Natur im Osterzgebirge

FND Wiese an der Sonnenleite Glashütte

Stattliches Knabenkraut und Kreuzblümchen an der Sonnenleite

Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013

Gemarkung: Glashütte

Flurstück: 544 (teilweise), 545 (tw.)

Größe: ca. 0,6 ha

Lage: teilweise sehr steile, südostexponierte Hangwiese im Prießnitztal, ca. 100 m nördlich des Sportplatzes;  365 – 410 m üNN; „Sonnenleite“ wird der gesamte, überwiegend mit Eichen-Mischwald bestandene Hang genannt zwischen Wiesenbächel und Steinbächel, die beide von Norden der Prießnitz zufließen

Kurzcharakteristik: Das Gebiet der Sonnenleite ist seit langem unter Heimatfreunden und Botanikern bekannt, unter anderem 1964 ausführlich in den „Werten der deutschen Heimat“. Von der damaligen Artenvielfalt und Flächengröße der Hangwiesen existiert allerdings nur noch ein Teil, so die seit 1997/1998 wieder gepflegte „Wiese an der Sonnenleite“. Diese teilt sich in einen nicht ganz so steilen, aber teilweise sehr mageren, oberen Bereich (etwa 60 % der Fläche) sowie in einen extrem steilhängigen unteren Bereich. Hier ist der Boden teilweise etwas besser versorgt mit Wasser und Nährstoffen, was zum einen wahrscheinlich auf die stärkere seitliche Beschattung zurückzuführen ist, möglicherweise aber auch an den Anschnitt von kleineren Kluftwasserschichten im nur wenig bodenbedeckten Gneisgestein.

aus: Grüne Liga Osterzgebirge (1999): Biotopverbundprojekt Glashütte

Es handelt sich überwiegend um eine magere, rotschwingelreiche Ausbildungsform submontaner Glatthaferwiesen, teilweise mit Häufung wärmeliebender Pflanzenarten flachgründiger Böden. Neben Rot-Schwingel Festuca rubra und Glatthafer Arrhenatherum elatius treten mit größerer flächendeckung folgende Arten auf: Rotes Straußgras Agrostis capillaris, Flaumiger Wiesenhafer Helictotrichon pubescens, Wiesen-Schafgarbe Achillea millefolium, Wiesen-Margerite Leucanthemum vilgare, Gewöhnlicher Hornklee Lotus corniculatus, Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia, Moschus-Malve Malva moschata, Ruchgras Anthoxantumodoratum, Acker-Witwenblume Knautia arvense sowie Rauer Löwenzahn Leontodon hispidus.

Mager-trockene Bereiche zeigen die typische Artengarnitur der Glashütter Pechnelken-Magerwiesen: Pech-Nelke Silene viscaria, Nickendes Leimkraut Silene nutans, Zittergras

Margeriten und Zittergras (Foto: Jana Felbrich)

Briza media (seit einigen Jahren deutliche Zunahme), Kleines Habichtskraut Hieracium pilosella, Feld-Thymian Thymus pulegioides, und, als auffällige Besonderheit, leuchten rosa blühende Teppiche von Gewöhnlichem Kreuzblümchen Polygala vulgaris. Außerdem hier zu erwähnen:  Heide-Labkraut Galium pumilum und Hund-Veilchen Viola canina.

Die etwas schattigeren und feuchteren Hangbereiche zeigen mit Perücken-Flockenblume Centaurea pseudophrygia und Alantdistel Cirsium heterophyllum bereits Anklänge an Bergwiesen. Unter den Gräsern tritt in diesen Bereichen in manchen Jahren das Wollige Honiggras Holcus lanatus stark in den Vordergrund. Schattige Partien am Unterhang werden von Wald-Erdbeeren beherrscht.

Die noch in den 1990er Jahren große Bereiche einnehmende Verbuschung mit Schlehen, Heckenrosen, Him- und Brombeeren wurde seither allmählich zurückgedrängt. Dennoch bestehen noch größere Gebüschinseln. Verbuschung würde sich außerdem vom oberen (Schlehen) und dem südwestlichen (Espen) Wiesenrand ausbreiten, wenn dem nicht gegengesteuert wird.

Am oberen Rand der Wiese kommen ab und zu noch ein oder einige wenige Exemplare Stattliches Knabenkraut Orchis mascula zur Blüte. Nach Informationen älterer Glashütter müssen „Orchideen“ früher an der Sonnenleite viel häufiger gewesen sein, insbesondere auch auf dieser Wiese.

