Natur im Osterzgebirge

Der „Harte Stein“ bei Ammelsdorf – ein Zeugnis des spätpaläozoischen Vulkanismus

Wer die Straße Ammelsdorf – Schönfeld benutzt, gewahrt etwa auf halbem Wege auf der rechten Seite ein Wäldchen, das scheinbar nichts Besonderes verheißt.

Doch bei näherer Betrachtung offenbart sich dem Naturfreund dort auf dieser breiten, flachen Kuppe bei knapp über 700 m/NN eine „Felstrümmerstätte“ von beachtlichem Ausmaß, mit seltener Vollkommenheit und Schönheit.

Zwar hatten die Felsen auch früher schon die Aufmerksamkeit nicht nur der Geologen, sondern so Mancher Natur- und Heimatfreunde („Naturführer Ost-Erzgebirge“, Band 3!) gefunden. Doch erst in jüngster Zeit – nach dem Abtrieb des borkenkäfergeschädigten Fichtenforstes – kann man die ganze Felslandschaft erfassen. Mit ihren kahlen Porphyrkuppen bietet sie einen fast exotischen Anblick.

Der Harte Stein sollte so erhalten bleiben und als „Geschützes Geotop“ bzw. Naturdenkmal unter Schutz gestellt werden!

Denn das Besondere sind nicht nur die Porphyrkuppen an sich, sondern deren gewaltige, bis über 15 m lange Steinsäulen, aus denen sie bestehen, wie von Zyklopenhand gleichmäßig übereinandergelegt. Die einzelnen Felsrücken werden abgesetzt von messerscharfen Kluftflächen, die den Querschnitt der dicken, fünf- bis sechskantigen Säulen
deutlich erkennen lassen. Die Felsrücken liegen reihenweise, wie gestaffelt, fast parallel hintereinander. Daneben befinden sich große, würfel- bis quaderförmige
Felsklötze.

Soweit das Erscheinungsbild, aber was verbirgt sich dahinter? Was ist der geologische Hintergrund der Entstehung?

Das erdgeschichtliche Geschehen liegt mehr als 300 Millionen Jahre zurück. Ein Gebirge war aufgestiegen, das die Geologen das variszische nennen. Es entstand durch Zusammenschub zweier Kontinentalplatten und zog sich quer durch das mittlere Europa. Aus einem kleinen Abschnitt wurde viel später das Erzgebirge. Nach der Auffaltung des Variszischen
Gebirges kamen Bruchtektonik und Magmatismus/Vulkanismus: aus Magmenkammern drängte
„feurige Glut“ nach oben und erstarrte an der Erdoberfläche. Damit sind wir beim „Harten Stein“!

Die Erdkruste des heutigen Ost-Erzgebirges zerbrach. Eine der kleineren Teilschollen entstand um die Dörfer Hermsdorf, Seyde, Bärenfels und Schönfeld. Vulkanismus kam auf, der beim Erstarren graue Gesteine der „Porphyr-Familie“ hervorbrachte. Sie wurden früher in einigen kleineren Steinbrüchen abgebaut: Walther-Bruch in Hermsdorf, am Sandwiesenweg bei Seyde und beiderseits des Pöbeltals bei Oberpöbel und Bärenfels. Aber auch Absatzgesteine
(Sedimente) wurden abgelagert, dazu Pflanzenmassen, die später, unter dem Einfluss des in
der Nähe befindlichen Magmas zu Steinkohle wurden. Diese wurde zwischen 1761 und 1937 bei
Schönfeld abgebaut, mit wechselnden Erfolgen.

Aber dieser Vulkanismus war nur das Vorspiel eines folgenden, noch gewaltigeren: der des Teplitzer Quarzporphyrs im sogenannten „Altenberger Bruchfeld“ (zwischen Schmiedeberg und Teplitz/Teplice).

Der Porphyr ist zwar eines der härtesten Gesteine im Osterzgebirge, doch unterliegt er gleichermaßen der Wirkung der „Atmosphärilien“: Wasser, Eis (Frostsprengung!), Temperaturwechsel, Wind. Man denke besonders an das wechselnde Klima in den Kalt- und Warmzeiten der sogenannten „Eiszeit“, die über 2 Millionen Jahre währte. So haben sich allmählich die Felsformationen und Blockmeere herausgebildet. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht hier zu den „Lugsteinen“ bei Zinnwald-Georgenfeld, die dem gleichen Gesteinstyp wie der
„Harte Stein“ angehören.

Etwa 500 m nördlich von Ammelsdorf liegt ein kleiner, auflässiger Steinbruch am Abhang einer
Steilstufe, die durch das Auflagern des harten Porphyrs auf dem weicheren Gneis zustande kam.
Auch unterhalb des Rennberges bei Schönfeld ist dies zu beobachten. Früher wurde Teplitzer
Quarzporphyr im großen Steinbruch „Buschmühle“ bei Schmiedeberg abgebaut und findet sich in vielen Gebäuden der Umgebung als Werkstein wieder.

Dr. Werner Ernst, Kleinbobritzsch

(gekürzte Fassung)

Bitte folge und unterstütze uns: