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Riesenburg/Rýzmburk (Obrí hrad)


Nordwestlich von Osek hat sich der Osecký potok/Eulenbach ein tiefes, steiles Tal in den Abhang des Ost-Erzgebirges geschnitten. Die Sohle des Tales ist schmal, dennoch verlief hier über lange Zeit einer der Hauptwege hinauf nach Dlouhá Louka und weiter über den Erzgebirgskamm nach Norden. Zur Sicherung dieser Verkehrsachse ließ Anfang des 13. Jahrhunderts Boresch von Hrabischitz - in der Zeit Hofmarschall von König Wenzel I - hier eine große Burg errichten. Die Hrabischitzer waren damals ein mächtiges Adelsgeschlecht und beherrschten einen großen Teil Nordböhmens. Wie die Burg wahrscheinlich einmal ausgesehen hat, kann man an einem Modell beim Bahnhof Osek betrachten. Mächtig und trutzig muss die steinerne Wehranlage auf einem Felssporn über dem Tal gethront haben!


Modell der Riesenburg am Bahnhof Osek (Ulli-Uhu-Ausflug mit Št'ovík)

Im 14. Jahrhundert war die Macht der Hrabischitzer fast vorbei, und 1358 verkauften sie die Burg an das sächsische Adelsgeschlecht der Schönbergs (auf Purschenstein), von denen die Feste 1398 an den Meißner Markgrafen überging. Erst mit dem Vertrag von Eger, der die böhmisch-sächsische Grenze festlegte, erhielt der böhmische König Jirí z Podebrad (Georg von Podiebrad), im Jahre 1459 die Burg zurück. Die Burg überlebte die Husitten-Kriege, doch zwei Jahrhunderte später unterlag sie der historischen Entwicklung. Anfang des 16. Jahrhunderts kam die Burg in den Besitz der Adelsfamilie der Lobkowitzer, doch die hatten bereits Dux (Duchcov) als Sitz gewählt.

Mit der Festlegung der Grenze sowie dem Aufkommen von Kanonen verlor die Anlage im 16. Jahrhundert ihre militärische Funktion, und die neuen Besitzer zogen es vor, in ihrem neuen, modernen und repräsentativen Schloss in Dux zu wohnen anstatt in den kalten und finsteren Gemäuern einer mittelalterlichen Burg. Innerhalb weniger Jahrzehnte verfiel die mächtige Riesenburg, die in Böhmen zu den größten ihrer Art zählte!

Erst im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Romantik, interessierten sich die damaligen Besitzer (von Waldstein) wieder für die alte Burg. Nicht als Wohngebäude, aber zum Lustwandeln und für originelle Vergnügungsveranstaltungen wurden die verfallenden Mauern gesichert und teilweise auch wieder aufgebaut. Ein runder Aussichtsturm auf der Unterburg bot einen schönen Blick über die nordböhmischen Besitzungen der Adelsfamilie.

Wer heute die Riesenburg besucht, braucht zunächst einige Phantasie, sich deren frühere Bedeutung zu vergegenwärtigen. Dichter Wald mit hohen Bäumen umgibt die Anlage - deren Abhänge früher selbstverständlich frei gehalten wurden von jeglichen Gehölzen, hinter denen sich irgendwelche Feinde hätten anschleichen können. Doch nach und nach erschließen sich bei einem Rundgang zwischen den Ruinen die wirklich "riesigen" Dimensionen. Das Areal ist 250 Meter lang und fast 100 Meter breit. An der höchsten Stelle befindet sich der Rest eines dreistöckigen Palastes mit rechteckigem Grundriss. Ganz oben auf dem Mauerrand wächst noch etwas Wacholder. Die sehr lichtbedürftige Gehölzart war früher wahrscheinlich gar nicht selten. Aber seit ringsum überall dichter Wald aufwuchs, hat sie da oben eines ihrer letzten Refugien gefunden.


Wacholder auf der Riesenburgruine

Ein Weg führt zu den alten Mauern. Aber Vorsicht! Das Mauerwerk ist locker, zwischen den überwucherten Ruinen stecken nicht erkennbare Hohlräume, von den Mauerkanten geht es teilweise steil in die Tiefe, und es kommt auch vor, dass von oben Steine herunterpoltern.


Linde an der Riesenberger Kapelle

Zu Füßen der Burg, in einer kleinen Weitung des Tales, befinden sich einige Häuser des Oseker Ortsteiles Hrad Osek/Riesenberg. Auch eine Streuobstwiese mit uralten, knorrigen Bäumen hat Platz gefunden. Besonders bemerkenswert ist eine ca. 300 Jahre alte Winter-Linde neben einer kleinen, 1721 errichteten Barock-Kapelle. Der Baum ist 22 Meter hoch, hat einen Stammumfang von rund vier Metern und steht als Naturdenkmal unter Schutz.