Nahezu jeder, der mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln (ÖPNV) Dippoldiswalde besucht, nimmt den Busbahnhof wahr. Viele Fahrgäste sind entsetzt, erzürnt, manche lächeln nur noch müde. In der Sitzung im Dezember 2023 stand das Thema (mal wieder) auf der Tagesordnung der örtlichen Stadträte1. Es sollte über den Wiederaufbau ein Grundsatzbeschluss gefasst werden. (Über das gleiche Thema diskutierte der Stadtrat bereits im September 20152.) Es kann davon ausgegangen werden, dass der Beschluss mit diesen Argumenten aus der Beschlussvorlage des Stadtrates zustande kam.
„Aufgrund der gegenwärtigen Situation des Parkdecks, welches Fahrgästen keinerlei Schutzmöglichkeiten bei ungünstigen Wetterbedingungen bietet, der geometrischen Unzulänglichkeiten der Bushalteplätze, der unterdimensionierten Flächenentwässerung, sowie der Sanierungsbedürftigkeit des Servicegebäudes ist eine Neuerrichtung des Zentralen Omnibusbahnhofes notwendig.
Der Busbahnhof entspricht darüber hinaus nicht den Anforderungen der Barrierefreiheit gemäß des Gesetztes der Gleichstellung behinderter Menschen.
Daneben verfügt der Busbahnhof über keinerlei fahrgastansprechende, zeitgemäße Serviceflächen wie beispielsweise für Fahrräder oder Taxistellplätze als auch Begrünung.
Daher soll der Zustand des Busbahnhofes im Sinne der Fahrgäste und Dippoldiswalder Bürger verbessert werden. Hierfür empfiehlt die Stadtverwaltung dem Beschlussvorschlag zu folgen und den Grundsatzbeschluss zur Neuerrichtung des Busbahnhofes zu fassen.“
Warum ist dieses Thema im Grünen Blättl?
Nur ein zeitgemäßer und leistungsfähiger ÖPNV kann uns auf dem Weg zur Klimaneutralität helfen. Erst, wenn Bus und Bahn und auch die Anschlüsse und Übergänge eine tatsächliche Alternative zum privaten PKW sind, werden die Autofahrer umdenken.
Mit blumigen Worten versprach die Stadtverwaltung den Stadträten in einer vorangegangenen Sitzung im technischen Ausschuss, dass schon „verschiedene Umsetzungsvarianten erarbeitet wären“, dass „eine Variante von allen Beteiligten als am zielführendsten beurteilt wurde“, dass jetzt „eine Mittelinsellösung mit 11 Haltepunkten ohne Parkdeck“ geplant sei und „Themen wie Fahrradständer, Barriere-Anforderungen, Überdachungen, Begrünung als auch eine öffentliche Toilette hier zweckmäßig umsetzbar wären“. Aufgrund von außergewöhnlich hohen Kosten für die Stadt habe man sich dazu entschlossen, kein Neuerrichtung des Parkdecks in Angriff zu nehmen – stattdessen wolle man „sich daraus ergebende Auswirkungen auf die Parkplatzsituation im Stadtgebiet und mögliche Alternativen“ später untersuchen.
Dies klingt alles nach einem „Weiter so“. Dabei hat der Dippser Busbahnhof als Knotenpunkt und Umstiegsort eine wirklich wichtige zentrale Bedeutung für den ÖPNV.
- Wo könnte man sich einen „Park and Ride“-Umstieg (P&R3) besser vorstellen, als hier in Dippoldiswalde?
- Die Stadt Dresden glänzt immer wieder mit ihren „MOBIpunkten“ 4. Warum übernimmt Dippoldiswalde nicht diese Idee und plant schon jetzt Umstiegsmöglichkeiten zu (privaten) Leih-Fahrrädern oder Cargo-Bikes?
- Warum überlegt man nicht schon jetzt, wo Carsharing oder Lademöglichkeiten für die Elektromobilität stattfinden könnten?
- Warum denkt niemand in Dippoldiswalde schon jetzt an Sammeltais oder einen flexiblen „On-Demand-Service“ 5, um Ortsteile wie Seifersdorf, Dönschten, Ammelsdorf oder Reichstädt zukunftsfähig verkehrstechnisch anschließen zu können?
- Warum macht niemand der Stadt Dresden oder dem VVO deutlich, dass Inhaber einer ABO-Tickets auch die gleichen verbilligten Tarife für die Dresdner MOBIbike-, MOBIcar- und MOBIshuttle-Angebote bekommen sollten?
- Und nicht zuletzt ein kleiner privater Vorschlag: Wenn Reisegruppen oder Schulklassen von gemeinsamen Fahrten zurückkommen, sollte man beim neuen Dippser Busbahnhof auch an die „Abholer“ denken, die aktuell eigentlich immer die Verkehrsregeln brechen, weil sie private Parkplätze nutzen.
All dies sind nur ein paar schnelle Gedanken. Sicherlich fallen Dippser Einwohnern oder regelmäßigen Besuchern unserer Stadt noch weitere Ideen ein, die bereits jetzt mit bedacht werden sollten. Und vielleicht kann man ja manchen Gedanken auch mit Glashütte oder Tharandt vernetzen?
Zuschriften (über die Redaktion des Grünen Blätt‘ls) würde ich der Stadtverwaltung gern weiterleiten.
Heiko Frey
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Linkliste:
2 http://dippolds.info/2015/09/10/dipps-gewinnt-streit-um-parkdeck/
3 https://www.vvo-online.de/de/service/park-ride/index.cshtml
4 https://www.mobi-dresden.de/de-de/