für die Region absolut nicht beherrschbar, hörten wir und erfuhren von einer sehr aktiven Bürgerinitiative, die sich auch grenzübergreifend nach Tschechien vernetzt hat. Auch woanders auf der Welt hält sich die Begeisterung über Lithiumabbau in Grenzen, die Tagesschau berichtete etwa im August über Massendemonstrationen in Serbien.
Mir fällt mein Solarinstallateur ein. Um den Stromertrag der geplanten Anlage auf dem Dach für die Abend- und Nachtstunden speichern zu können, empfehlen die Verbraucherzentralen eine Kilowattstunde Batteriekapazität pro 1000 Kilowattstunden Jahresstromverbrauch. Demnach müssten bei mir weniger als zwei Kilowattstunden gespeichert werden.
„Ich empfehle trotzdem immer den Fünf-Kilowattstunden-Speicher“, sagte mein Installateur. Einen kleineren hat er auch gar nicht im Angebot. Kleinere Modelle als fünf Kilowattstunden empfehlen aus diversen Gründen auch die Verbraucherzentralen nicht. Ich habe also den Installateur enttäuscht und mich gegen den Speicher entschieden, zumindest solange mir nicht erlaubt ist, den Strom von meinem Dach auch für meine Nachbarn oder andere Stromverbraucher zu speichern.
Die meisten Kunden scheinen sich anders zu entscheiden, fühlen sich damit offenbar irgendwie sicherer (oft ohne es wirklich zu sein) oder verbrauchen tatsächlich so viel Strom, dass sich der Speicher „lohnt“. In letzterem Fall dürfte mit seiner Installation der Anreiz verpuffen, den eigenen Stromverbrauch vielleicht mal zu senken.
So wird offensichtlich in Tausende deutsche Eigenheimkeller mehr Lithium hineingestellt, als für eine sinnvolle Energiewende nötig wäre. Nicht selten wird den Verantwortlichen dieser Verschwendung sogar eingeredet, sie wären Helden des Klimaschutzes. Wie so oft wäre es sinnvoll, die Verbraucher und die vom Rohstoffabbau Betroffenen hätten sich gegenseitig mehr auf dem Schirm. Da bringt es wenig, dass ich guten Gewissens durchs Erzgebirge gewandert bin.
René Schuster
Der Autor ist Bundesvorsitzender der Grünen Liga.
Weitere Informationen: www.grueneliga.de (Themen – Gesteinsabbau)
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