Naturschutzeinsatz am 30 April mit Forstlehrlingen und Kollegen der Naturschutzstation Osterzgebirge
Rund um den Geisingberg gibt es viele Wiesenschätze zu entdecken. Ein ganz besonderes Kleinod liegt zwischen der „Alten Bärensteiner Straße“ und der Müglitztalbahn. Hier gedeiht noch eines der üppigsten Feuerlilien-Vorkommen der Region, außerdem Trollblumen und andere gefährdete Bergwiesenarten, die inzwischen ebenfalls selten gewordenen Kreuzottern (einschließlich der schwarzen „Höllenottern“) sind hier noch zu Hause, mitunter brüten Neuntöter im angrenzenden Gebüsch.
Im Vergleich zu den viel berühmteren Wiesen am Geisingberg (Klengelsteigwiese, Liftwiese, Hufeisenwiese) fristete dieser 0,3 ha kleine, schmale Streifen lange Zeit ein wenig beachtetes Nischendasein. Zu DDR-Zeiten war sogar mal dessen Aufforstung geplant – was in letzter Minute noch verhindert werden konnte. Die damals bereits gezogenen Pflanzhügel sind heute noch zu erkennen (und hinderlich bei der Pflegemahd!).
Pflegenotstand: Verbrachen, Verfilzen, Verbuschen
Etliche Jahre hatte dann die Grüne Liga Osterzgebirge die „Feuerlilienwiese an der Bahnlinie“ dann in Pflege. Alljährlich zum Heulager wurde sie durch freiwillige Helfer mit gemäht und beräumt. Doch die Bedingungen dafür gestalteten sich immer schwieriger. Die Entsorgungsfirma wollte den Grünmassecontainer nicht mehr vor Ort abstellen (Heu machen ist hier schwerlich möglich), und mit einer Änderung (= starken Reduzierung) der Biotoppflege-Förderung wurde die Fläche endgültig zum teuren Zuschuss-Vergnügen für die Grüne Liga.
Dann lag die Wiese wieder mehrere Jahre brach. Sie verfilzte, und begann zu verbuschen. Der Trollblumenbestand nahm deutlich ab, und die Feuerlilien konnten sich nur durch jährliches quasi-gärtnerisches Unkrautzupfen an ihrem Standort erhalten.
Inzwischen kam die Zuständigkeit für die Fläche zu Sachsenforst. Der Forstbezirk Bärenfels – insbesondere dessen Mitarbeiter für Waldökologie und Naturschutz (WÖNS), Denny Werner – suchte daraufhin Verbündete für eine fachgerechte Pflege und Entwicklung der „Feuerlilienwiese an der Bahnlinie“.
Gemeinsam für die Artenvielfalt
Am Ende entstand daraus eine Kooperation mehrerer Akteure: Unterstützt von Sachsenforst kümmert sich die Naturschutzstation Osterzgbirge (ein Verbund der drei wichtigsten Naturschutzvereine der Region) um Entbuschung und Mahd. Zusätzlich erfolgt jedes Jahr noch ein „Feuerlilieneinsatz“ der Madagaskar-AG des Altenberger Gymnasiums, der sich speziell dem Standort dieser vom Aussterben bedrohten Art widmet. Etwa ein Drittel der Fläche bleibt jedes Jahr ungemäht, als Rückzugsraum für die Kreuzottern und für Insekten.
Eine akute Bedrohung stellt hier, wie auch auf anderen Bergwiesen, seit 10, 15 Jahren die rapide Vermehrung der Lupinen dar. Zwar hübsch anzuschauen und auch von Bienen und anderen Blütenbesuchern gern angenommen, verändert der Neophyt aus Nordamerika die Standortsbedingungen für die althergebrachten Wiesenpflanzen. Nicht nur, dass die hochwüchsigen Lupinen ihren Mitbewohnern der Bergwiesenflora das Licht wegnehmen. Sie gehören zu den sogenannten Leguminosen und verfügen damit, dank Symbiose mit Wurzelbakterien, über die Fähigkeit, Luftstickstoff in Dünger umzuwandeln. Offenbar beherrschen sie diese Kunst geradezu perfekt: Wo Lupinen wuchern, wird es zu fett für Kreuzblümchen und Blutwurz, Berg-Platterbse und Rundblättrige Glockenblume, ebenso wie für Trollblume und Feuerlilie. Die Eutrophierung (Stickstoffübersättigung) der Böden verschafft wenigen konkurrenzstarken Obergräsern und Stauden Vorteile, die vorher den Bergwiesenarten -die viel Licht brauchen, aber mit wenigen Nährstoffen klarkommen – nichts anhaben konnten.
Die Lupinenausbreitung in Schach zu halten, ist gar nicht so einfach. Einfaches Mähen hilft in der Regel nicht. Vielmehr muss man mit großen Ampferstecher-Werkzeugen versuchen, die bis einen halben Meter in die Tiefe reichenden Wurzeln aus dem Boden zu bekommen. Mühsam, mühsam!
Gemeinsame Aktion von Forst und Naturschutz
Am Freitagnachmittag, 30. April, kamen die Forstlehrlinge und der WÖNS des Forstbezirks Bärenfels sowie Vorständler und Mitarbeiter der Naturschutzstation Osterzgebirge zu einem gemeinsamen Arbeitseinsatz zur Feuerlilienwiese. Neben dem engagierten Lupinenkampf stellten sie dabei auch noch den Holzrahmen für eine Informationstafel auf, die die zahlreichen Geisingberg-Wanderer auf diesen Wiesenschatz an der Bahnlinie aufmerksam machen soll. Und auf dieses wunderbare Beispiel kooperativen Naturschutzengagements. Nur die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure, unterstützt von vielen Naturfreunden, wird diese Schätze bewahren können.