Natur im Osterzgebirge

Rückblick Waldeinsatz Oberkipsdorf

Drei Jahre Dürre haben gereicht, um 200 Jahre Fichtenforstwirtschaft kollabieren zu lassen. Weil es in den letzten Jahrzehnten genügend Vorwarnungen in Form von Stürmen, Schneebruch und Beinahe-Borkenkäferkalamitäten gab (von den Schwefeldioxidzeiten ganz abgesehen) hatte Sachsenforst schon in den 90ern begonnen mit „Waldumbau“. Ohne die vielen unter den Altfichten gepflanzten Buchen, Tannen und sonstigen Voranbauten lägen noch weitaus mehr abgeholzte „Schadholzflächen“ jetzt nackig da. Und doch zeigt sich: der Klimawandel ist schneller als der Waldumbau.

So auch am steilen Osthang des Hohen Brands zwischen Oberkipsdorf und Schmiedeberg-Buschmühle, wo am Wochenende 27./28. März ein Freiwilligen-Pflanzeinsatz stattfand. Vor nicht langer Zeit hatte Sachsenforst hier schon mal kleine Buchen in den mageren, steinigen Boden gebracht. Und wenn das Fichtenaltholz darüber noch einige Jahre Halbschatten geboten hätte, wären deren Wuchsbedingungen vermutlich auch gar nicht so schlecht gewesen. Doch dann suchte der Borkenkäfer die Fichten heim, so wie vielerorts. Jetzt sind die kleinen Buchen schutzlos. Um den Steilhang dennoch stabil zu halten, entschieden die Förster, da noch was rascher Wachsendes, für Freiflächenbedingenen besser Geeignetes zu pflanzen. Die Wahl fiel auf Lärchen.

Doch die Personaldecke bei Sachsenforst ist arg dünn geworden für Katastrophenbewältigungen, nach drastischen Kahlschlägen bei den Waldarbeiterzahlen in den vergangenen drei Jahrzehnten.

Zum Glück gibt es auch sonst noch engagierte Menschen, denen der Wald – denen Natur und Umwelt – wichtig sind. Menschen wie Tino Döhring aus Dipps. Gemeinsam mit Freunden und mit Unterstützung durch Sachsenforst organisierte er zwei Tage Freiwiligen-Pflanzeinsatz.  Logistisch funktionierte alles hervorragend: von der Werbung und Information über das genehmigte Coronakonzept bis zum Grillen nach der Arbeit. Es gab genügend Werkzeug, ordentliche Arbeitseinweisungen durch Forst-Fachpersonal, und auch ausreichend Pflanzen. Respekt und großes Dankeschön an Tino und alle, die an der Organisation beteiligt waren!

Ca. 30 freiwillige Helfer waren am Sonnabend gekommen (das coronisch erlaubte Maximum), am Sonntag dann noch einmal 20: Freunde und Kollegen, Leute aus der Region, aber auch einige junge fridays-for-future-Aktivisten. Eine interessante, bunte Mischung. Wie gut tut es zu erleben, wenn Menschen nicht nur über Ökologie und Umweltschutz reden, sondern auch ganz praktisch mit anpacken!

Wobei durchaus auch kritisch zu hinterfragen sein darf, inwieweit das Wegsägen von natürlich aufkommenden Birken, um stattdessen nichtheimische Lärchen zu pflanzen, wirklich ökologisch gerechtfertigt ist – oder nicht vielleicht doch vor allem (forst)wirtschaftlichen Interessen dient.

Immerhin: auf dem Steilhang am Brand wird jetzt ein recht bunter Mischwald heranwachsen: die schon vorher gepflanzten Buchen plus die nun hinzugekommenen Lärchen, plus Fichten-Naturverjüngung – und die mit Sicherheit wieder ausschlagenden Birken. Ein paar natürlich angekommene Ebereschen standen auch schon da. Genau das wird die einzige Chance für den Wald unter Klimawandelbedingungen sein: mit maximaler Vielfalt für alle Entwicklungen gewappnet sein.

Ach ja, und dann wurden auch noch Weiß-Tannen gepflanzt – die heimische Baumart, auf die sowohl Ökologie und Forstwirtschaft setzen. Muskelkater vom Tännchenpflanzen verschafft immer das beste Gefühl, etwas wirklich Gutes getan zu haben.

Nachtrag: insgesamt wurden in den zwei Tagen 1.000 Weiß-Tannen und 700 Europäische Lärchen gepflanzt.

(Wer nicht genug Muskelkater bekommen hat: vom 16. bis 18. April lädt die Grüne Liga Osterzgebirge zum traditionellen Bäumchenpflanz-Wochenende ein.)

 

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