Natur im Osterzgebirge

Die Altenberger Madagaskar AG im Herbst 2024

Erst gemeinsam arbeiten, um Artenvielfalt zu erhalten,

dann gemeinsam verreisen, um Regenwald zu erfahren.

So ungefähr lässt sich das Grundprinzip zusammenfassen, auf dem eine Vielzahl von Aktivitäten des Analasoa-Clubs im ostmadagassischen Dorf Anjahambe sowie der Madagaskar-AG im osterzgebirgischen Altenberg beruhen. Hier wie dort setzen sich Jugendliche für den Erhalt der Natur in ihrer Heimat ein – und interessieren sich für das Engagement der 8.000 km entfernt lebenden Partner.

Alles zur Madagaskar AG gibt es hier

und bei der von den Schülern selbst betriebenen Seite analasoa.org.

 

Feuerlilien und Fauchschaben

Das erste „Gemeinsam-arbeiten“ im neuen Schuljahr ist meistens ein Feuerlilieneinsatz auf der Naturschutzstation betreuten „Wiese an der Bahnlinie“, am Nordwestfuß des Geisingbergs. Die Mäh-Aktion hier richtet sich speziell auch an die neuen Fünftklässler. Die älteren Madagaskar-AGler bringen ihnen nahe, worum es bei der doch etwas ungewöhnlichen Arbeitsgemeinschaft geht. Hier im Ost-Erzgebirge gilt es, ebenso wie im madagassischen Regenwald, den Lebensraum vom Aussterben bedrohter Arten zu erhalten. Die Feuer-Lilie fällt in die Kategorie 1 der Roten Liste Sachsens. Auch dank der Pflegeeinsätze der Madagaskar-AG hat sich auf der „Wiese an der Bahnlinie“ eines der umfangreichsten Feuerlilien-Vorkommen regenerieren können.

Als „Dankeschön-Exkursion“ für den Feuerlilieneinsatz gab es Anfang Oktober dann wiedermal einen Ausflug in den Dresdner Zoo. Außer den Kattas gibt es da leider nicht mehr allzuviele madagassische Tiere. Aber dafür ein immer wieder interessantes, schülergerechtes Regenwald-Programm, wie schon seit etlichen Jahren von Zoo-Guide Julia für uns wunderbar vorbereitet. Auch ihre Madagaskar-Fauchschaben ließ sie wieder auf den Armen der Schülerinnen und Schüler krabbeln.

 

Baumdenkmalpatschaft im Bielatal

Das aktuell von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) kofinanzierte Baumdenkmalprojekt der Grünen Liga Osterzgebirge machte es möglich: außer dem alljährlichen Madagaskar-AG-Camp im Frühsommer konnten die Jugendlichen nach den Herbstferien nochmal ein gemeinsames Aktionswochenende in der Biotoppflegebasis verbringen. Es ging um alte Bäume im Bielatal, deren Umfänge und Höhen die Schüler aufnahmen. Als besonders „innovativ“ erwies sich an der alten Tanne vor der Angermannmühle die Höhenmessmethode per Heliumballon. Zum Glück war es weitgehend windstill.

Den bereits bei einem früheren Einsatz mit Drahtkörben geschützten Tännchen an der Bielatalstraße gegenüber der Waldhäuser verschafften die Madagaskar-AGler mit Astscheren und Handsägen etwas mehr Licht zum Wachsen. Es handelt sich um die Kinder der alten Weiß-Tanne, hinter der ein vermülltes Bergloch klafft, aus dem die Schülerinnen und Schüler schon zweimal Berge von Abfall, Schrott und Unrat geborgen hatten.

Ein weiterer Arbeitseinsatz galt an dem Wochenende dem alten Wildapfelbaum auf den Bielatalbiotopen. Der Nassschnee des letzten Winters hatte dessen weit ausladende Äste bis (fast) auf den Boden gedrückt, wo sie seither von Brombeergestrüpp überwuchert wurden.

