Die Zeiten sind vorbei, als die Biotoppflege-Schafe im Bärensteiner Bielatal hinter den – ökologisch idealen – Holzkoppeln gehalten werden konnten, die fleißige freiwillige Helfer alljährlich beim „Orchideen-bestaun‘-und-Schafszaunbau’n-Wochenende“ der Grünen Liga Osterzgebirge bauten. Die Rückkehr des Wolfes zwingt auch hier zu – arbeitsaufwendigen, energiefressenden und für Tiere potentiell tödlichen – Stromnetz-Zäunen. Nein, es gibt im Ost-Erzgebirge (noch?) kein ansässiges Wolfsrudel, aber mit durchziehenden Jungwölfen ist immer zu rechnen. Egal, ob man als Naturschützer den Wolf glorifiziert oder ihn als Schafhalter verteufelt, die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. (Völlig illusorisch zu glauben, der Wolf könne wieder ausgeschossen werden – die Jagd schafft es ja nichtmal, die explosionsartige Vermehrung der Wildschweine in den Griff zu bekommen!)
Um den politischen Druck zu minimieren, fördert der Freistaat Sachsen recht großzügig und erstaunlich unbürokratisch die Anschaffung von Herdenschutzzäunen. Was freilich nicht gefördert wird, dass ist die viele zusätzliche Arbeit, die Tierhalter damit haben (nur für Herden ab 50 Schafen gibt es seit letztem Jahr eine finanzielle Unterstützung über die Förderrichtlinie Schaf- und Ziegenhaltung RL SZH/2019).
Insofern war die praktische Unterstützung, die die Grüne Liga Osterzgebirge am 3. September bekam, mehr als willkommen. Im Rahmen ihrer Ausbildung zu Natur- und Landschaftspflegern errichteten ein Dutzend Naturfreunde aus verschiedenen Teilen Deutschlands einen stabilen Knotengitterzaun rings um die Winterkoppel der Bielatalschafe. Fachliche Diskussionen zu Biotoppflege und Artenschutz auf den osterzgebirgischen Bergwiesen „unter Wolfsbedingungen“ und Überlegungen zu effektiver Öffentlichkeitsarbeit beim Umgang mit diesem schwierigen Thema leiteten über zu eigener praktischer Arbeit.
Und Arbeit macht der Bau eines massiven, „wolfssicheren“ Zauns durchaus. Die Vorerfahrungen der Teilnehmer des Lehrgangs sind dabei recht unterschiedlich. Das Spektrum reicht von der ausgebildeten Forstwirtin und dem berufserfahrenen Gärtner bis zu jungen Leuten, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben und zum Bürojob-Seiteneinsteiger. Doch die hochmotivierte, gemeinsame Arbeit führte schneller als erwartet zu einem qualitativ durchaus hochwertigen Ergebnis. Der Zaun (dessen massive Eichenpfähle zuvor übrigens aus einem Privatwald bei Liebstadt kamen) dürfte einige Jahrzehnte sicheren Schutz für die Bielatalschafe bieten!
Die Kooperation der Grünen Liga Osterzgebirge mit dem Berufsbildungswerk des sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus hat sich inzwischen zu einem durchaus erfolgreichen Modell entwickelt, von dem beide Seiten profitieren. Von Kenntnissen über Biotoptypen bis zum richtigen Umgang mit der Sense bekommen die Teilnehmer des Kurses „Natur- und Landschaftspfleger/in, geprüft“ einen Großteil des naturschutzfachlichen Rüstzeugs im Ost-Erzgebirge vermittelt. Im Gegensatz dazu helfen sie bei wichtigen praktischen Naturschutzmaßnahmen mit, die ansonsten nur mit Mühen umzusetzen wären.
Der nächste einjährige Landschaftspflegerkurs wird im August 2021 beginnen. Anmeldungen sind bereits jetzt möglich.