Natur im Osterzgebirge

ein kleiner November-Naturschutzeinsatz am Geisingberg …

Unterstützer der Naturschutzstation Osterzgebirge entbuschen auf der „Feuerlilienwiese an der Bahnlinie“

Einst wahrscheinlich gar nicht so selten in der Agrarlandschaft früherer Zeiten, heute mit nur noch wenigen Refugien auf den Steinrücken und Bergwiesensäumen des Erzgebirges: die Feuer-Lilie, Lilium bulbiferum. Auf der Roten Liste der Farn- und Samenpflanzen Sachsens ist diese prächtige Art als „vom Aussterben bedroht“ gelistet. Doch rings um den Geisingberg gedeihen noch so einige sehr schöne Feuerlilien-Trupps, in der Mehrzahl der Fälle dank intensiver Naturschutzbemühungen.

So zum Beispiel an der Alten Bärenstein-Altenberger Straße, kurz bevor dieser heutige Feld-/Waldweg am Nordwestfuß des Geisingbergs die Müglitztalbahn quert. Über viele Jahre hatte die Grüne Liga Osterzgebirge diese „Feuerlilienwiese an der Bahnlinie“ alljährlich aufwendig gepflegt. Davon profitierten neben den Lilien auch Trollblumen und andere seltene Bergwiesenpflanzen, außerdem Kreuzotter und viele weitere Tiere. Dann gab es fördertechnische Probleme, so dass die Fläche mehrere Jahre brach lag. Nur rund um die Feuer-Lilien erfolgte mehr oder weniger regelmäßiges „Unkrautzupfen nebenbei“.

Seit 2019 lassen Naturschützer nun wieder der Feuerlilienwiese fachgerechte Pflege angedeihen. Unter der Leitung der Naturschutzstation Osterzgebirge arbeiten hier die Mitglieder der Station, freiwillige Helfer der Grünen Liga Osterzgebirge, die Schüler der Madagaskar-AG des Altenberger Gymnasiums sowie der Sachsenforst als Flächeneigentümer Hand in Hand, um den Lebensraum der seltenen Arten zu erhalten. Neben der behutsamen, abschnittsweisen Mahd der Wiese gehört dazu auch, die Ausbreitung „invasiver Neophyten“ zu begrenzen, die sonst die Feuer-Lilien und Trollblumen zu verdrängen drohen. In mühevollen Einsätzen wurden zum Beispiel schon Lupinen gestochen – eine zwar kaum minder schöne, aber heute ausgesprochen aggressive Pflanze aus Nordamerika, die mit ihren stickstoffbindenden Wurzelbakterien die Standortsverhältnisse einer Bergwiese komplett verändern kann.

Genauso nicht einheimisch sind die Schneebeeren, landläufig auch als „Knallerbsensträucher“ bekannt. Diese wurden einstmals antlang der Bahnlinie ausgebracht, um – gemeinsam mit anderen Gehölzen – die winterlichen Schneeverwehungen einzudämmen. Doch Schneebeerengebüsch neigt ebenfalls dazu, sich rasch auf angrenzende Wiesen auszubreiten. Wie schnell dies geschieht, zeigt (bzw. zeigte bis heute vormittag!) die „Wiese an der Bahnlinie“. Obwohl bis 2015 alljährlich von der Grünen Liga weggemäht, haben die wenigen Jahre seither zur Wiedererlangung alter Knallerbsen-Konkurrenzkraft ausgereicht. Noch wenige Jahre, dann wären auch die Trollblumen überwachsen worden. Irgendwann hätte es auch für die Feuer-Lilien eng werden können.

Doch zumindest auf einer Teilfläche sollte die Schneebeereninvasion jetzt gestoppt sein. Am Vormittag des 9. November trafen sich einige Unterstützer der Naturschutzstation und der Grünen Liga, um Knallerbsenbüsche samt Wurzeln zu roden. Auch einige weitere Gehölze wurden zurückgedrängt, um den seltenen Arten genug Licht zukommen zu lassen, und herumliegendes Geröll auf der angrenzenden Steinrücke aufgeschichtet.

Um wirklich wirksamen Naturschutz zu betreiben, reicht es eben nicht, eine Wiese nach Schema F („F“ wie „Fördermittelvorschrift“) einmal im Jahr zu mähen. Wenn es gelingen soll, die Biologische Vielfalt im Ost-Erzgebirge zu erhalten, bedarf es vieler verschiedener Maßnahmen – unterstützt von vielen verschiedenen Mitmenschen, denen Natur wichtig ist. Die „Feuerlilienwiese an der Bahnlinie“ entwickelt sich zu einem Musterbeispiel, wie dies funktionieren kann. Dank der Naturschutzstation Osterzgebirge!

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