Die DBU als Fördermittelgeberin für die aktuelle Phase des Baumdenkmalprogramms erwartet von der Grünen Liga Osterzgebirge, verstärkt Jugendliche als Baumdenkmalpaten einzubeziehen. Die Madagaskar AG hat nun offiziell die Patenschaft über vier besonders bemerkenswerte Bäume im Bielatal übernommen. So wird auch künftig zweimal jährlich ein Check der Veteranen auf dem Programm stehen.

 

Bäumchenpflanzen und Biosphärenreise

Zu den ersten Aktionen der jungen Leute, die bald darauf die Schülerarbeitsgemeinschaft „Madagaskar“ bildeten, gehörte ein Pflanzeinsatz am Kahleberg. Seither ist das gemeinsame Bäumepflanzen fester Bestandteil im Programm der AG. Diesmal fand der Pflanzeinsatz am 9. November statt, an der Kreuzung Zaunhäuser Weg/Schneise 31. Den größeren Schülern kann man inzwischen die Routine ansehen, mit der sie die kleinen Weißtännchen in den steinigen Kahlebergboden einbringen. Die Pflanzqualität lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Für die Fünft- und Sechstklässler mögen die Wiedehopfhacken noch etwas schwer gewesen sein, aber auch sie haben schnell begriffen, worauf beim Bäumepflanzen besonders geachtet werden muss. Als Starthilfe bekamen alle kleine Tännchen noch etwas Kompost aus dem Bielatal mit ins Pflanzloch. Nicht unwahrscheinlich, dass darin kompostiertes Gras steckt, das drei Jahre zuvor die Madagaskar-AGler auf Plastikplanen aus den nassen Senken der Bielatalbiotope gezogen hatten.

Ende November dann gab es schließlich die „Regenwald-Expedition“ des Jahres, die diesmal zur „Biosphäre“ in Potsdam führte. Die große Tropenhalle war Anfang der 2000er für eine Bundesgartenschau errichtet worden. 2017 drohte die Schließung, kurz zuvor war die Madagaskar AG schon einmal da. Doch die „Biosphäre“ gibt es noch heute, und sie bietet auch Regenwald-Workshops für Schüler. Unter den einigen hundert verschiedenen tropischen Pflanzen und Tieren finden sich auch einige Arten aus Madagaskar wie Taggeckos und Pantherchamäleons. Nach einer Hostelnacht besuchten die Madagaskar-AGler noch das neue Ethnologische Museum im Humboldt Forum.

 

Geplante Begegnungsreisen 2025

Trotz des recht dicht gepackten Programms im Herbst war 2024 für die Madagaskar AG ein eher entspanntes Jahr – im Vergleich zu dem, was 2025 geplant ist. Im Juni/Juli werden sechs Zehntklässler ins madagassische Partnerprojektgebiet reisen, nach Anjahambe. Hier werden sie nicht nur erleben, wie Regenwald tatsächlich aussieht, wie dieses faszinierende Ökosystem funktioniert und wie es sich anfühlt, aber auch wie rapide es verschwindet. Gleichzeitig werden sie die jungen Leute des Analasoa Clubs kennenlernen, die sich mit bewundernswerter Energie für den Erhalt der Natur und einer gesunden Umwelt in ihrer Heimat engagieren. Zusammen sollen Bäume im Regenwaldaufforstungsgebiet „Analasoa“ gepflanzt werden, und auch eine gemeinsame Exkursion in ein noch intaktes Schutzgebiet steht auf dem Programm.

Wenn nichts dazwischenkommt (so wie Corona 2020 und 2021), werden nächstes Jahr im Herbst endlich mal wieder acht Schülerinnen und Schüler aus Anjahambe (plus zwei Betreuer) nach Altenberg reisen. Der entsprechende Förderantrag bei ENSA („Entwicklungspolitisches Schulaustauschprogramm“) ist gestellt und wurde prinzipiell auch schon genehmigt. Jetzt geht es an die Detailplanung – und ans Erarbeiten von Spendengeldern, um die etliche tausend Euro große Finanzierungslücke noch schließen zu können.

