(Bäumchenpflanzen in Coronazeiten Teil II)
Beim Pflanzeinsatz am Sonnabend, den 24. April, wurde es vermutlich sehr illegal. Die für Beginn der nachfolgenden Woche angekündigte Bundesnotbremse war unerwartet bereits Mitternacht vor dem lange geplanten und (auch coronaprophylaktisch) aufwendig vorbereiteten Pflanzeinsatz am Kahleberg in Kraft getreten. Diesen nun noch abzublasen, war kaum möglich. Von der Fragwürdigkeit des Verbots freiwilliger Naturschutzarbeit an der frischen Luft (im Gegensatz zu Geldverdienarbeit in geschlossenen Werkhallen etwa) ganz abgesehen: bereits im April 2021 war der jährliche Pflanzeinsatz der Altenberger Madagaskar-AG kurzfristig ausgebremst worden, genauso wie die geplante Nachholung im November. Tausend Ebereschen warteten jetzt darauf, endlich von fleißigen Händen in den steinigen Kahlebergboden gepflanzt zu werden.
Es wurde eine wunderbare Aktion! 25 freiwillige Schüler waren gekommen – die Mitglieder der Madagaskar-AG und etliche weitere Jugendliche, plus ein Dutzend erwachsene Unterstützer. Als gehörte Bäumepflanzen zu ihrer normalen Routine, organisierten sie sich in kleinen Gruppen von drei bis vier Leuten: einer mit Wiedehopfhacke vornweg, der nächste bestückte die Pflanzlöcher mit den jungen Bäumchen, einer trug einen Eimer Komposterde herbei, und einer befestigte unter der Terminalknospe etwas Schafwolle als Verbissschutz (nach der Bunte-Wolle-Methode, eine Woche zuvor beim Bäumchenpflanzwochenende der Grünen Liga „erfunden“). Der Kompost stammt übrigens aus dem Nichtheugras, das alljährlich die Heulagerhelfer von den Nasswiesen der Bielatalbiotope beräumen.
Somit konnte nun endlich das passieren, was eben schon vor einem Jahr geplant werden: auf einer großen Fichtenaufforstung am Haldenweg die Grundlagen für einen naturnahen Mischwald legen. Die Ebereschen sollen hier nicht nur den Boden verbessern, sondern künftig mit ihren Vogelbeeren wichtige Nahrung für viele einheimische Tiere liefern. Ganz besonders für die hier noch vorkommenden Birkhühner – nahezu die letzten ihrer Art in Deutschland.
Aber nicht nur am Kahleberg fand an dem Sonnabend zwischen „Tag der Erde“ (22.4.) und „Tag des Baumes“ (25.4.) ein Schülereinsatz statt. Zur gleichen Zeit wie die Madagaskar-AG in Altenberg pflanzten in 8.000 km Entfernung die Schülerinnen und Schüler des Analasoa-Clubs des ostmadagassischen Dorfes Anjahambe Bäume. Seit Jahren kümmern sich die Jugendlichen dort um ein Aufforstungsgebiet rund um den letzten, kleinen Restregenwald in der Nähe ihres Dorfes. Gepflanzt wurden Regenwald-Baumarten, deren Früchte künftig wichtige Nahrung für einheimische Tiere liefern werden. Ganz besonders für Mausmakis und andere Lemurenarten, die auf Madagaskar mindestens ebenso bedroht sind wie Birkhühner in Deutschland.
Besonders eindrucksvoll, hier wie dort: mit welchem Elan die jungen Leute sich für ihren Wald engagieren, ganz praktisch, mit schmutzigen Händen und garantiert so einigem Muskelkater danach! Was dabei gepflanzt wird – sowohl in der Erde als auch in den Köpfen der Beteiligten – sollte jedes Coronarestrisiko eines Naturschutzeinsatzes an der frischen Luft mehr als aufwiegen!
Einen Rückblick auf die Aktion gibt es auch unter:
https://analasoa.org/baumpflanzaktion-24-april-2021
… und hier die Bilder vom gleichen Tag im Analasoa-Wald: