Zukunft ist hier
– diese drei Worte fallen dem Besucher der Internetseite des Industrieparks Oberelbe zuerst ins Auge.
Klingt erst einmal gut; stutzig werde ich jedoch schon bei den nächsten Zeilen: “Die Ausgangssituation: Fast jeder zweite Beschäftigte aus der Region Sächsische Schweiz-Osterzgebirge pendelt in einen anderen Landkreis zur Arbeit.”
Der Spaziergänger und/oder Anwohner sieht als Ausgangssituation Bauern, die ihr Ackerland mit Traktoren bewirtschaften, liest von ständig sinkenden Arbeitslosenzahlen im Landkreis und von Betrieben, die händeringend nach Arbeitskräften suchen.
Ich sehe den Barockgarten Großsedlitz, ein Gartendenkmal von überregionaler Bedeutung. Angelegt in einer Zeit, als noch Wert darauf gelegt wurde, mit Sichtachsen landschaftsprägende Bauwerke und Formationen zu verbinden. So thront Schloss Pirna Sonnenstein vor den ersten Felsen der Sächsischen Schweiz, es gibt Blickbeziehungen zu Weesenstein, zu historisch gewachsenen typisch sächsischen Dörfern und man kann den Blick bis nach Dresden schweifen lassen. Hier fühle nicht nur ich mich wohl, wie unschwer unter anderem die Besucherzahlen des Barockgartens abzulesen ist. Der Reiz dieser Kulturlandschaft, die sanft gewellte Höhe des Feistenberges am Stadtrand von Pirna wurde bereits zwischen 1753 und 1755 auf dem berühmten Canaletto Gemälde “Pirna von der Postaer Höhe aus” festgehalten.
Vor diesem Hintergrund scheint mir das Ziel,im Dreieck Pirna-Dohna-Heidenau auf Ackerland einen Magneten für wachstumsstarke Unternehmen entstehen zu lassen und dafür 140 Hektar Industrie- und Gewerbefläche zu schaffen, völlig absurd. Wie sollen die Flächen geschaffen werden, wenngleich sämtliche Flächen bewirtschaftet sind. Das kann nur bedeuten, dass die Flächen jemandem entzogen werden … den Bauern? … der Kulturlandschaft? Werden die Bauern arbeitslos oder sollen sie zukünftig in einem Werk für Schlüsseltechnologien arbeiten?
Die Planer rechnen mit mehr als dem doppelten Verkehrsaufkommen – was das bedeutet, lässt sich leicht erahnen.
Apropos Industrie- und Gewerbeflächen: Heidenau weist auf seiner Internetseite 19 Industriebrachen aus, die befinden sich zum Teil als Ruinen mitten in der Stadt. Wenn es tatsächlich einen erhöhten Bedarf für Industrieansiedlungen gäbe, böten diese Schandflecken im Stadtbild reichlich Potential für innovative und kreative Köpfe.
Vor diesem Hintergrund haben sich Bürgerinitiativen gegründet, es wurden zahlreiche Briefe und Anträge an den Zweckverband und das Landratsamt geschrieben. Es gab Bürgerbegehren, Proteste bei den Probebohrungen, eine Menschenkette am 1.Mai vergangenen Jahres und einen Autokorso. Die Sorgen der Anwohner wegen Beeinträchtigung der Kaltluftzufuhr und die Überschwemmungen bei Starkregen scheinen durch den Bau von Industriehallen gelöst zu werden. Weder die stetig steigenden Kosten des Großprojektes noch die drohende Überschuldung der Städte hindern die Bürgermeister, ihr Vorhaben fortzuführen. Der Stadtrat von Dohna stellte, eingefordert durch die Freien Wähler, deswegen einen Antrag auf Austritt Dohnas aus dem ZV IPO.
Deswegen steht auf der Internetseite des IPO nicht: Nachhaltige Zukunft ist hier !
Wir möchten darauf hinweisen, dass für unsere Nachhaltige Zukunft und für den Erhalt unserer Kulturlandschaft am Ostermontag, den 13.4.2020 ein Ostermarsch stattfindet, näheres wird unter anderem auf der Webseite www.IPO-stoppen.com. bekannt gegeben.
Anna Reimann
Ellen Schneider