Natur im Osterzgebirge

Wiesenvielfalt und Regenwald …

… im Ost-Erzgebirge und in Ost-Madagaskar

Spendenscheck von der Raupenestklinik für die Madagaskar-AG

Rasen zu Wiese – an der Rehaklinik Raupennest

Zugegeben: bunt sieht anders aus. Bei der Präsentation der „Raupennestwiese“ zum Tag der Offenen Tür der Kurklinik zeigte sich das Grünland überwiegend – grün. Dabei stecken da nun schon drei Jahre mühevolle Mahd und eine Menge zusätzlicher Naturschutzaufwand drin. 2019 hatte sich die Klinikleitung – auf Wunsch der Belegschaft – an die Grüne Liga Osterzgebirge mir der Frage gewandt, wie sie aus dem bis dahin kurzgeschorenen Zierrasen eine blütenbunte Schmetterlingswiese machen könne.

Seither entwickelt sich eine sehr schöne Partnerschaft zwischen der Raupennestklinik, dem Umweltverein und, vor allem, der Madagaskar-AG des Altenberger Glückauf-Gymnasiums. Jedes Jahr beim „genialsozial“-Tag, kurz vor den Sommerferien, mähen die Schülerinnen und Schüler die Fläche. Wobei mehrere Blühinseln stehen gelassen werden. Auf der einstmals moorigen und teilweise borstgrasrasenartigen Fläche dankt es im Hochsommer dann das Heidekraut mit rosarotem Blütenzauber, besucht von vielen Insekten.

Um auch zuvor schon bunte Bergwiesenblumen blühen zu lassen, wurden Teilbereiche mit Stahlharken aufgelockert und Heusamen (diasporenreicher Scheunenkehricht) von den sehr artenreichen Bielatalbiotopen ausgebracht. Doch trotz etwas Kalkung vor zwei Jahren bleibt bislang das Ergebnis zumindest optisch hinter den Hoffnungen zurück. Offenbar braucht man unter Fast-Kahleberg-Bedingungen doch einige Jahre mehr Geduld.

Nichtsdestotrotz unterstützt die Klinikleitung im Gegenzug die Projekte der Madagaskar-AG mit Spenden. Beim Tag der Offenen Tür am 18. Juni übergab die Klinikleiterin, Anke Gundel,  symbolisch einen Scheck über 1.000 Euro.

Moneten für Müll

Auch mit einer anderen, recht kreativen Aktionsidee haben die MAD-AGler eine beträchtliche Spendensumme für die Unterstützung der Wiederaufforstungsinitiativen im madagassischen Regenwalddorf Anjahambe eingeworben. Im März holten sie Müll aus dem Naturschutzgebiet Weicholdswald. Die Menge des dort – in einem Bergloch hinter der größten Weißtanne – über Jahrzehnte verklappten Schrotts und Unrats übertraf die schlimmsten Befürchtungen bei weitem. Der zuvor ausgegebene Spendenaufruf  „1 Euro pro Kilo Müll“ hätte Eltern, Lehrer und Grüne-Blätt’l-Leser in den Ruin getrieben. Dennoch kamen am Ende rund 500 Euro Spenden zusammen. Ganz herzlichen Dank an alle, die sich an dieser Aktion beteiligt haben!

Noch einmal ungefähr die gleiche Summe hatten die Schülerinnen und Schüler seit letztem Jahr bei weiteren Spendeninitiativen eingeworben (z.B. Weihnachtsmarkt in Geising). So konnten jetzt eine größere Überweisung zu den Projektpartnern nach Madagaskar transferiert werden. In Anjahambe setzt sich ebenfalls eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen für Natur und Umwelt ein. Der „Analasoa-Club“ legt ein immer wieder bewundernswertes Engagement an den Tag!

 

Bäume für den Analasoa-Wald, Bildung für den Analasoa-Club

Seit über zehn Jahren unterstützen der Regenwaldverein Ranoala (Mitgliedsgruppe der Grünen Liga Dresden) und die Madagaskar-AG ein Wiederaufforstungsprojekt rund um einen kleinen Restregenwald namens Analasoa („der gute Wald“) beim ostmadagassischen Dorf Anjahambe. Einen Großteil der praktischen Arbeiten wie auch der zugehörigen Öffentlichkeitsarbeit übernimmt dabei eine Gruppe engagierter Schülerinnen und Schüler, die sich Analasoa-Club nennen. Als „Dankeschön“ und Motivation finanzieren die detuschen Freunde den jungen Leuten Exkursionen zu Regenwald-Umweltbildungsorten. Im letzten Oktober waren sie zum Beispiel, gemeinsam mit drei Jugendlichen der Madagaskar-AG, im bekannten Andasibe-Nationalpark.

