[Recherchiert von Dr. Volker Beer]
Das Wetter ist ein kurzzeitiges Phänomen. Um Vergleiche anzustellen, wird das Klima herangezogen. Doch was sind nun Wetter und Klima? Wetter ist der momentane Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort auf diesem Planeten, also genau da, wo die Wetterhütte mit den Messinstrumenten aufgestellt wurde.
Klima ist ein statistischer Wert, der die erfassten Daten über einen großen Zeitraum darstellt. Das sind Abschnitte von 30 Jahren. Klimawerte werden stationsbezogen oder auch generalisiert für ein Gebiet, beispielsweise die BRD gebildet. So, hier die hochoffiziellen Definitionen aus einschlägiger Fachliteratur:
Wetter: Atmosphärischer Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt. Witterung: Wetter im Zeitraum von Tagen, Wochen, Monaten und Jahreszeiten. Klima: Mittlerer Zustand der Atmosphäre über einem bestimmten Erdort, bezogen auf eine bestimmte Zeitepoche, mit Rücksicht auf die mittleren und extremen Veränderungen, denen die zeitlich und örtlich definierten atmosphärischen Zustände unterworfen sind (KÖPPEN 1923, 1931, erweitert durch CONRAD 1936, zitiert aus HEYER 1988). |
So stellt sich die Frage, ob tatsächlich erlebtes Wetter normal ist. Zum Vergleich werden langjährige Durchschnittswerte herangezogen. Das Klima wird entsprechend einer Festlegung der internationalen Wetterorganisation durch eine Mittelbildung über 30 Jahre beschrieben. Damit Aussagen über das Klima vergleichbar sind, muss weltweit derselbe Vergleichszeitraum herangezogen werden. Durch die Weltorganisation wurde bisher als gültige Klimareferenz der Zeitraums 1961 bis 1990 herangezogen. Davor wurden die Werte des Zeitraums 1931 bis 1960 verwendet.
Seit dem 01. Januar 2021 ist nun der dreißigjährige Zeitraum abgeschlossen, so dass die Umstellung auf die neue Referenzperiode 1991 bis 2020 erfolgt.
Ja, da werden die positiven Temperaturabweichungen der aktuellen Witterung bezüglich der neuen Referenz deutlich kleiner ausfallen, denn in dieser sind doch all die 10 und mehr wärmsten Jahre seit Erfindung des Thermometers eingerechnet.
Beigefügte und ergänzte Abbildung des DWD zeigt die neuen bundesweiten Klimawerte des Zeitraums 1991 bis 2020 für Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer. Die Zahlen in der Abbildung geben die jetzt gültigen die Mittelwerte wieder. Der Januar weist nach dem neuen Mittel eine Durchschnittstemperatur von 0,9 °C, der Juli von 18,3 °C. Der trockenste Monat ist
der April mit 45 l/m², der nasseste der Juli mit 87 l/m². Im Juli ist die Sonnenscheindauer mit 226 Stunden am längsten. Die in der Abbildung nachträglich eingefügten Jahresmittel betragen für Deutschland 9,3 °C, 791 l/m² und 1664 Sonnenstunden. Somit erhöhte sich in den letzten 30 Jahren die bundesweite Jahresmitteltemperatur um 1,1 K. Bedenkt man, dass sich Klimaänderungen in Zeiträumen von Jahrhunderten bis Jahrtausende abspielen, ist das ein dramatischer Anstieg!
Der Jahresniederschlag blieb nahezu unverändert. Es erfolgte aber eine Umverteilung der Niederschläge. Für das in unsren Breiten typische subozeanische bis subkontinentales Klima der gemäßigten Breiten sind ein winterliches Niederschlagsminimum und ein sommerliches Niederschlagsmaximum charakteristisch.
Schaut man sich die nun gültigen Klimadaten an, zeigt sich ein deutliches Niederschlagsminima im Frühjahr (April), gefolgt vom sommerlichen Niederschlagsmaximum (Juli). Diesen folgen ein schwächer ausgeprägtes herbstliches Niederschlagsminima und ein ebenfalls schwach ausgeprägtes winterliches Maximum. Der Sonnenschein hat um 120 Stunden pro Jahr zugenommen. Wie sich all diese Änderungen auf die einzelnen Monate verteilen, zeigt die Abbildung. Die drei besonders trockenen und sonnigen Jahre 2018, 2019 und 2020 allein betrachtet, sind für belastbare Aussagen bezüglich des Klimas zu kurz.