Natur im Osterzgebirge

Naturkundliche Wanderung mit Rekordbeteiligung bei Liebenau

Seit nahezu drei Jahrzehnten organisiert die Grüne Liga Osterzgebirge Naturkundliche Wanderungen in verschiedenen Winkeln des Naturraumes – oft mit aktuellen Anlässen und zumeist zusammen mit profunden Orts- und Fachkennern. So war es auch am Sonntag, den 13. April 2025 in Liebenau. Gemeinsam mit dem erfahrenen und in der Gegend aktiven Ornithologen Bernd Kafurke ging es über die Flächen der Liebenauer Höhe. Genau dort, wo das Bergbauunternehmen Zinnwald Lithium Plc. die Chemiefabriken und eine riesige Abraumhalde plant.

Das Interesse übertraf alle Erwartungen. Mehr als 60 interessierte Naturfreunde fanden sich am Treffpunkt „Dorfplatz“ ein. Das dürfte zumindest für die letzten zwanzig Jahre Grüne-Liga-Wanderteilnehmer-Rekord sein! Dabei handelte es sich keineswegs nur um besorgte Liebenauer, sondern auch Menschen aus weiter umliegenden Dörfern und Städten.

Bernd Kafurke informierte über die Bedeutung der vermeintlich ausgeräumten, agrarisch genutzten Hochebene für die Vogelwelt. Feldlerchen gehören hier noch zum gewöhnlichen Wandererlebnis – woanders ist dies längst nicht mehr so. Sogar die vielerorts ausgestorbenen Kiebitze brüten noch hier und da, ebenso wie Kraniche, Rotmilane und andere Arten, die erst in letzter Zeit ihre Lebensräume in die Gebirgslagen verlagert haben. Besonders wichtig ist der Bereich jedoch für den Vogelzug. Auf ihrem Weg in die Winterquartiere folgen viele Zugvögel zunächst dem Elbtal, biegen dann aber vor dem Elbsandsteingebirge nach Süden, weil sie ungern größere Waldgebiete überfliegen. Stattdessen nutzen sie die niedrigen Passhöhen an der Ostflanke des Erzgebirges.

Diese Pässe zwischen Mückentürmchen und Sattelberg sind auch oft das Einfallstor für den „Böhmischen Wind“. Auch während der Wanderung blies ein straffer Südwestwind über die Liebenauer Höhe. Es brauchte nicht viel Vorstellungskraft, sich auszumalen, was mit dem auf einer 50 oder 100 Meter hohen Trockenhalde – auf der höchsten Stelle des Plateaus – aufgestapelten, fein gemahlenen „tauben Material“ und all seinen mutmaßlich toxischen Bestandteilen passieren würde!

Unter dem Kapitel „Risiken“ zählt die am 31.3. von Zinnwald Lithium präsentierte Vormachbarkeitsstudie drei Dinge auf: zum einen die (noch unausgereifte) Technik, zum anderen die (aktuell komplett fragliche) Wirtschaftlichkeit. Und zum dritten: „Verzögerungen bei der Genehmigung oder erheblicher Widerstand der Anrainer und Interessengruppen könnten das Projekt erheblich gefährden.“

Vor ziemlich genau einem Jahr hatten sich 268 von 323 wahlberechtigten Liebenauern (83 %) an einer Bürgerabstimmung beteiligt. 263 Wähler stimmten dagegen, dass die Stadt Altenberg für Zinnwald Lithium einen Bebauungsplan auf Liebenauer Flur aufstellt, nur 5 waren dafür. Ein Jahr später vermittelte nun die naturkundliche Wanderung den deutlichen Eindruck, dass die Liebenauer nicht allein sind in ihrer Ablehnung!

 Viele weitere Infos zu den Lithium-Bergbau-Vorhaben im Ost-Erzgebirge gibt es hier:

osterzgebirge.org/lithium-bergbau

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