Natur im Osterzgebirge

ND Eibe am Tännelbach

Zustand 2024: trotz der unsachgemäß abgesägten Äste und der dadurch bedingten Asymmetrie noch immer mehr oder weniger vitaler Gesamteindruck. Sinnvoll wäre sicher, die seit vergangenem Winter schräg in den Kronenbereich hereinragende Sal-Weide zu kappen.

ND-Schild wurde endlich angebracht.

Zustand 2023: untere Äste / Zweige abgesägt (nicht fachgerecht) – möglicherweise zur Schmuckreisiggewinnung?

-> Baum muss dringend durch Naturschutzschild markiert werden!

Zustand 2021:  weitgehend vital, oberer Kronenbereich erscheint etwas verlichtet.

Höhe 14 m (2010: 10 m) / Umfang 1,00 m (2010: 0,90 m)

 

Beschreibung bei baumdenkmale.org (2023):

Die Eibe ist die einzige in Deutschland unter Naturschutz stehende Baumart [1], und in Sachsen gilt sie als „vom Aussterben bedroht“[2]. Dies mag verwundern, denn Eiben findet man allerorten auf  Friedhöfen und in Parkanlagen. Doch naturnahe Eibenvorkommen im Wald sind tatsächlich fast nur noch im Ost-Erzgebirge und dessen Vorland zu finden: im Müglitz- und Seidewitztal sowie an den Hängen der Wilden Weißeritz bei Tharandt (dort nachweislich gepflanzt). Im Tal der Roten Weißeritz gedeihen wahrscheinlich nur bei Dippoldiswalde einige Gartenflüchtlinge. Und ein einzelnes Exemplar am Tännelbach bei Schmiedeberg-Naundorf. Dies dürfte außerdem die höchstgelegene Eibe im Ost-Erzgebirge sein, bei ca. 450 m üNN. Interessanterweise beschränken sich die hiesigen Vorkommen der eigentlich als Gebirgsart geltenden Europäischen Eibe (in den Alpen bis 1.400 m [3]) auf die Steilhänge der Durchbruchstäler unterhalb 300 m Höhenlage [4].

Aufgrund der Singularität der Eibe in dieser Gegend wurde das Exemplar 2014 als offizielles Naturdenkmal ausgewiesen [5], wenngleich seine Dimensionen (noch) nicht gerade „denkmalwürdig“ wirken. Mit 14 m dürfte sich der Baum zwar schon der arttypischen Maximalhöhe nähern, aber der Brusthöhendurchmesser beläuft sich aktuell gerademal auf 32 cm (2010: 28 cm).

Über die Geschichte des Baumes ist nichts bekannt. Es kann allenfalls spekuliert werden, ob Anfang des 20. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der Errichtung des Bierling-Gedenksteines (ca. 100 m talabwärts) auch der angrenzende Talgrund mitgestaltet wurde. Der Naundorfer Rittergutsbesitzer Otto Bierling hatte hier im Tännelbachtal eine Wasserleitung installieren lassen, die bis in die 1990er Jahre in Betrieb blieb.

Das auch bei sommerlicher Trockenheit nur selten komplett austrocknende Bächlein sorgt offenbar für gute Wasserversorgung der Eibe. Ihre Krone erscheint vital. Andererseits führt in unmittelbarer Nähe ein auch von Forstmaschinen genutzter Waldweg vorbei. Hier ist der Wurzelraum stark verdichtet. Offenbar wurden auf der Wegseite auch schon mal einzelne Äste abgesägt.

Um unbeabsichtigte Schädigungen im Stamm- und Wurzelbereich durch Forstarbeiten zu vermeiden, ist es dringend geboten, das Naturdenkmal mit einem offiziellen ND-Schild kenntlich zu machen.

Quellen:

[1] Bundesartenschutzverordnung 2005,

www.gesetze-im-internet.de/bartschv_2005/BJNR025810005.html

[2] LfULG 2013: Rote Liste und Artenliste Sachsens, Farn- und Samenpflanzen. Broschüre, hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

[3] Düll, Ruprecht & Kutzelnigg, Herfried, 2011, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Quelle&Meyer Wiebelsheim, 7. Auflage, S. 773

[4] Hardtke, Hans-Jürgen; Klenke, Friedemann; Müller, Frank (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein Verlag Dresden, S.92 (Verbreitungskarte)

[5] Kurzwürdigkeitsgutachten unter osterzgebirge.org/nd-eibe-am-taennelbach

 

Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):

Die Europäische Eibe Taxus baccata wurde bereits seit dem Mittelalter stark dezimiert – einerseits wegen ihres sehr zähen Holzes, andererseits wegen ihrer Giftigkeit insbesondere für Pferde. Mit den ansehnlichen Beständen im Müglitztal (bei Schlottwitz) und Seidewitztal (unterhalb von Liebstadt) beherbergt das Ost-Erzgebirge noch die größten natürlichen Eibenvorkommen Sachsens. Im Tal der Roten Weißeritz hingegen wachsen nur wenige Eiben.

Um so erstaunlicher ist es, dass am Tännelbach gegenüber von Schmiedeberg-Naundorf in ca.  450 m Höhenlage eine Eibe steht. Dies dürfte das am höchsten wachsende Exemplar dieser Art im Ost-Erzgebirge sein. Die Eibe zeigt arttypische Wuchsform. Wenngleich der Baum unmittelbar am Rande eines (Wander-)Weges steht, so spricht doch nichts für eine Herkunft aus Pflanzung nichtheimischen Materials. Die etwa 10 m hohe Eibe ist offenbar vital und standfest, wird allerdings zunehmend beschattet von den benachbarten Fichten.

Die Unterschutzstellung geht auf einen Vorschlag von André Kubatzsch, Schmiedeberg,  zurück.

ND-Nr.: wrk138

Gemarkung: Oberfrauendorf

Flurstück: 134

Eigentümer: Freistaat Sachsen – Sachsenforst

Koordinaten: 50.848557 / 13.671396 (Gauss-Krüger: 5406641 / 5635687)

Umfang:  90 cm

Höhe:  10 m

Erlebniswert: im Wald, am Rande des Tännelbachweges (lokal genutzter Zugang ins Kohlberggebiet)

Naturschutzwert:  seltene Art (Rote Liste Sachsen: extrem selten)

Gesundheitszustand: vital, aber zunehmender Konkurrenzdruck

Pflegebedarf:  Verkehrssicherung nicht notwendig;  Wurzelbereich vor Forstmaschinen und Wegebaumaßnahmen schützen!