Seit nun schon über 15 Jahren beschäftigt sich die Grüne Liga Osterzgebirge recht intensiv mit dem Wild-Apfel. In den letzten 4 Jahren wurden 700 Standorte aufgesucht und Bäume zwischen Luchberg und Geisingberg markiert. Das sind all jene Standorte, bei denen Eigentümer und Landpächter damit einverstanden sind, dass die Bäume in der freien Landschaft auch für interessierte Naturfreunde und Landschaftspfleger sichtbar sind und geschützt werden.
Unsere zahlreichen Neupflanzungen haben sich in der teilweise recht rauen Mittelgebirgslandschaft gut etabliert. Wir freuen uns, wenn nun nach Jahren des Wartens, die Sämlinge im Frühjahr blühen und im Herbst die ersten Wildäpfelchen reif werden. Um manche Altbäume ist es leider nicht so gut bestellt, sie sterben altersbedingt ab, Trockenheit und Stürme setzen ihnen zu und zunehmend breiten sich Misteln auf den Bäumen aus. Der allgemein schlechte Vitalitätszustand unserer Gehölze, lässt einen mistelbefallenen Baum wesentlich früher absterben. Jede neue Mistel bedeutet weniger Wasser und Nährstoffe für den Wirt. Auffallend ist nicht nur die mengenmäßige Ausbreitung, auch die zunehmende Anzahl weiterer befallener Baumarten. Wir haben uns Anfang des Jahres entschlossen an zwei Wild-Apfel Standorten bei Falkenhain eine Mistelbekämpfung durchzuführen. Hier auf den Steinrücken zur Schenkenshöhe stehen mit Stammumfängen von 1,70 m und Baumhöhen von über 10 m zwei stattliche Holzäppelbäume. Mit Hilfe von Frank und Thomas Lochschmidt gelang es ohne größeren technischen Einsatz, nur mit Handsägen und ihrer beeindruckenden Kletterkunst, die Misteln in den Wild-Apfelbäumen und befallenen Nachbargehölzen herauszuschneiden. Die Gesamtausbreitung der Mistel im Holzäppelgebirge zu stoppen, erfordert jedoch größere zusammenhängende Maßnahmeprogramme.
Neben den praktischen Pflege- und Markierungsarbeiten war der Wild-Apfel in diesem Jahr auch wieder in der Öffentlichkeit präsent. Zur Eröffnung der Wandersaison veranstaltete die Tourist-Information Altenberg am 1. Mai ein Fest für die ganze Familie. In diesem Rahmen wurden verschiedenste geführte Wanderungen angeboten. Unter anderem wurde auch eine Tour von der Naturschutzstation Osterzgebirge e.V. geplant und durchgeführt. Diese führte von Bärenstein durch den Weicholdswald auf dem Klengelsteig Richtung Geisingberg. Eine Station dieser Wanderung war der Wildapfel-Baum auf dem Heidehübel. Dieser wurde anlässlich des „Baum des Jahres 2013“ von den Teilnehmern der gleichnamigen Tagung gepflanzt. Hier erfuhren alle vorbeikommenden Wandersleute Wissenswertes zum Wild-Apfel, erhielten Tipps zur Erkennung anhand von Blatt- und Blütenmerkmalen und konnten den leckeren Holzäppeltee probieren.
Einen Monat später stand das Thema Wildobst auf dem Exkursionsprogramm einer Studentengruppe der TU Dresden. Während der kleinen Wanderung am Geisingberg beschäftigten wir uns mit den vielfältigen Wildobstarten die unsere Steinrückenlandschaft zu bieten hat, warum das „Auf-Stock-Setzen“ der Steinrücken und die Markierung der Wild-Apfelstandorte wichtig ist und wie lecker Wildobst sein kann. Auch tschechische Umweltbildner interessierten sich für die Naturschutzaktivitäten im Osterzgebirge. Jan Kotera vom Umweltbildungszentrum SEVER organisierte eine mehrtägige Ausfahrt mit verschiedenen Stationen auf tschechischer und deutscher Seite des Erzgebirgskamms, so wurde auch im Bärensteiner Bielatal Halt gemacht. Wir nutzen das schöne Wetter und konnten direkt am Wild-Apfel auf der Müllerwiese die besonderen Erkennungsmerkmale zeigen. Jitka war eine perfekte Dolmetscherin, so gelang es, alle Fragen egal ob zu Blatt- oder Fruchtmerkmalen, Anzahl der erfassten Altbäume oder zu Maßnahmen zur Erhaltung des Wildapfelvorkommen zu beantworten. In diesem Jahr waren wir auch wieder zum Sommerfest im Botanischen Garten in Dresden präsent. Nach vier Jahren Pause konnte auch endlich das Julius Kühn-Institut seine Gewächshaustüren zum „16. Pillnitzer Apfeltag“ öffnen. Wir haben uns sehr gefreut mit unserem Wildapfelstand wieder mit dabei sein zu dürfen. Zum Abschluss des „Wildapfeljahres“ ging es im November nochmal auf eine Exkursion mit der AG Steinrücken des DVL Sachsen. Wir besuchten die neu angelegten Steinrücken in Liebenau, Johnsbach und am Luchberg. In den beiden Letzteren wurden neben anderen Gehölzen auch Wild-Äpfel mit verpflanzt. Hier heißt es nun wieder, die kleinen Bäumchen pflegen, bei Bedarf Wässern und Geduld haben bis sich die ersten zarten Wildapfelblüten zeigen werden.
Wir danken allen, die den Erhalt des Wild-Apfel-Bestandes mit unterstützen.
Simone Heinz und Anke Proft