Natur im Osterzgebirge

(Kahl)Schlag gegen Umwelt und Tourismus in Altenberg

Der letzte Tag vor Beginn der Schonzeit für Baumbestände zwischen den 01. März und dem 30. September wurde genutzt, um das Waldstück neben dem Altenberger Bahnhof zu roden.

Binnen eines Tages wurden auf über einem Hektar Bäume gefällt, welche dort seit rund 70 Jahren wachsen. Denn dort soll ein neues Netto-Einkaufszentrum entstehen. Das wäre dann schon der dritte Netto-Standort im nur 2000 Einwohner-zählenden Altenberg. Sicher wird der nur 100 m entfernte heutige Standort zwar aufgegeben. Was dort aber in Zukunft mit der leeren Halle passieren soll, ist unklar. Es wäre kein Einzelfall, würde das Gebäude langsam vor sich hin vergammeln. Das Resultat: ein weiterer Hektar verlorener Boden in der ewig steigenden Versiegelungsstatistik Sachsens und Deutschlands. All das, ohne auch nur ansatzweise gleichwertiger Ausgleichsmaßnahmen.
Geplant war, dass der Netto am neuen Standort Gesellschaft von einem Drogeriemarkt bekommt. Doch dieser zog sein Interesse zurück. Fraglich, ob der Plan damit noch sinnvoll ist.
Wird Altenberg direkt nach der Fertigstellung seine Gäste mit einer halben Bauruine begrüßen? Gut sichtbar für Touristen, egal ob diese mit der Bahn oder dem Auto anreisen. Oder wird das Einkaufzentrum nun doch kleiner? Der Wald ist jedenfalls schon einmal vernichtet.

Abbildung 1: Maßnahme zur Stadtentwicklung: Netto statt Wald.

Das gleiche Schicksal droht in nur 100 m Entfernung nun auch dem Waldstück vor dem Campingplatz am Galgenteich. Dort möchte Edeka einen neuen Markt errichten. Auch hier soll mehr als ein Hektar Wald dem Erdboden gleich gemacht werden. Die Stadt Altenberg hat vor, das dafür nötige Flurstück an den Supermarkt-Betreiber zu verkaufen. Die Kapazitäten des erst 2010 eröffneten Supermarktes würden nicht mehr ausreichen. Der Neubau wird insbesondere damit begründet, dass man der hiesigen Bevölkerung ein größeres Angebot bieten möchte. Hingegen halten viele Altenberger diese Pläne für absurd. Der heutige Standort reicht völlig aus. Er ist nach wie vor vollkommen zeitgemäß. Die Notwendigkeit dieser Neubauten darf gewiss hinterfragt werden. Es ist nicht verständlich, wie sich ein Angebot verbessern kann, wenn die Märkte überall die Innenstädte verlassen, um am Stadtrand riesige, neue Einkauftempel zu errichten. Gerade für die recht alte Altenberger Bevölkerung ist die Erreichbarkeit ein wichtiger Faktor. Die Supermärkte werden allerorts nur noch auf die autofahrenden Einkäufer zugeschnitten. Im SUV ist genug Platz für den Großeinkauf. Statt mit Natur und Bergdorf-Idylle werden die Besucher von nah und fern bald mit riesigen, austauschbaren Einkaufshallen empfangen. Wie das dem Image und dem ohnehin schon durch den ständigen Schneemangel kriselnden Tourismus helfen soll, ist nicht nachvollziehbar.

Abbildung 2: Statt einen Umbau der heutigen, größenmäßig völlig ausreichenden Supermärkte vorzunehmen, ziehen die großen Lebensmittel-Konzerne aller paar Jahre, gefräßigen Heuschrecken gleich, von Standort zu Standort.

Ein Funken Hoffnung bereitet das Bürgerbegehren gegen diese Pläne. Möge es auch Gehör finden. Allen Zuständigen sei nahelegt, zu hinterfragen, für wen das Vorhaben einen Mehrwert schafft. Für die Bewohner Altenbergs? Die sind zufrieden mit den heutigen Einkaufsmöglichkeiten. Für die Touristen? Die kommen wohl eher wegen der Natur nach Altenberg und nicht, weil sie hier in Einkaufstempeln shoppen wollen, wie sie es aus ihren Heimatstädten kennen. Sein übriges tun nur noch die größenwahnsinnigen Pläne von Zinnwald Lithium auf Bergwiesen und Steinrücken in unmittelbarer Nachbarschaft gigantische Schwerindustrieanlagen und Deponien zu errichten. Zurück bleibt der Eindruck eines Ausverkaufs Altenbergs und dessen umgebenden Natur.

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