Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen vom 19. Februar 2013
Gemarkung: Bärenstein
Flurstücke: 513/1, 514, 515, 516/1
Größe: ca. 2,5 ha
Lage: Wiesenkomplex auf der linken Seite der Kleinen Biela zwischen Bach und Straße, in der Nähe der „Biotoppflegebasis Bielatal bei Bärenstein“ (ehemals Wirtshaus zum Bielatal, dann Kinderferienlager), Höhenlage 455 – 475 m üNN
Kurzcharakteristik: Bei den Flächen handelt es sich um ein Mosaik verschiedener Berg-, Frisch-, Feucht- und Nasswiesengesellschaften, unterbrochen von Feldgehölzen und Feuchtgebüschen. In der Bachaue dominieren einerseits typische Bergwiesen (aufgrund ausgeprägter Kaltluftseen), andererseits Kleinseggenrasen und Binsengesellschaften. Größere Bereiche nehmen hier auch Ohrweidengebüsche und aufgewachsene Erlenbestände ein (die zurückgedrängt werden sollen).
Prägende Arten der Bergwiesen sind Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Weicher Pippau (Crepis mollis), Alantdistel (Cirsium helneioides) und Bärwurz (Meum athamanticum). Außerdem kommen hier unter anderem Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), Blutwurz-Fingerkraut (Potentilla erecta), Große Sterndolde (Astrantia major), Berg-Platterbse (Lathrus linifolius) und vereinzelt Breitblättrige Kuckucksblume (Dactylorhiza majalis) vor. Das Vorkommen von Trollblume (Trollius europaeus) ist Mitte der 1990er Jahre erloschen. Seit 2016 laufen Versuche zur Wiederansiedlung.
In den Feucht- und Nassbereichen der Bachaue haben sich unter anderem größere Bestände Schmalblättrigen Wollgrases (Eriophorum angustifolium) entwickelt, gemeinsam mit verschiedenen Seggenarten (C. canescens, C. demissa, C. echinata, Carex nigra, C. pallescens, C. panicea, C. rostrata). Andere Bereiche werden von Spitzblütiger Binse (Juncus acutiflorus) geprägt. Auf einem kleinen Teilbereich gedeihen mehrere hundert Exemplare der Breitblättrigen Kuckucksblume (Dactylorhiza majalis) sowie einige wenige Pflanzen Gefleckte Kuckucksblume (Dactylorhiza maculata). An einer Stelle (bis vor wenigen Jahren noch zwei Stellen) wächst etwas Fieberklee (Menyanthes trifoliata). Weitere Arten der Nassbereiche sind u.a. Kleiner Baldrian (Valeriana dioica), Sumpf- und Moor-Labkraut (Galium palustre, G. uliginosum), Teich-Schachtelhalm (Equisetum fluviatile) sowie Sumpf-Veilchen (Viola palustris).
Die Bachaue wird im Nordwesten von einer langgestreckten, eiszeitlichen Hangterrasse begrenzt. Diese ist teilweise gebüschbestanden (Weißdorn Crataegus spec., Heckenrosen Rosa spec. und Brombeeren Rubus spec.), dazwischen mit größeren Bäumen (u.a. Wildapfel Malus sylvestris) sowie mageren Hangweiden (mit reichlich Thymian Thymus pulegioides und Heidenelke Dianthus deltoides).
Oberhalb der Hangterrasse erstreckt sich ein größerer Wiesenbereich, dessen Pflanzenwelt die Übergangssituation zwischen den Glatthaferwiesen des Hügellandes und Bergwiesen widerspiegelt. Im Sommer und Herbst sind wiederum die außerordentlich zahlreichen Perücken-Flockenblumen (Centaurea pseudophrygia) auffällig. Aufgrund der früheren Bewirtschaftung (1990er Jahre: gemulchte Gülleausbringungsfläche) zeigen einige Bereiche noch einen Nährstoffüberschuss an, der durch aufwendige Pflege jedoch abgebaut wird. Teilweise haben sich aber auch sehr magere, kurzrasige Bereiche entwickelt mit Massenvorkommen von Kreuzblümchen (Polygala vulgaris), Kleinem Habichtskraut (Hieracium pilosella), Hornklee (Lotus corniculatus) und Rauem Löwenzahn (Leontodon hispidus) entwickelt. Reichlich vertreten sind auch Zittergras (Briza media), Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum), Heide-Helke (Dianthus deltoides) und Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor),
Eingelagert in die obere Hälfte des Wiesenkomplexes ist ein größerer Quellsumpf. Hier haben sich in den letzten Jahren mehrere hundert Exemplare Breitblättrige Kuckucksblume (Dactylorhiza majalis) etablieren können, außerdem zunehmend Sterndolde (Astrantia major) und vereinzelt Trollblume (Trollius europaeus).