Mit den jetzt überwiesenen Spendengeldern wird Anfang Juli nun über 40 Schülerinnen und Schülern ein Wochenendausflug in das Schutzgebiet (Reserve Speciale) Analalava ermöglicht (https://www.analalava-reserve.com). Dabei handelt es sich um den größten Tiefland-Regenwaldrest in Provinz Tamatave/Toamasina. Erhalten blieb er dank eines Schutzwaldgürtels, der in den 1990er Jahren von Ranoala und seinen damaligen madagassischen Partnern aufgeforstet wurde. Heute bietet hier ein von Missouri Botanical Garden (http://mobot.mg/conservation/analalava-forest-site) unterstütztes Schutzgebietszentrum hervorragende Naturschutzbildung.

Derartige Ausflüge bedeuten für die jungen Freunde des Analasoa-Clubs freilich nicht nur Bildung, sondern auch großartige Gemeinschaftserlebnisse. Verreisen ist für die überwiegend materiell sehr arme Dorfbevölkerung ein ansonsten unerschwinglicher Luxus. Benzin kostet fast genauso viel wie in Europa, entsprechend hoch sind die Preise der Buschtaxis. Ein normaler Lohn, beispielsweise eines Waldarbeiters,  liegt indes bei durchschnittlich unter 2 € – pro Tag!

Um sich die Teilnahme an der Exkursion zu erarbeiten, organisiert der Analasoa-Club zuvor wieder einen größeren Pflanzeinsatz im Analasoa-Wald. Das dafür notwendige Pflanzmaterial haben sie bereits in der zum Waldprojekt gehörenden Baumschule angezogen. Jeden zweiten Sonnabend treffen sich die Jugendlichen zu einem gemeinsamen Naturschutzeinsatz.

Die Unterstützung durch die deutschen Freunde ist für all dies nicht nur in materieller Hinsicht sehr motivierend. Und dies gilt sicher auch umgekehrt: für die Madagaskar-AG gehören „Global denken“ (Regenwaldschutz in Madagaskar) und „Lokal handeln“ (Naturschutzengagement im Erzgebirge) zusammen.

MAD-AG-Camp im Bielatal

Zu den vielfältigen Aktivitäten der MAD-AG-Jugendlichen im heimatlichen Ost-Erzgebirge gehören vor allem alljährliche Pflanz- und Pflegeeinsätze für klimawandeltauglichen Mischwald. Die Naturschutzbemühungen gelten in der Region aber auch artenreichen Wiesenbiotopen. Seit vier Jahren kümmern sich die Schülerinnen und Schüler um den Erhalt der Feuerlilien auf der „Wiese an der Bahnlinie“, nordwestlich vom Geisingberg – eine sehr erfolgreiche Gemeinschaftsaufgabe von Naturschutzstation Osterzgebirge, Sachsenforstbezirk Bärenfels und Madagaskar AG. Derzeit stehen die (in Sachsen vom Aussterben bedrohten) Feuer-Lilien hier in allerprächtigster Blüte!

Zum fünften Mal wird Anfang Juli auch wieder das „Madagaskar-AG-Camp beim Heulager“ stattfinden (wobei das eigentliche Heulager ferienbedingt leider erst eine Woche später  beginnt). 15 MAD-AGler haben sich wieder angemeldet, im Bärensteiner Bielatal zu zelten und bei der Pflege der „Bielatalbiotope“ mitzuhelfen. Um den Bogen zwischen Biologischer Vielfalt der osterzgebirgischen Bergwiesen und des ostmadagassischen Regenwalds zu schlagen, steht auch wieder eine Exkursion auf dem Programm des Camps – diesmal geht es zu den Lemuren im Zoo von Ústí n.L./Aussig. außerdem ein Madagaskar-Filmnachmittag in der Bärensteiner Galerie Geißlerhaus sowie eine Lagerfeuer-Gesprächsrunde mit dem Madagaskar-Kenner, Anwalt und Buchautor („Vaovao“) Dr. Georg Jaster am Montagabend (3. Juli). Interessenten sind dazu herzlich eingeladen ins Bärensteiner Bielatal! (Beginn voraussichtlich gegen 18.00 Uhr).

Und dann wird es am Dienstag, den 4. Juli, auch wieder den „genialsozial“-Tag geben. Finanziell unterstützt durch die Grüne Liga Osterzgebirge, wollen sich die Madagaskar-AG-Mitglieder abermals der Wiese an der Rehaklinik Raupennest widmen. Also: Wiesemähen (mit Einachsmäher und Sensen), das Mähgut beräumen, die Rasennarbe mit Stahlharken auflockern und erneut samenreichen Scheunenkehricht von den Bielatalbiotopen hier ausbreiten.

Irgendwann wird es mit Sicherheit klappen, dass das Grünland hier bunt wird. Es braucht nur Geduld – und das nachhaltige Engagement von jungen Leuten, denen die Biologische Vielfalt wichtig ist.

Jens Weber

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