Natur im Osterzgebirge

Gedanken zur Spülkippe in Bärenstein bei Hochwassergefahr

von Britta Weber

(übernommen von baerenstein.org)

Transparent an der Zufahrt zur Spülkippe

Auf der Informationsveranstaltung in Bärenstein am 13.05.2024 wurden die Bürgerinnen und Bürger informiert, dass die Zinnwald Lithium GmbH die Deponierung der anfallenden Reststoffe auf der Fläche der Industriellen Absetzanlage (IAA) im Bärensteiner Bielatal plant.

Die Bürgerinitiative Bärenstein lehnt diese Planung sowie auch jede andere Deponierungsplanung auf anderen Flächen im Bielatal und in Bärenstein ab.

Die Industrielle Absetzanlage (IAA – vor Ort als „Spülkippe“ bekannt) ist eine der größten Schlammdeponien Europas, die von einem 79 Meter hohen und 680 Meter langen Damm begrenzt wird. Dieser Damm hindert die Schlämme am Abfließen in das Bielatal und Müglitztal. Die Stabilität der Schlammdeponie wurde in den letzten Jahren durch Rekultivierungs- und bauliche Maßnahmen erhöht, sollte aber durch keine neuen Deponierungsmassen gefährdet werden.

Im Hochwasserfall ist die Standfestigkeit des Dammes und der Schlammdeponie zusätzlich in Gefahr.

Die Industrielle Absetzanlage im Bärensteiner Bielatal wurde ab 1967 gebaut und 1970 in Betrieb genommen. Mit der Beendigung der Zinnerzförderung endete das Einspülen der Schlämme am 31.03.1991.

Somit wurde der Betrieb der Spülkippe (IAA) von den großen Hochwassern in den Jahren 1957 und 2002 verschont. Das Jahrhunderthochwasser 2002 traf auf keine offene Haldenfläche. Trotzdem war die Situation auf der Spülkippe (IAA) und am Damm ab dem 12. August 2002 über mehrere Tage kritisch. Es bestand die Gefahr des Dammbruchs.

Am 14.08.2002 kam es zum Auslösen eines Katastrophenalarms aufgrund der Fehlmeldung, dass der Damm gebrochen ist. Es wurde damit gerechnet, dass der Damm selbst sowie die Schlammmassen, die er bisher zurückgehalten hat, auf dem Weg durch das Bielatal und Müglitztal nach Heidenau sind. Daraufhin erfolgte die Evakuierung der Gemeinden entlang der Müglitz (Bärenhecke, Glashütte, Schlottwitz). Die Einwohner mussten sofort ihre Häuser verlassen und sich so schnell wie möglich auf die Berghänge begeben.

Es liegen uns Augenzeugenberichte zu den Evakuierungen in den betroffenen Ortschaften im August 2002 vor. Die Anweisung der Rettungskräfte lautete: Alle Personen sollen sich sofort auf die Berghänge hinter den Gebäuden (zum Beispiel auf die Hänge des Lederberges in Schlottwitz) begeben. Es ging um Rettung aus akuter Lebensgefahr. Zur Bergung von Sachgütern war keine Zeit.

In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass sich fast die gesamte Uhrenindustrie in Glashütte auf dem potentiellen Weg der Schlammlawine entlang der Müglitztalstraße befindet.

Nun soll nach den Planungen der Zinnwald Lithium GmbH auf der Spülkippe (IAA) weiteres Material aus der Lithiumerz-Aufbereitung gelagert werden, welches den Druck auf den Damm weiter erhöht und bei Hochwasser zum Problem werden kann. Durch den Erztransport durch den Entwässerungsstollen und die mechanische Zerkleinerung in räumlicher Nähe zum Damm sollen nach den Planungen der Zinnwald Lithium GmbH über Jahrzehnte hinweg Tag und Nacht zusätzliche Störfaktoren für die Stabilität des Dammes in Kauf genommen werden.

Der Dammbruch in Glashütte vom 12. August 2002 sollte ebenfalls nicht in Vergessenheit geraten.

Die Ereignisse während der Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021, während der Teile der Ortschaft Blessem durch eine überflutete Kiesgrube zerstört wurden, haben unsere Aufmerksamkeit für dieses Thema erhöht.

Die Bürgerinitiative Bärenstein lehnt die Gefährdung der Region durch die Planungen der Lithiumerzverarbeitung und -deponierug im Bärensteiner Bielatal vollumfänglich ab.

Naturkundliche Wanderung der Grünen Liga Osterzgebirge auf der Spülkippe 1999 mit dem Geologen Gerhard Hedrich, der einstmals auch für die Haldensicherheit bei Zinnerz Altenberg verantwortlich war. Eindringlich mahnte der zu seinen Lebzeiten wohl profundeste Kenner der Materie immer wieder, die von der Spülkippe ausgehenden Gefahren nicht zu unterschätzen!

Hochwasser August 2002 an der Kleinen Biela, ca. 1,5 km unterhalb der Spülkippe

Augusthochwasser 2002 in Schlottwitz, wo die sofortige Evakuierung der Einwohner wegen mutmaßlichen Bielatal-Dammbruchs angeordnet wurde

Heute hat sich die Spülkippe zu einem außerordentlich wertvollem Lebensraum zwischen den Naturschutzgebieten Geisingberg und Weicholdswald entwickelt. Doch von den darunterliegenden Altlasten werden noch bis in alle Ewigkeit Gefahren ausgehen.

 

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