DAS GEOTOP „SANDSTEINBRUCH AM FLÜGEL JÄGERHORN“ – AUF DEM WEG ZUM NATIONALEN GEOTOP?
Anfang 2020 nahm das Projektmanagement des GEOPARKs eine Vorortortbegehung im ehemaligen Sandsteinbruch am Flügel Jägerhorn im Tharandter Wald vor. Dass hier einmal ein wertvolles Geotop war, konnte zu diesem Zeitpunkt kaum mehr erkannt werden. Eine vor Jahren aufgestellte Tafel mit dem Profilschnitt des Steinbruchs war marode und lag neben dem abgeknickten Aufsteller. Durch Stürme lagen im gesamten Steinbruch umgefallene Bäume, der Eingangsbereich war völlig verwachsen und kaum mehr begehbar.
Der Sandstein, der im aufgelassenen Steinbruch zu finden ist, ist ca. 96 Millionen Jahre alt. Im Profil sind die drei Schichten der unteren Oberkreide (Cenoman) vorhanden und durch ihr unterschiedliches Aussehen deutlich zu unterscheiden. Im Liegenden (unteren Bereich) ist eine ca. drei Meter mächtige Sandsteinbank zu finden, die den Niederschönaer Schichten zuzurechnen ist. Sie bildet die oberste der abgebauten Werksteinbänke und zeichnet sich durch ihre Fossilfreiheit, Feinkörnigkeit und ungeschichtete Lagerung aus. Aufgrund dieser Eigenschaften diente der Sandstein wohl bereits im 12. Jahrhundert als Werkstein für die “Goldene Pforte” am Freiberger Dom, Stifterfiguren im Dom zu Naumburg und wurde auch zur Herstellung von Mahlsteinen, vorwiegend für die Papiererzeugung, genutzt. Über der Werksteinbank liegt das sogenannte Transgressionskonglomerat, das sich aus größeren, stark angewitterten Geröllen zusammensetzt. Nach oben schließt das Profil mit Plänersandstein ab.
[Korrektur im November 2023 nach neueren Forschungsergebnissen:]
Der Sandstein, der im aufgelassenen Steinbruch zu finden ist, ist ca. 95 Millionen Jahre alt. Im Profil sind die drei Schichten der unteren Oberkreide (Cenoman) vorhanden und durch ihr unterschiedliches Aussehen deutlich zu unterscheiden. Im Liegenden (unteren Bereich) beginnt der Aufschluss mit dem rund fünf Meter mächtigen, massigem Werksandstein der Oberhäslich-Formation. Dieser ist ein sehr reiner, weiß bis gelblicher Quarzsandstein und diente bereits Anfang des 13. Jahrhunderts als Werkstein für die „Goldene Pforte“ am Freiberger Dom. Über der Werksteinbank liegt der ca. 1,50 Meter mächtige, fossilreiche plenus-Horizont der Pennrich-Formation, an dessen Basis ein Transgressionskonglomerat zu finden ist. Nach oben schließt das Profil mit gut gebankten Plänersandsteinen ab.
Der Steinbruchbetrieb, der vor über 100 Jahren eingestellt wurde, hinterließ abflusslose Geländemulden, in denen Jahre nach der Stilllegung eine interessante Vegetationsfolge begann. Schaut man sich beim Betreten des Geländes einmal genau um, kann man ein wertvolles Ohrweidengebüsch mit dichter Moosschicht finden. In der Umgebung des Steinbruchs wächst eine Restbestockung aus Buchen und Traubeneichen. Im fast völlig von Nadelhölzern geprägten Tharandter Wald gilt eine solches Waldbild als besonders schützenswert, denn es zeigt eine Vegetation, wie sie ohne Zutun des Menschen vorherrschen würde.
(Bereits 1978 erfolgte die Unterschutzstellung der Flächennaturdenkmale (FND) „Sandsteinbruch am Jägerhorn“ sowie „Buchen-Traubeneichen-Restbestockung bei Grillenburg“.)
Schon zu Anfang des Jahres war also klar: Geotop und Biotop in einem – das ist etwas ganz Besonderes. Entsprechend plante der GEOPARK, den Steinbruch für Besucher und Wanderer wieder zugänglich zu machen. Durch beherzten Einsatz von Vorstandsmitglied Frank Stockmann und auch viel ehrenamtlichem Engagement präsentiert sich nun bereits seit dem Herbst 2020 ein völlig neues Geotop, das kaum mehr wiederzuerkennen ist. Der Weg in den Steinbruch ist nun beräumt und problemlos begehbar. Das Gestein hat einen neuen Anriss bekommen und die Böschung des Steinbruches ist an der Oberkante und am Fuße durch ein Stahlseil gesichert.
Mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst wurden Rahmenverträge zur Geotoppflege abgeschlossen, dabei ist auch der Sandsteinbruch am Flügel Jägerhorn erfasst worden. 2021 wird das Geotop noch eine entsprechende Ausschilderung bekommen. Zudem soll geprüft werden, ob das Geotop sich als Nationales Geotop eignet – es wäre dann das zweite im GEOPARK-Gebiet, nach dem Porphyrfächer bei Mohorn-Grund.
aus: „Neues aus dem Geopark“ 3/20 – Newsletter des Geoparks Sachsens Mitte