Zum einundzwanzigsten Mal hatte die Grüne Liga Osterzgebirge wieder eingeladen zum alljährlichen Bäumchenpflanz-Wochenende (8.-10. April). Und wieder gab es reichlich zu tun für die 15 freiwilligen Helfer, die dazu ins Bielatal gekommen waren.
Dank der Unterstützung durch die Forstbetriebsgemeinschaft Freiberger Land – Erzgebirge war es dem Privatwaldbesitzer gelungen, trotz leergefegter Baumschulen insgesamt anderthalbtausend Pflanzen verschiedener Baumarten zu beschaffen, darunter Trauben-Eiche, Berg-Ahorn, Hainbuche, Weiß-Tanne, Vogel-Kirsche, Eberesche, Ess-Kastanie. Ein paarhundert davon hatten schon am Wochenende zuvor die Schüler der Madagaskar-AG und des Grüne-Liga-Jugendcamps gepflanzt. Doch der größte Teil musste jetzt noch in den Boden gebracht werden, bevor selbiger im Frühling zu trocken dafür wird.
Doch das Pflanzen ist nur der allererste Schritt, um Gehölzvielfalt auf die Borkenkäferblöße in der Fichtenmonokultur zu bringen. Rehe in beträchtlicher Zahl tummeln sich hier und fressen bevorzugt die Knospen der jungen Laubbäumchen und Tännchen. Auch Hirsche stehen hier mitunter, wie frisch geschälte Baumstämme beweisen. Also muss ein Zaun um die Pflanzfläche. Daran arbeitet derzeit der ältere Bärensteiner Privatwaldbesitzer mit seiner Familie.
Auf die Grüne Liga Osterzgebirge kommt dann in einigen Wochen wieder richtig Arbeit zu bei diesem Gemeinschaftsprojekt: Wegen des oberhalb angrenzenden Ackers ist die Fläche sehr stark eutrophiert. Demnächst werden wieder die Brennnesseln dicht an dicht emporschießen – und den jungen Bäumchen das Licht wegnehmen. Spätestens Ende Mai/Anfang Juni muss dann hier zwischen den Pflanzreihen ausgemäht werden (“Kulturpflege” heißt das im Försterdeutsch). Anspruchsvolle Sache, da ja dabei die Bäume nicht mit weggemäht werden dürfen. Wer in der Woche vor Pfingsten Zeit hat und dabei unterstützen will, kann ja gern mal Bescheid geben.
Eine zweite Kulturpflege werden wir versuchen, während des Heulagers mit zu erledigen. Für Herbst hoffen wir, auch noch Linden zu bekommen, die von den Baumschulen jetzt nicht lieferbar waren. Und nächstes Jahr beim Bäumchenpflanz-Wochenende soll das Projekt natürlich fortgesetzt werden. Vielleicht in Form einer Waldrandpflanzung mit seltenen und besonderen Sträuchern und Bäumen der Region.
Solche botanischen Raritäten zu besichtigen stand am Sonntag auf dem Programm. Die naturkundliche Wanderung beim Bäumchenpflanz-Wochenende (und im Rahmen des aktuellen Baumdenkmalprojekts von Grüner Liga und TU Tharandt) führte zu seltenen und gefährdeten Gehölzen auf der Johnsbacher und Falkenhainer Flur. Im Schilfbachtal blühte gerade wunderschön der Seidelbast. Wobei es den beiden Hauptvorkommen in der Region gar nicht gut geht. Zum einen ist es die Konkurrenz durch Baumverjüngung unter den aufgelichteten Kronen der abgängigen Eschen. Zum anderen hat in
den letzten Jahren die rücksichtslose Forstwirtschaft des österreichischen Holzkonzerns, dem die Bestände im Schilfbachtal gehören, nahezu alle Seidelbaststräucher entlang des Wanderweges vernichtet.
Ebenfalls in keinem guten Zustand sind die drei Wacholdersträucher auf den Johnsbacher Steinrücken. Diese Gehölzart gilt als lichtbedürftiger Weidezeiger und war früher – als noch tausendköpfige Schafherden durch die Gegend zogen – im Ost-Erzgebirge offenbar viel häufiger.
Insofern dürfte es sich bei den letzten Wacholdern hier auch um kulturgeschichtlich interessante Relikte handeln. Aber vermutlich hatten sie zuvor nie solche krassen Dürrephasen wie 2018 bis 2020 durchmachen müssen. Die Trocknisschäden sind unübersehbar.
Besser geht es hingegen geht es den Wildäpfeln im Holzäppelgebirge. Auch und vor allem, weil sich Wildapfel-Kolleginnen der Grünen Liga Osterzgebirge mit viel Aufwand darum k
ümmern. So haben inzwischen fast alle bekannten Exemplare ein Hinweisschild bekommen, die alten ebenso wie die vielen seit 2010 neugepflanzten Bäume. Es sollte sich keiner mehr auf Unkenntnis berufen können wie die Beauftragten des schon erwähnten österreichischen Holzkonzerns, die für die Anlage eines Zufahrtsweges zu einer Jagdkanzel (quer über ein Flächennaturdenkmal) vor Jahren einen der schönsten Holzäppelbäume im Schilfbachtal weggesägt hatten.
So gut wie seit vielen Jahrzehnten nicht sehen hingegen die Weiß-Tannen an der Hegelshöhe und im Weicholdswald aus. Noch in den 1990er Jahren machten sie, infolge der hohen Schwefeldioxidbelastungen, einen so miserablen Eindruck, dass man kaum noch eine lange Lebenserwartung vermuten konnte. Doch seit die SO2-Waldschäden durch Luftreinhaltemaßnahmen in den Griff bekommen wurden, geht es aufwärts mit den Tannen. Und dank ihres intensiven Herzwurzelsystems haben sie die Dürrejahre auch viel besser überstanden als die flachwurzeligen Fichten. Die Einstufung als “Vom Aussterben bedroht” in der sächsischen Roten Liste dürfte für Weiß-Tannen kaum noch gerechtfertigt sein. Auch angesichts der vielen Millionen Tännchen, die seit der Wende in den sächsischen Wäldern neu gepflanzt wurden. Rund tausend davon wachsen auf der Bärensteiner Sachsenhöhe, über knapp zwanzig Jahre gepflanzt von Grüne-Liga-Helfern beim alljährlichen Bäumchenpflanz-Wochenende. Und seit 9. April 2022 zusätzlich 200 kleine Weiß-Tannen im Hiekenbuschwald zwischen Bärenstein und Bielatal.