Natur im Osterzgebirge

Wetterrückblick März 2023

von Dr. Volker Beer, Sayda

Liebe Freunde des Wetters,

schon ist der März vorbei und statt Frühling mit Sonne satt brachte er Wetterwechsel, die jedem April zur Ehre gereichen. Stürme, Starkregen, Wintergewitter und Schneestürme jagten über das Land. Ein häufiger, abrupter Wechsel zwischen leichten mehrtägigen Frostepisoden, nachts auch nach Aufklaren noch mäßigen bis strengen Frösten in den Hochlagenmulden und Berglagen des Erzgebirges und frühlinghaften Temperaturen um die 20 °C in den wärmegetönten Tieflandsregionen und Metropolen sowie Temperaturen um die 15 °C bis in die höchsten Gipfellagen kennzeichneten die Witterung im März. Um die Monatsmitte zeigten sich bis in die oberen Berglagen Boten des seit Anfang Januar stagnierenden phänologischen Vorfrühlings. Neben Hasel- und Erle entfalteten weitere Frühjahrsblüher wie Märzenbecher, Krokus, Lungenkraut, Narzissen, Scharbockskraut ihre Blüten. Im Tiefland begannen Schlehe, Narzissen sowie Forsythie zu blühen und läuteten den phänologischen Erstfrühling ein. Die Laubentfaltung von Waldrebe, Heckenkirschen und Wildbeerensträuchern setzte ebenfalls im Tiefland ein. Das war eine straffe Westwetterlage. Ein Tief jagte das nächste … .

Hier der Link zum Wetterfilm mit Wolkenzeitraffer, Schneegestöber, Wintersonne und Frühlingsblumen : https://youtu.be/ia1Er8rf84U . Dazu noch ein zweites, kurzes Video, welches die rasanten Wetterumschwünge anhand der Abfolge der täglichen Bodenwetterkarten des DWD zeigt: https://youtu.be/Wra3K_hjqxk.

Dieser Wettercharakter ist die klassische Westwetterlage, kennzeichnend für unsere Region. Unüblich waren die zurückliegenden sonnigen, sehr milden und trockenen Frühjahre. Dieser März entspricht unserem Klima, und so gestaltete sich die Witterung im März auch in vorindustrieller Zeit. Laubaustrieb bis in die mittleren Berglagen so um Mitte Mai, in den Kamm- und Gipfellagen zum Monatswechsel auf Juni waren normal. Auf den armen bis mittel nährstoffversorgten Braunerden gedieh Roggen, Hafer und Gerste. Ziegen und Schafe waren das übliche Nutzvieh. Die Tiere zogen von Weide zu Weide durch das Gebirge. Die Kammlagen waren von weiten Hochmooren bedeckt, die Wälder der Hochlagen von Moorbirke, Sandbirke, Spirken, Erlen und Weiden und natürlich der Vogelbeere und der Fichte dominiert. Nasser Schnee konnte auf der Tiefdruckrückseite auch mal auf den in der Milchreife stehenden Hafer fallen …. Also kein Grund zur Klage, wir erleben das für unser Klima ganz normale, typische Wetter. Nachzulesen im „Naturführer Osterzgebirge“ Band 2 Hrsg: Grüne Liga Osterzgebirge 2007, ISBN 978-3-940319-17-3.

Ein kleines Gedankenexperiment: In etwa den letzten zehn Jahren dominierten die Hochdruckwetterlagen unsere Witterung. Mitteleuropa lag häufig im Einfluß eines Rossbywellenberges, also Omegawetterlagen. Es dominierte das „Urlaubswetter“ mit Sonne satt, viel Wärme und wenig Niederschlag. Nun die Vorstellung in den nächsten Jahren läge Mitteleuropa bevorzugt im Rossbywellental oder direkt unter dem Starkwindband des mäandrierenden Jetstream. Die Folge wären straffe Westwetterlagen wobei ein Tief das nächste jagt. Wind, Regen und der rasche Wechsel zwischen kühleren und milderen Witterungsabschnitten wären die Folge. Im Rossbywellental, also dem Trog dominiert kühles, schwachwindiges, nebliges von Sprühregen begleitetes Wetter. Ergo bei dieser Situation ( Jetstream und/oder Rossbyellental) folgt auf einen kühlen regnerischen Sommer ein milder regnerischer Hebst mit anschließendem regnerischem Winter, der nur in den höheren Berglagen Schneefall zuläßt, dann folgt erneut ein kühler regnerischer Frühling …. Das entspricht aber dem ozeanischen bis subozeanischen Klima, das auch „Buchenklima“ genannt wird und DER Klimatyp unserer Region ist (oder eben war).

Frohe Ostern und einen schönen, interessanten April wünscht Volker

Den ausführlichen Wetterrückblick gibt es hier.

osterzgebirge.org/wetter-und-klima

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