Felsiger, überwiegend südexponierter Steilhang oberhalb der Riesenburg bei Osek/Ossegg; 695 bis 795 m üNN, mit 200 Jahre altem Buchenwald; 32,6 Hektar, 1989 unter Schutz gestellt
Nutzungsgeschichte:
In unmittelbarer Nähe des heutigen Naturschutzgebiets verlief ein einst wichtiger Passweg, der vom Zisterzienserkloster Ossegg und der Riesenburg über Langewiese über den Erzgebirgskamm zu den nördlich gelegenen, ursprünglich böhmischen Siedlungsgebieten führte (u.a. Rechenberg). Wahrscheinlich waren zu der Zeit, als die Riesenburg noch Wehrzwecken diente (bis 15. Jh.), auch der größte Teil des oberhalb gelegenen Hanges waldfrei.
Der hier besonders steile und felsenreiche, von schroffen Kerbtälchen gegliederte Südabhang des Erzgebirges widersetzte sich aber fürderhin einer allzu intensiven Holznutzung, so dass sich hier zumindest in den vergangenen zwei Jahrhunderten ein sehr naturnaher Buchenwald entwickeln konnte.
NATURRAUM:
Den geologischen Untergrund des Erzgebirgs-Südabhangs bilden verschiedene Gneise (Biotit- und Zweiglimmer-Paragneise). Im Nordwestteil des Wolfsgrunds steht auch etwas Amphibolit an. Den metamorphen Charakter des Gneises zeigt eindrucksvoll das unterhalb des Naturschutzgebiets gelegene geologische Naturdenkmal Vrasa („Falte“).
Viele weitere Felsdurchragungen und Blöcke prägen den Hangbereich, den eingeschlossenen Wolfsgrund sowie das östlich angrenzende Felsental (Skalní údoli) des Osecký potok (Eulenbach oder Riesenburger Bach). Letzterer erscheint besonders wildromantischen Charakter, wurde aber unerklärlicherweise nicht mit in das Naturschutzgebiet integriert. Der unregulierte Bach weist zahlreiche Kaskaden, Kolke und Nebentümpel auf.
Im – seit langem forstlich ungenutzten – Buchenmischwald findet sich eine außerordentliche Häufung von höhlenreichen Altbäumen und wertvollem Totholz.
VEGETATION:
Der Waldbestand wird von Rotbuchen, der potentiell natürlichen Hauptbaumart, geprägt. Außerdem kommen Berg-Ahorn, Esche, Vogelbeere und weitere Baumarten vor. Bemerkenswert ist das Vorkommen von Hainbuchen in dieser Höhenlage – offenbar gefördert durch warme Aufwinde aus dem Nordböhmischen Becken und die südexponierte Hanglage. Die einstmals vorhandenen Weiß-Tannen sind schon vor langer Zeit den Luftschadstoffen zum Opfer gefallen, während die letzten verbliebenen Fichten sich allmählich etwas zu erholen scheinen.
Vor allem in Bachnähe gedeiht eine artenreiche Bodenflora, mit Türkenbund-Lilie, Berg-Ehrenpreis, Haselwurz, Mondviole und – im zeitigen Frühjahr – dem chlorophyllfreien Schuppenwurz. Außerdem findet man auch hier typische Arten der Buchen-Bergwälder wie Purpur-Hasenlattich und Quirlblättrige Weißwurz.
TIERWELT:
Die Wälder oberhalb der Riesenburg sind wichtige Brutreviere verschiedener Vogelarten. Insbesondere Höhlenbrüter finden in den alten Bäumen viele Nistmöglichkeiten, Insektenfresser darüberhinaus einen reich gedeckten Tisch aufgrund des Totholzreichtums. Zu den typischen Waldvögeln zählen hier unter anderem Schwarz-, Bunt- und Grünspecht, Waldkauz, Hohltaube, Habicht sowie Trauer- und Grauschnäpper. Unweit des Naturschutzgebiets, außerhalb des geschlossenen Waldes, gibt/gab es einen der letzten Steinkauz-Vorkommen im Ost-Erzgebirge.