Bereits im vergangenen Oktober verdingten sich die Madagaskar-AGler bei der Firma Herolé an deren neuem Standort in Pirna als „Unkrautjäter“ – worauf sich diese mit einer ansehnlichen Spende erkenntlich zeigte. Außerdem sind die Schülerinnen und Schüler bei verschiedenen Gelegenheiten mit Info-/Spendenständen präsent, so z.B. beim Tag der Offenen Tür der Rehaklinik Raupennest und beim Weihnachtsmarkt Geising.

Der erste und letzte Besuch der madagassischen Freunde bei uns liegt nun schon sechs Jahre zurück. Die dabei geknüpften Kontakte zwischen den Schülerinnen und Schülern, die dabei entwickelten Ideen wirkten noch lange nach. Inzwischen ist es höchste Zeit, die Beziehungen wieder zu vertiefen. Die Chancen stehen gut, dass nächstes Jahr daraus ein längerfristiges, von den Jugendlichen gemeinsam entwickeltes madagassisch-deutsches Umweltprojekt entstehen könnte. Der Förderantrag bei ENSA steht übrigens unter der Überschrift: „Bäume pflanzen – Ideen säen.“

Analasoa-Stiftung vergibt erste Stipendien

Es ist für Schülerinnen und Schüler im abgelegenen Dorf Anjahambe wahrlich nicht einfach, am Ende ihrer Schulzeit die Abiturprüfungen zu bestehen. Die Bildungsmöglichkeiten am kleinen Lycée des Ortes sind weniger als bescheiden: drei kahle Klassenzimmer für bis zu 200 Schüler, kaum Unterrichtsmaterial, viel zu wenige motivierte Lehrer, ein arbeitsreiches Leben auch für Kinder jenseits der Schule …  Und dennoch zeigen vor allem viele der beim Analasoa Club engagierten jungen Leute eine beeindruckende Lernbereitschaft. Wenn sie dann aber tatsächlich ihr Abi geschafft haben, heißt das für die meisten noch nicht, dass sie in die Provinzhauptstadt Tamatave ziehen können, um dort zu studieren. Denn das Leben dort ist für junge Madagassen vom Lande teuer, für viele unerschwinglich teuer.

Um den besonders motivierten unter den Analasoa-Club-Mitgliedern den weiteren Bildungsweg etwas zu erleichtern, haben sich Eltern ehemaliger Madagaskar-AG-Schüler letztes Jahr entschlossen, eine eigene Stiftung zu gründen, über die kleine Stipendien ausgereicht werden können. Die deutsche Bürokratie hat es der Geisinger „Analasoa-Stiftung“ nicht einfach gemacht, den Betrieb aufzunehmen. Aber im Herbst 2024 ist es eindlich so weit!

Aus den zuvor eingeworbenen Spenden können ab Dezember 2024 zwei junge Frauen, die viele Jahre beim Analasoa Club aktiv waren bzw. noch sind, ein Stipendium von monatlich 30 € bekommen. Dies deckt schätzungsweise ein ein Viertel ihrer monatlichen Kosten. Deliatrice (die 2018 auch unter den Besuchern in Altenberg war) studiert in Tamatave Jura, hat bereits ihren Bachelorabschluss geschafft und ist jetzt im Masterstudiengang. Tridia hat mit einem Wirtschaftsstudium begonnen.

Für weitere Stipendien ist die Analasoa Stiftung weiterhin auf Spenden angewiesen:

Spendenkonto der Analasoa-Stiftung:

IBAN: DE62 8505 0300 0221 2863 49           BIC: OSDDDE81XXX

Die Analasoa-Treuhandstiftung ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden sind steuerabzugsfähig.

 

 

 

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