Gesunde Natur und intakte Ökosysteme sind aus vielerlei Sicht wichtig. Auch wenn wir mal ganz “eigennützig” an unsere Ernährung denken. Denn sogar Waldbäume, Heckengehölze oder Wildfruchtbäume liefern uns leckere und vor allem ausgefallene Zutaten – die gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit für kulinarische Hingucker sorgen können.
In den Wildpflanzen-Workshops “Wilde Weihnachtsbäckerei” und “Wilde Weihnachtsnaschereien” haben wir mit wild-gesammelten Zutaten wie Eicheln, Aronia und Mehlbeere kleine Köstlichkeitn gezaubert. Die Plätzchen wurden mit Wildfruchtmarmelade und grünem Zuckerguss aus Fichtennadeln verziert, und die Energiekugeln in natürlichen bunten Pulvern gewälzt: Steinklee- und Goldrute-Blüten ergeben ein duftendes gelbes Puder, gemahlene getrocknete Vogelbeeren ein oranges herb-schmeckendes Pulver, und mit einer Mischung aus getrockneten Fichtennadeln und Haselblättern erhält man ein leuchtend grünes Pulver mit einer zitronig-ätherischen Note.
Die Teilnehmer der Workshops konnten kleine Weihnachtsgeschenke und -süßigkeiten selbst herstellen und dabei erfahren, welche Kraft und Fülle in der intakten wilden Natur auf uns wartet. Denn alles, was wir von Bäumen sammeln, hat eine ganz andere Qualität, als gekauft Nahrungsmittel von ausgelaugten Äckern. Bäume wurzeln viel tiefer als alle anderen Pflanzen. Sie gelangen so in Kontakt mit Mineralien, die im Oberboden längst ausgewaschen oder verzehrt sind. Diese tiefliegenden Mineralien bauen sie in alle Pflanzenteile ein – also auch in ihr Laub, Knospen, Blüte, Früchte, Nüsse und Samen. Indem wir von (wilden) Bäumen sammeln und sie in unsere Ernährung integrieren, gelangen wir an diese seltenen Nährstoffe. In natürlichen Böden leben zudem Mykorrhiza-Pilze in Symbiose mit den Bäumen und “vervollständigen” deren Wurzelsystem, sodass Nährstoffe viel effizienter und reichhaltiger aufgenommen werden können. Gleichzeitig werden die Mykorrhiza-Pilze mit Zucker durch die Photosynthese der Bäume versorgt und insgesamt der Lebensraum Boden durch diese “Liebesbeziehung Baum-Pilz” gestärkt.
“Liebe geht durch den Magen”, heißt das bekannte Sprichwort. Vielleicht auch die Liebe zur Natur? Denn wenn wir uns bewusst machen, was für leckere Geschenke die Natur für uns bereit hält, ändern wir vielleicht unseren Blick auf unsere Umwelt, und im nächsten Schritt unseren Umgang mit ihr. Um die Menschen dafür zu gewinnen, ja sogar zu begeistern, nehme ich sie mit auf Wildpflanzen-Spaziergänge und “Wilde Workshops” – auch im Winter und auch im neuen Jahr. Die nächsten Termine finden sich unter www.wildblütenschmaus.de.
Dr. Tania Habel,
Dozentin, Naturpädagogin und zertifizierte Beraterin für essbare Wildpflanzen
