Slowakisch-tschechisch-deutsche Naturschutzexkursionen 2022
Die European Cultural Foundation hatte im vergangenen Jahr über ihren “Culture of Solidarity Fund” Förderung für “interregionale Kooperationsprojekte zwischen europäischen Transformationsregionen” ausgeschrieben. Gemeinsam mit Projektpartnern in der Slowakei (Institut für Umweltökologie und Landschaftsmanagement der Comenius Universität Bratislava) und Tschechien (Umweltverband Arnika, Umweltzentrum SEVER Litoměřice) konnte sich die Grüne Liga Osterzgebirge erfolgreich dafür bewerben.
Das Ziel des Projekts besteht darin, sich über die jeweiligen Erfahrungen von Strategien und Maßnahmen des Naturschutzes auszutauschen, voneinander zu lernen, bestehende Kontakte zu intensivieren und neue zu knüpfen, grenzüberschreitende Naturschutzprojekte gemeinsam zu entwickeln.
Dazu wurden zwei einwöchige Exkursionen zu ökologisch besonders bedeutsamen Zielen und Naturschutzprojekten in den drei beteiligten Ländern organisiert. Die erste Exkursion führte vom 21. bis 29. Mai 2022 unter anderem in die Weißen Karpaten/Biele Karpaty/Bílé Karpaty, das Biosphärenreservat Pol’ana und zum Naturschutzgebiet Poodří.
Einige Fotoeindrücke von der Frühlingsexkursion gibt es hier.
Die zweite Exkursion fand vom 10. bis 18. September im Ost-Erzgebirge/Východní Krušnohoří sowie im Böhmischen Mittelgebirge/ České Středohoří statt.
Das Projekt einschließlich der beiden Exkursionen wird über den Culture of Solidarity Fund mit zusammen maximal 60.000 € finanziert. Die Ausgaben waren bei Beantragung so kalkuliert, dass sie vollständig über die Förderung abgedeckt wären (außer An- und Abreise). Angesichts der seither eingetretenen allgemeinen Kostensteigerungen kann es erforderlich werden, dass ein Teil der zusätzlichen Ausgaben über freiwillige Spenden aufgebracht werden müssen.
Krise als Chance – Ein erlebnisreiches Projekt-Jahr (von Dr. Martin Labuda, Comenius Universität Bratislava)
Für lange Zeit änderte sich unsere Leben: Die Ära COVID-19 hatte einen erheblichen Einfluss auf jeden, und jeden traf sie anders. Nicht nur Familien- oder Freundschaftsbindungen, sondern auch die internationalen Beziehungen wurden unterbrochen.
Umso erfreulicher klang die Information über verschiedene Förderungen für Projekte, darunter auch für internationale Projekte. Das bekannte und sehr aussagekräftige Zitat „Krise als Chance nutzen“ wurde wieder bestätigt. Es klingt möglicherweise merkwürdig, jedoch COVID-19 mit allen seinen negativen Folgen brachte auch neue Chancen mit sich. Eine davon war der Aufruf der European Cultural Foundation. Persönlich und menschlich bin ich sehr froh und dankbar, dass Jens Weber und andere Freunde von der Grünen Liga Osterzgebirge bereit waren, diese Chance zu nutzen. Dank dieses Projektes konnten wir unsere bisherige Zusammenarbeit (Grüne Liga Osterzgebirge, Comenius Universität und andere Partner) vertiefen und auch neu starten (soweit zumindest meine persönliche, möglicherweise auch nicht ganz bescheidene Meinung). Und der Vorteil? Neue Erfahrungen, Erlebnisse, Kenntnisse, Freundschaften.
Unser Projekt trug den Titel: „Mittel- und Osteuropäische Kulturlandschaften im Klimawandel – Biodiversität erhalten“. Die Ergebnisse können wir heute als durchaus erfolgreich bewerten. Sicherlich nahm jeder Teilnehmer die jeweiligen Exkursionen anders wahr. Ich kann ohne Zweifel diese Erfahrung als positiv und gegenseitig bereichernd beschreiben.
Das Hauptthema unseres Projektes steht (sicherlich nicht nur) meinem Herzen nah, es ist für mich „DAS THEMA“, dem ich sehr viel Zeit, Energie und Aufmerksamkeit während meiner Studienzeit und auch viel praktischer Arbeit im Gelände widmet habe. Die historischen Kulturlandschaften und Biodiversität: das klingt gewiss nicht prunkvoll, dieses Thema wird nicht alle in der ersten Sekunde interessieren. Das kann aber kaum etwas von seiner Bedeutung in der heutigen Zeit und im mitteleuropäischen Raum wegnehmen.
Wie erhebend und besinnlich war es für mich, von den Studenten oder von den anderen Exkursionsteilnehmern erfahren, hören zu dürfen, dass eben dieses Thema für sie an Wichtigkeit, an Interesse gewonnen hat. Plötzlich ist es wesentlich greifbarer, mit helleren Umrissen, viel interessanter und steht ihren Herzen um einiges näher als vorher.
Was anderes, wenn nicht dies, könnte als Erfolg verstanden werden? (freilich, auch alle wissenschaftlichen Projektziele wurden zweifellos erreicht).
Sowohl das Thema des Projektes als auch alle Projektpartner, die Auswahl von Modellgebieten, externen Lektoren und allen Aktivitäten waren akkurat und richtig.
Wo sonst, wenn nicht in den Regionen von Bile/Biele Karpaty, BR Polana, NLP Mala Fatra, Poodri, Osterzgebirge, Ceske Stredohori wäre es möglich gewesen so detailliert und erlebnisreich zu diskutieren, zuzuhören, Fragen zu stellen und sich gegenseitig zu bereichern?
Bereits auf den ersten Blick bewies unser kleines Projekt große Dinge: stärkte die bereits bestehende Überbrückung zwischen „Osten und Westen“, zwischen Menschen aus der Praxis und von der Universität, zwischen langjährigen Fachleuten und jungen Studenten, baute neue Kontakte, Freundschaften auf und ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Projekt eine neue, starke Basis für weitere gemeinsamen Aktivitäten und Projekte schuf.
Ich möchte mich bei Euch allen für meinen Text entschuldigen: er ist eher ein persönliches Geständnis als ein wissenschaftlicher Text… aber nicht nur die Fachthemen, oder wissenschaftliche Themen sind bedeutend, auch die „ganz gewöhnlichen“ Themen sind genauso wichtig.
Ich möchte mich herzlich bei Jens und bei allen anderen bedanken: dafür, dass ich ein Teil dieses großartigen Projektes sein durfte. Speziell nach unseren zwei Exkursionen habe ich eine starke und lebendige Hoffnung, dass unsere Länder und Nationen nicht ganz verloren sind – so viele engagierte und entschlossene Menschen sprechen eindeutig dafür.
Mit dem Wunsch, Euch alle bald wieder in unserer kleinen und wunderschönen Slowakei begrüßen zu dürfen,
Martin Labuda