Baumhöhlen nutzt auch ein kleines Nagetier – die Haselmaus. Der aufmerksame Wanderer kann Hirsch, Wildschwein, Reh, Rotfuchs und Eichhörnchen begegnen, seltener lassen sich Dachs oder Baummarder blicken. Insgesamt sind hier 35 Wirbeltierarten zu Hause.
Naturerlebnismöglichkeiten:
Ein Besuch der Riesenburg-Ruine – nach den „Verkehrssicherungsmaßnahmen“ der letzten Jahre nur noch halb so romantisch, aber auch offiziell begehbar – sollte mit einer Wanderung in den oberhalb liegenden Hangwäldern verbunden werden.
Das Naturschutzgebiet selbst wird im Südwesten vom blau markierten Wanderweg nach Dlouhá Louka / Langewiese tangiert. Aber auch von der breiten Forststraße, die mit geringer Steigung um das Stropník/Strobnitz-Massiv herum hinaufführt auf den Erzgebirgskamm, bieten sich reizvolle Einblicke. Vor allem das Felsental („skalní údolí“) des Eulenbaches / Osecký potok weist fast alpinen Charakter auf. Diese Forststraße (rot markierter Wanderweg) wird auch von Radfahrern genutzt.
In der Nähe der Kreuzung der beiden markierten Wanderwege zweigt ein – ebenfalls markierter – steiler Weg ab zum geologischen Naturdenkmal Vrása. Neben der durch eine Infotafel erläuterte Faltenstruktur des anstehenden Gneises erwartet den Wanderer dort sogar ein „Gipfelbuch“ sowie, einige Schritte weiter, eine sehr reizvolle Aussicht auf den steil aufragenden Stropník/Strobnitz (856 m üNN).
Zwischen Osek / Ossegg und der Riesenburg verläuft ein – schon etwas in die Jahre gekommener – Naturlehrpfad.
Die unmarkierten Pfade im schwierigen Terrain des Erzgebirgssüdhanges sollten besser ortskundigen vorbehalten bleiben.
weitere naturkundlich interessante Ziele in der Umgebung:
– Přírodní památka Vrása / Naturdenkmal „Falte“: geologischer Aufschluss einer sehr markanten Gneisfaltung
– Hrad Osek/Rýzmburk / Riesenburg: große Ruine inmitten von Wald; artenreiche Bodenflora; Wacholder-Reliktvorkommen auf dem Hauptturm
– Stropník/Strobnitz (856 m üNN): Gipfelfelsen mit Fernsicht über das Nordböhmische Becken
– Čertova díra / Teufelsgrube: Mundloch eines ehemaligen Silberbergwerks; unweit davon ist die geologische Verwerfung des Erzgebirgssüdabbruchs im anstehenden Felsen erkennbar
– Přírodní památka Salesiova výšina / Salesiushöhe: markante Gruppe von Quarzit-Sandstein-Felsen am Südfuß des Erzgebirges, von altem Eichen-Buchen-Wald eingeschlossen
– Osek / Ossegg: historisches Zisterzeinserkloster mit herausragender Bedeutung für die Besiedlung und Kulturlandschaft Nordböhmens und des Ost-Erzgebirges
Literatur:
Kuncová, J. a kol. (1999): Ústecko. Chráněná území ČR, Agentura ochrany přirody a krajiny ČR, Praha
Kotěra, Jan; Ondráček, Čestmír; Weber, Jens (2007): Am Fuße des Erzgebirges bei Osek / Ossegg; in: Naturkundliche Wanderziele im Ost-Erzgebirge (Naturführer Ost-Erzgebirge, Band 3); hrsg. Grüne Liga Osterzgebirge
NIS Teplice (1997): Naučná stezka přírodou a dějinami Oseka (Faltblatt)