Natur im Osterzgebirge

Berlin-Exkursion der Altenberger Madagaskar AG

Schülerreiserückblick 5.-7. Mai

Erst gemeinsam Bäume pflanzen, dann gemeinsam Regenwald erleben. So funktioniert beim Analasoa-Club im ostmadagassischen Dorf Anjahambe das Gesamtpaket aus praktischem Naturschutz, Umweltbildung und Motivation für langfristiges Engagement.  Mit den im Ost-Erzgebirge eingeworbenen Spenden können die madagassischen Schüler als Dankeschön für ihren unentgeltlichen Einsatz beim Wiederaufforstungsprojekt in der Regel einmal im Jahr in einen Nationalpark oder ein anderes Schutzgebiet fahren, wo es noch richtigen Regenwald zu erleben gibt.

Und genauso versuchen es auch die Schülerinnen und Schüler der Madagaskar-AG am Altenberger Glückauf-Gymnasium zu praktizieren. Auch sie pflanzen Bäume – wenn auch nicht im Regenwald, sondern auf dem Kahleberg. So wie zuletzt am 1. April 2023. Natürlich lässt sich daraufhin kein richtiges „Gemeinsam-Regenwald-erleben“ organisieren. Doch es gibt auch in Mitteleuropa interessante Orte, wo man Wissenswertes erfahren kann über tropische Ökosysteme sowie deren Pflanzen und Tiere. Oder auch über Madagaskar im Speziellen.

Zum Beispiel in Berlin. Nach vielen anderen Zielen in den vergangenen zehn Jahren standen diesmal der Tierpark Berlin (mit der angeblich umfangreichsten Lemurenzucht aller europäischen Zoos) und die Botschaft der Republik Madagaskar auf dem Wochenend-Reiseprogramm von 15 Altenberger Schülerinnen und Schülern.

Beim Tierpark-Programm am Freitagnachmittag erfuhren sie im Rahmen einer speziell auf sie zugeschnittenen Führung eine Menge über Lemuren und andere Tiere. Im „Vari-Wald“ bietet sich die in kaum einem anderen Zoo angebotene Möglichkeit zum unmittelbaren Kontakt mit Schwarzweißen und Roten Varis. Ein sicher nicht so schnell zu vergessendes Erlebnis!

Am Sonnabendvormittag dann der Empfang durch die Botschaftsrätin Madagaskars, Hanta Ramahazosoa, in der Vertretung des Inselstaates, in Falkensee am westlichen Stadtrand von Berlin. Wahrscheinlich ca. 6.000 Madagassen leben derzeit in Deutschland. Aber die Botschaft hier ist auch noch für neun weitere europäische Staaten zuständig – von Ungarn bis Island. Obwohl die Gesprächsrunde auf Englisch geführt wurde, zeigten sich die jungen Mad-AGler sehr interessiert. Das Interesse beruhte dabei durchaus auf Gegenseitigkeit. Frau Ramahazosoa stellte den Schülerinnen und Schülern viele Fragen zu ihrem Engagement. Vielleicht ergeben sich daraus auch neue Partnerschaftsperspektiven.

Am Sonnabendnachmittag noch ein Besuch im Naturkundemuseum Berlin und ein Stadtspaziergang zu Brandenburger Tor, Reichstag und Regierungsviertel; am Sonntagvormittag ein kleiner Workshop im Hostel zu künftigen Projekten der Madagaskar-AG. Sehr beeindruckend war vor allem, wie rasch sich die jungen Osterzgebirgler auf die überaus internationale Atmosphäre eingestellt haben. Als wäre es selbstverständlich, wechselten sogar die Fünft- und Sechstklässler beim small talk mit anderen Hostelgästen ins Englische. Ganz sicher haben die Exkursionsteilnehmer an dem Wochenende nicht nur eine Menge Wissen, sondern auch mindestens so viel Inspiration aufgenommen. Nicht nur Regenwaldschutz, sondern auch Weltoffenheit gehört zu den Anliegen der Madagaskar AG.

Dabei drohte die Reise zuvor fast an der Finanzierung zu scheitern. Ein erster Versuch, das nötige Kleingeld (ca. 3.000 €) zu beschaffen, wurde von der Sparkassenstiftung abgelehnt (ohne Begründung, aber erst etliche Monate nach der Antragstellung). Plan B war das vom Sächsischen Kultusministerium angebotene Programm „Förderung von Kleinprojekten zur Umsetzung der Sächsischen Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (SäLa-BNE). Dieses wird, wie so viele andere Geldtöpfe auch, von der Berliner Stiftung Nord-Süd-Brücken verwaltet. Eigentlich hatte ich mir nach dem extrem bürokratisch-weltfremden Prozedere im Zusammenhang mit einem Auslandsprojekt in Madagaskar zwei Jahre zuvor geschworen: „Nie wieder Nosübrü!“. Doch dann also anfang des Jahres nochmal ein Versuch bei dieser Fördergelderverwaltungsstiftung. Nach schier endloser Hin-und-Her-Kommuniziererei wurde der Antrag im Februar eingereicht – und einige Wochen später dann von Nosübrü abgelehnt. Ausführliche Begründung, kurz zusammengefasst: Was die Madagaskar-AG macht, ist keine richtige Bildung für nachhaltige Entwicklung!

Am Ende rettete unter anderem eine großzügige Spende der Reha-Klinik Raupennest in Altenberg den Schülerinnen und Schülern die Finanzierung des diesjährigen „gemeinsamen Regenwald-Erlebens“. An dieser Stelle: Herzlichen Dank dafür!

Ziemlich sicher werden sich die Mad-AGler auch in den nächsten Monaten und Jahren aktiv für Natur und Umwelt einsetzen, im Ost-Erzgebirge wie in Ost-Madagaskar. So wie auch die Freunde beim Analasoa-Club in Anjahambe. Und vielleicht wird irgendwann dann auch mal wieder ein wirklich gemeinsames Regenwalderleben möglich.

Jens Weber

Und hier noch ein ausführlicher Rückblick von Anett Bauer, der mitorganisierenden und mitreisenden Lehrerin.

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