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Im Herzen Zentraleuropas gelegen, weist das östliche Erzgebirge im allgemeinen ein eher unspektakuläres Klima auf – wenngleich einige Wetterlagen durchaus für besondere meteorologische Ereignisse sorgen können, bis hin zu periodischen Hochwasserextremen wie 1897, 1927, 2002.
Die Jahresdurchschnittstemperaturen des Naturraumes Ost-Erzgebirge liegen zwischen 8 oC am nördlichen und südlichen Gebirgsfuß und 4 oC am Kamm, Jahresniederschläge zwischen 600 und 1000 l/m2. Mit zunehmender Höhe über dem Meeresspiegel steigt auch der Schnee-Anteil am Niederschlag, so dass die Hochlagen beliebte Skiausflugsziele und Wintersportzentren sind.
Neben den klimatischen Höhenstockwerken des Gebirges – von der collinen Hügellandsstufe (bis ca. 350 m üNN) über die montane Höhenstufe bis zu den orealen Kammlagen (ab ca. 850 m üNN) – ist für das Erzgebirge auch ein markantes West-Ost-Gefälle der Durchschnittsniederschläge auffällig. Verstärkt wird dies noch durch Luv-Lee-Effekte von Seitenkämmen des Gebirges, die sich in nördliche Richtung erstrecken und sich den Westwetterlagen entgegenstellen.
Andererseits bewirkt die relativ geringe Entfernung zwischen Elbtal und Gebirgskamm an der Ostflanke des Erzgebirges häufig starke Konvektions-Ereignisse im Sommer, die sich in heftigen Gewittern entladen können. In Kombination mit großflächigen Niederschlagswetterlagen (insbesondere sogenannten Fünf-B-Wetterlagen) führen derartige Konvektionen zu extremen Regenmengen (über 400 l/m2 innerhalb von 36 Stunden im August 2002!).
Ein sehr markantes Charakteristikum für die Hochlagen des Erzgebirges ist der sogenannte „Böhmische Nebel“ – verbunden meist mit straffem, feuchtkalten „Böhmischem Wind“. Bei Süd-Wetterlagen werden die aus dem Böhmischen Becken heranströmenden Luftmassen zu raschem Aufsteigen gezwungen, die Luftfeuchtigkeit kondensiert und „schwappt“ in Nebelform über den Kamm. Im Winter führt dies regelmäßig zu bizarren Eisfahnen an Bäumen, Zäunen und Masten, dem sogenannten „Anraum“.
Generell aber handelt es sich von Natur aus um recht ausgeglichenes mitteleuropäisches Klima: extreme Frost-, Hitze- oder Dürreperioden sind selten. Eigentlich – der Klimawandel macht auch um das Ost-Erzgebirge keinen Bogen. Während 2002 ein halber Jahresniederdurchschnittsniederschlag in zwei Tagen vom Himmel kam, beläuft sich Ende 2020, nach drei sehr trockenen Jahren, das Niederschlagsdefizit auf etwa die selbe Größenordnung. Mit gravierenden Konsequenzen für den Wasserhaushalt des wichtigsten Dresdner Trinkwassereinzugsgebiets ebenso wie für Flora, Fauna und Landnutzung. Borkenkäfer und andere „Schädlinge“ lassen die geschwächten Fichtenforsten hektarweise absterben. Die langfristigen Folgen der Dürrephase 2018 – 2020 (?) lassen sich noch kaum abschätzen.
Eine Erläuterung der klimawandlebedingten Hintergründe für die zunehmend „extremere“ Witterung erläutert der aktuelle (April 2024) Beitrag von Dr. Volker Beer: „Blockierende Wetterlagen (Rossbywellen), veränderte Strömungsverhältnisse in der Atmosphäre und den Weltmeeren und daraus resultierenden Extremwetterzunahmen als Folge des Klimawandels.„
Mehr zu Wetter, Witterung und Klima gibt es im Band 2 des Naturführers Ost-Erzgebirge,
bzw. hier im entsprechenden Kapitel als pdf.
Wetterexperte Dr. Volker Beer aus Sayda stellt der Grünen Liga Osterzgebirge außerdem immer seinen ausführlichen Wetterrückblick für Sachsen mit Mitteldeutschland zur Verfügung:
BeersWetterrückblick2024 (bisheriger Verlauf)
sehr eindrucksvoller Zeitrafferfilm bei https://youtu.be/IbZAbJxmOSU
Weitere Wetter-Filmclips von Volker Beer
Dem Wetter im Ost-Erzgebirge widmen sich, mit profunder meteorologischer Fachkenntnis, die Mitglieder des Wettervereins Zinnwald-Georgenfeld.
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