Im Randbereich zur Straße wurde vor einigen Jahren eine Feldhecke gepflanzt, einschließlich einer größeren Anzahl autochthoner Wildäpfel (Malus sylvestris).
2003 legten Freiwillige im Quellbereich auf der oberen Wiese ein kleines Laichgewässer an, das seither von Grasfröschen, Erdkröten sowie Berg- und Teichmolchen genutzt wird.
Pflege: Grüne Liga Osterzgebirge e.V., teilweise sehr aufwendige Mahd durch freiwillige Helfer im Rahmen von Naturschutzeinsätzen, im unteren Bereich entsprechend Pflege- und Entwicklungsplan von 1995 (kleinflächig unterschiedlich gepflegte Parzellen), einige Bereiche (v.a. Böschung der Hangterrasse) nur Schafbeweidung; die meisten trockenen Bereiche Mahd mit Nachbeweidung (obere Wiese: Schäferei Drutschmann), zeitweilig auch Frühjahrsvorweide (gegenwärtig aus Fördermittelgründen nicht möglich); wiederholt auch einzelne Entbuschungsmaßnahmen und Baumentnahmen; Förderung der meisten Teilflächen gegenwärtig über Richtlinie „Natürliches Erbe“.
Beeinträchtigungen: oberhalb angrenzende Straße, rel. viel genutzt durch Steinbruchverkehr – Abgase, Tausalze, Reifenabrieb und andere schädliche Abprodukte (als Pufferzone wurde Hecke gepflanzt); mit Schadstoffen belastete Kleine Biela (Bergbaualtlasten); Auswirkungen durch den geplanten Bau des Hochwasserrückhaltebeckens nicht auszuschließen
Schutzbedürftigkeit: Der gegenwärtig positive Zustand eines arten- und strukturreichen Wiesenkomplexes ist nur durch aufwendige, kleinteilig differenzierte Pflege aufrecht zu erhalten. Die langfristige Sicherung der Biotoppflegemaßnahmen soll durch die Unterschutzstellung als FND unterstützt werden.
Schutzzweck:
- Erhaltung von gefährdeten Biotopen: Kleinseggenried basenarmer Standorte (Rote Liste Sachsen/RLS: stark gefährdet), Binsen-, Waldsimsen- und Schachtelhalmsumpf (RLS: gefährdet), Magere Frischwiese (RLS: von vollständiger Vernichtung bedroht), sonstige extensiv genutzte (artenreiche) Frischwiese (RLS: gefährdet), Bergwiese (RLS: stark gefährdet), Feuchtgebüsch (RLS: gefährdet), Hecke (RLS: gefährdet), naturnahes Kleingewässer (RLS: stark gefährdet)
- Erhaltung von Lebensräumen gefährdeter Pflanzenarten: Astrantia major – Große Sterndolde (Rote Liste Sachsen/RLS: stark gefährdet), Briza media – Zittergras (RLS: gefährdet), Centaurea pseudophrygia – Perücken-Flockenblume (RLS: gefährdet), Dactylorhiza maculata – Gefleckte Kuckucksblume (RLS: stark gefährdet), Dactylorhiza majalis – Breitblättrige Kuckucksblume (RLS: stark gefährdet), Eriophorum angustifolium – Schmalblättriges Wollgras (RLS: gefährdet), Geum rivale – Bach-Nelkenwurz (RLS: gefährdet), Juniperus communis – Wacholder (RLS: stark gefährdet), Lathyrus linifolius – Berg-Platterbse (RLS: gefährdet), Malus sylvestris – Holzapfel (RLS: gefährdet), Melampyrum nemorosum – Hain-Wachtelweizen (RLS: gefährdet), Menyanthes trifoliata – Fieberklee (RLS: gefährdet), Polygala vulgaris – Gewöhnliches Kreuzblümchen (RLS: gefährdet), Rhinanthus minor – Kleiner Klappertopf (RLS: gefährdet), Trollius europaeus – Trollblume (RLS: stark gefährdet), Valeriana dioica – Kleiner Baldrian (RLS: gefährdet), Valeriana officinalis – Echter Baldrian (RLS: gefährdet); zahlreiche weitere Arten der Vorwarnliste
- Erhaltung des artenreichen Wiesenkomplexes als wichtiges Element im regionalen Biotopverbund (Biotopverbundplanung von 1996 – 2001), insbesondere für die Erhaltung und Wiederausbreitung typischer Arten der Berg- und Feuchtwiesen des Ost-Erzgebirges
- Erhaltung der blütenbunten Wiesen wegen ihrer Schönheit, unter anderem zum Zwecke der Erholung
- Erhaltung als Objekt für Umweltbildung und Umwelterziehung („Biotoppflegebasis Bielatal bei Bärenstein“ mit zahlreichen Aktivitäten jedes Jahr)