Am Unterhang existieren noch einige verfallende Obstbäume, wobei in den letzten Jahren auch einige neue Apfelbäume gepflanzt wurden.  Bedenklich hingegen ist die randliche, etwa 20 Jahre alte Blaufichtenaufforstung.

Grüne-Liga-Einsatz an der Sonnenleite beim Heulager 2013

Pflege/Nutzung: Nach Informationen der Anwohner/Besitzer der Wiese wurde die Fläche bis in die 1970er Jahre hinein per Hand gemäht und Heu gewonnen. Danach lag die Sonnenleitenwiese brach, bis auf einen kleinen Teil des Unterhanges. Infolge des Biotopverbundprojektes Glashütte nahm die Grüne Liga Osterzgebirge 1998, nach umfangreicher Entbuschung im Jahr zuvor, die alljährliche Mahd zunächst im oberen Teil wieder auf, ab 2000 auch am unteren Steilhang.

Je nach Witterung erfolgt seither die extrem aufwendige Mahd mit Heugewinnung im zwischen Ende Juni und Anfang August. Im oberen Teil kommt ein Einachs-Balkenmäher zum Einsatz, der  untere Teil wird zwangsläufig mit Motorsense gemäht. Zumeist unterstützen viele freiwillige Helfer der Grünen Liga Osterzgebirge die Arbeiten.

Optimal wäre Nachbeweidung mit Schafen und/oder Ziegen, doch leider bestehen dafür im Gebiet keine Kapazitäten.

Die Wiese dient in gewisser Weise auch als „Samenspender“, da oft das Gras nur angetrocknet von der Fläche beräumt und dann im Bärensteiner Bielatal auf einer anderen Wiese getrocknet wird. Es bestehen Überlegungen, diese Methode künftig auch zielgerichtet zur Diasporenübertragung auf Rekultivierungsflächen zu nutzen.

Außerdem plant die Grüne Liga Osterzgebirge ein Artenschutzprojekt für das Stattliche Knabenkraut, bei dem auch an der Sonnenleite verschiedene Maßnahmen vorgesehen sind (u.a. Kalkung).

Beeinträchtigungen: Bedenklich sind die Auswirkungen der im Randbereich gepflanzten Koniferen. Die Besitzer haben zu erkennen gegeben, dass der Blaufichtenbestand in den nächsten Jahren wieder beseitigt werden soll.

Schutzbedürftigkeit: Ohne jährliche Mahd würde die Wiese wieder verbuschen und die lichtbedürftigen Pflanzen wieder zurückgehen. Um auch künftig die Pflege zu garantieren, ist eine Unterschutzstellung als FND sinnvoll und notwendig.

Schutzzweck:

  • Erhaltung einer regionaltypischen, artenreichen submontanen Glatthaferwiese, Biotoptyp „Magere Frischwiese“ (Rote Liste Sachsen: von vollständiger Vernichtung bedroht) sowie „sonstige extensiv genutzte (artenreiche) Frischwiese“ (RLS: gefährdet); Erhaltung gefährdeter Pflanzengesellschaften: Glatthafer-Frischwiese Arrhenatheretum elatioris (RLS: stark gefährdet); Erhaltung einer Fläche des FFH-Lebensraumtyps 6510 (Flachland-Mähwiese) im NATURA-2000-Gebiet „Müglitztal (SCI 043E)
  • Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten: Stattliches Knabenkraut (Rote Liste Sachsen: vom Aussterben bedroht), Frühlings-Segge Carex caryophyllea (RLS stark gefährdet), Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris (RLS: gefährdet), Zittergras Briza media (RLS: gefährdet), Perücken-Flockenblume Centaurea pseudophrygia (RLS gefährdet), Nickendes Leimkraut Silene nutans (RLS: „Vorwarnliste“)
  • Erhaltung der Wiese als wichtiges Element im regionalen Biotopverbund (Biotopverbundplanung 1999); u.a. potentiell auch Ausbreitungsraum für Stattliches Knabenkraut Orchis mascula (Rest-Bestand im angrenzenden Wald)
  • Erhaltung der blütenbunten Wiese wegen ihrer Schönheit, unter anderem zum Zwecke der Erholung (Ausflugsziel Glashütter Spaziergänger, regionaler Wanderweg)

aus: Schmiede, Ralf (2004): Vegetationskundliche Analyse und naturschutzfachliche Bewertung ausgewählter Grünlandbiotope im Osterzgebirge; Diplomarbeit, TU Dresden