Es ist eine spannende Vision, die leider nicht zur Realität wird: Das potenzielle Hüteschafprojekt Osterzgebirge, bei dem Schafe wieder als „Landschaftspfleger“ durch die Region ziehen sollten, wird nicht umgesetzt.
Ursprünglich wurde im C3-Projekt der Naturschutzstation Osterzgebirge mit dem Titel „Osterzgebirge entdecken, Flächen pflegen, Gutes schmecken“ eine Hüteschafkonzeption erarbeitet. Nach deren Vorstellung beim Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL), beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sowie bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises arbeitete ein Team der Naturschutzstation etwa ein Jahr lang intensiv am Fördermittelantrag nach der Richtlinie „Natürliches Erbe D.2 – Komplexe Einzelvorhaben des Naturschutzes mit besonderer fachpolitischer Bedeutung“, das heißt Gespräche wurden geführt, Kooperationen ausgelotet, Angebote eingeholt. Das Projekt war auf sechs Jahre in zwei Phasen angelegt: Zuerst Aufbau eines Hüteschafbetriebes und Zusammenstellen eines Triftzuges, indem Flächen akquiriert werden sollten. Anschließend vier- bis fünfjähriger Hüteschafbetrieb sowie Monitoring, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Leider kein Bild aus dem Osterzgebirge – Hüteschafe bei der Wiesenpflege. (Foto: S. Klingner)Größtes Problem der Antragstellung und in den vielen Überlegungen mit der Förderbehörde in Kamenz: Was tun mit Doppelförderung auf denjenigen landwirtschaftlichen Flächen, für die ein Landwirt oder ein Bewirtschafter bereits Fördergelder wie Betriebsprämie oder AUKM-Maßnahmen erhält? Im Ergebnis war es nicht möglich, die Arbeits-, Betriebs- oder Pachtkosten der Schäferei in das Projekt zu integrieren. Die Schäferei musste ihr Angebot zurückziehen und damit die Naturschutzstation ihren Fördermittelantrag. Zum wiederholten Male zeigt sich so, dass unter den derzeitigen Vorgaben der sächsischen Agrar- und Naturschutzförderung eine Hüteschäferei in einem Pilotprojekt nicht zukunftsfähig aufgestellt werden kann.
Sehr bedauerlich, denn das Hüteschafprojekt hätte aus naturschutzfachlicher und landschaftspflegerischer Sicht Modell-Charakter. Ziel war, Hüteschafhaltung auf Bergwiesen des Osterzgebirges wieder einzuführen und dauerhaft zu etablieren – keine neue Idee, sondern eine historische Art, die Kulturlandschaft zu erhalten. Ein lebendiger Biotopverbund zwischen räumlich isolierten, naturschutzfachlich wertvollen und vielfältigen Wiesen hätte entstehen sollen. Mit der extensiven Beweidung durch Hüteschafe können die Nutzung von Wiesen aufrechterhalten, durch zusätzliche Beweidung ergänzt sowie eine naturschutzgerechte Entwicklung und Artenvielfalt gefördert werden. Auch wissenschaftliche Erfassungen und Auswertungen für alle Insektengruppen insgesamt, für Dungkäfer im Speziellen und für Pflanzen waren im Projekt vorgesehen. Forschungen also, um die zu erwartenden positiven Auswirkungen auf Flora und Fauna zu dokumentieren.
Das Team der Naturschutzstation bedankt sich ganz herzlich bei allen, die sich für dieses Projekt engagiert und an der Antragstellung mitgewirkt haben. Es wäre ein Modell-Projekt gewesen – interdisziplinär, umfangreich, ehrgeizig und idealistisch, ersonnen mit viel Leidenschaft für die Region Osterzgebirge. Die Vision bleibt.
Hüteschafprojekt Osterzgebirge – Projektantrag zurückgezogen auf Naturschutzstation Osterzgebirge