Der Wirbel um die Wiederbelebung des im Osterzgebirge so traditionsreichen Bergbaus spielt schon seit Jahren eine Rolle. Lithium ist ein wichtiger Rohstoff, um die Energiewende voranzutreiben. Wenn auch mehr Verzicht der erfolgreichere Weg wäre. Allemal ist es besser für unsere Produkte heimische Rohstoffe zu nutzen, als in fernen, armen Ländern unter widrigsten Bedingungen Raubbau betreiben zu lassen –auf Kosten der Natur und der Unabhängigkeit von Diktaturen. Von daher ist der hiesige Bergbau ein notwendiges zu akzeptierendes Übel. Wie dies allerdings von Seiten der Deutschen Lithium GmbH, einer Tochter der Zinnwald Lithium PLC mit Sitz in London, geplant ist, hat wenig mit einem Vorhaben im Sinne einer nachhaltigen Energiewende zu tun.
Beinahe zufällig erfuhren die Naturschutzakteure im Osterzgebirge neulich von den Plänen auf der Bärensteiner Höhe eine oberirdische 60 ha umfassende Trockenhalde und eine 12,6 ha große Aufbereitungsanlage errichten zu wollen. Insgesamt soll also ein Industrieareal des Ausmaßes von über 100 Fußballfeldern mitten im hochsensiblen Naturraum entstehen. Bei Betrachtung der teils schleierhaften Unterlagen wird deutlich, dass tatsächlich noch ein weit größeres Gebiet massiv beeinträchtigt wäre. EU-rechtlich geschützte Natura 2000-Lebensräume, wie Berg-Mähwiesen sollen ebenso zerstört werden, wie die stark gefährdeten und gesetzlich geschützten Steinrücken. Beides wichtige, regional prägende Elemente in einer kleinräumigen, weitestgehend intakten, kleinstrukturierten Landschaft von mindestens nationaler Bedeutung. Nicht zuletzt durch die Ausweisung als Naturschutzgroßprojekt-Gebiet honoriert.
Unserer Naturschatz Osterzgebirge ist in ernstzunehmender Gefahr. Nicht nur die Einwohner Bärensteins wären erheblich vom Vorhaben betroffen. Wie wenig lebenswert es in Bärenstein dann noch bleibt, mag man sich kaum ausmalen. Die hiesigen Bio-Landwirte wären zur Aufgabe gezwungen. Die Natur des Osterzgebirges ist unsere Lebensversicherung. Auch für den Tourismus, für welchen sich offizielle Stellen vor Ort stets stark machen. Wer will denn in einer Region Urlaub machen, geschweige denn Ruhe finden, in der Schwerindustrie das alltägliche Leben beeinflusst? Das touristische und ökologische Aushängeschild -der Geisingberg- ist keine 2 km von der geplanten Anlage entfernt.
Der Bergbau in Zinnwald ist wohl notwendig, aber für die Aufbereitung in Bärenstein muss eine andere Lösung gefunden werden. Wie wäre es, wenn beispielsweise der ursprüngliche Plan mit Abtransport des Bergematerials nach Schwarzheide zur dortigen Aufbereitung und Zwischenlagerung in Freiberg wieder in Betracht ziehen? Die Deutsche Lithium GmbH scheint sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Transparenz geht anders.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die finanziellen Interessen eines Rohstoffkonzerns durchsetzen oder tatsächlich offen und ehrlich der bestmögliche Weg für eine nachhaltige Energiewende gesucht wird.
Doch nur Abwarten und Nichtstun müssen wir zum Glück nicht. Einwände und Bedenken können bis zum 22.08. unter https://buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/oba/beteiligung/themen/1035976?zugangscode=Xt1fCrw1 eingereicht werden. Wir sollten diese Möglichkeit unbedingt wahrnehmen.
Unter dem Link können auch die Planungsunterlagen eingesehen werden. Außerdem freut sich die Bürgerinitiative Bärenstein (bi@baerenstein.org) über jede Unterstützung. Informationen dazu gibt’s auf https://baerenstein.org.