Natur im Osterzgebirge

Rückblick Jahresversammlung der Grünen Liga Osterzgebirge

Am Sonnabend, den 13. Mai 2023, fand wieder das alljährliche Treffen der Grünen Liga Osterzgebirge statt. Reichlich 30 aktive Mitglieder und Unterstützer des Umweltvereins waren dazu nach Schlottwitz im Müglitztal gekommen.

Naturfreunde denken bei „Schlottwitz“ an die „1000jährige Eibe“. Auch wenn diese höchstwahrscheinlich noch keine tausend Jahre am Lederberghang wächst, gehört sie sicher zu den bekanntesten Naturdenkmalen des Ost-Erzgebirges. Und so gab es am Morgen selbstverständlich auch erstmal einen Eiben-Besuch als Vorexkursion zur Jahresversammlung. Hier im Naturschutzgebiet „Müglitzhang bei Schlottwitz“ gedeiht der größte natürliche Eibenbestand Sachsens. Da Rehen das Gift der Eibenknospen offenbar nichts anhaben kann, wird die Verjüngung mit Drahtkörben vor Wildverbiss geschützt. In einer gemeinsamen Aktion hatten im vergangenen Jahr Sachsenforst, der Schlottwitzer Heimatverein und die Grüne Liga Osterzgebirge die Körbe erneuert. Im kommenden Herbst soll es eine Fortsetzungsaktion geben. Die „Tausendjährige“ hingegen bedarf des Schutzes ihrer Wurzeln, um eine Chance zu haben, ihrem namensgebendem Alter näherzukommen. Das freiliegende Geflecht der Wurzelanläufe sieht zweifellos sehr malerisch aus, ist aber so alles andere als natürlich und bereits von vielen Verletzungen gezeichnet.

Tausendjährige Eibe Schlottwitz

10.00 Uhr begann dann in der Begegnungsstätte Boot die Mitgliederversammlung der Grünen Liga Osterzgebirge. Frank Lochschmidt berichtete in einem reichlich bebilderten Rechenschaftsbericht von der eindrucksvollen Fülle der vom Verein initiierten Projekte und Aktionen im Jahr 2022. Wohl kaum zuvor in den reichlich drei Jahrzehnten seit Bestehen der Grünen Liga Osterzgebirge liefen so viele verschiedene Initiativen gleichzeitig: Bergwiesenausstellung, Baumdenkmalprojekt, deutsch-tschechisch-slowakische Naturschutzexkursionen, Jugend-Workcamps „in Grün“, Wildapfelprojekt, Waldumbau Hiekenbusch, Steinrücken-Neuanlage …

Dies spiegelte sich auch im Finanzbericht von Schatzmeisterin Ellen Pác wider. Rund 200.000 € wurden im vergangenen Jahr in Umweltprojekte umgesetzt, aus etlichen verschiedenen Fördertöpfen. Ein Segen, wie viele Geldquellen in der Corona-Zeit zu sprudeln begannen („Nachhaltig aus der Krise“, „Culture of Solidarity“), einerseits. Für die meisten Naturfreunde der Region ist andererseits kaum vorstellbar, was für ein gigantischer organisatorischer und finanzbürokratischer Aufwand mit all den Förderbeantragungen und -abrechnungen verbunden ist.

Darüber hinaus fanden natürlich auch im vergangenen Jahr die bewährten Naturschutzeinsätze wie Heulager, Schellerhauer Naturschutzpraktikum, Heuhoj-Camp, Bäumchenpflanz- und Apfelernte-Wochenende statt. Neu hinzugekommen im Jahreskalender ist das Sensencamp Mohelnice, eine weitere wertvolle grenzüberschreitende Bereicherung für die Natur des Ost-Erzgebirges.

Außerdem eine Vielzahl unterschiedlicher Öffentlichkeitsarbeit. Das Grüne Blätt’l erscheint nach wie vor monatlich; es gibt neue Wanderfaltblätter zu besonderen Bergwiesenbereichen; osterzgebirge.org machte weitere Schritte auf dem Weg zur „Naturschutz-Wikipedia im Ost-Erzgebirge“; die Präsenz bei Instagram und Facebook wurde vorangebracht. Wobei es im Bereich „social media“ durchaus noch Optimierungsbedarf gibt, um tatsächlich junge Leute auf ihren Kommunikationskanälen zu erreichen.

Neben der enormen Gesamtsumme der von der Grünen Liga Osterzgebirge für die Natur der Region umgesetzten Gelder beeindruckt auch die sehr hohe Spendenbereitschaft von fast 30.000 € im Jahr 2022. Diese Spendengelder sind unter anderem wichtig, um die bei den meisten Förderprojekten den erforderlichen finanziellen Eigenanteil stemmen zu können.

Unverzichtbar ist vor allem aber das große ehrenamtliche Engagement der Vorständler und vieler Mitglieder sowie weiterer Unterstützer. Auch die Arbeit der (wenigen) Angestellten im Dippser Liga-Büro geht weit, weit über das bezahlte Maß hinaus. Ihnen allen ein großes Dankeschön!

Am Sonnabend-Nachmittag ging es dann noch auf Wanderung entlang der Alten Eisenstraße Cunnersdorf nach Schlottwitz. Seit rund 20 Jahren steckt die Grüne Liga Osterzgebirge hier eine Menge Arbeit in die „Apfel-Allee“. Diese hat sich inzwischen zu einem eindrucksvollen wie lehrreichen Vorzeigebiotop entwickelt. Und sie präsentierte sich pünktlich zur Jahresversammlung in perfekter Blütenpracht.

Die viele Arbeit an der Alten Eisenstraße initiiert und koordiniert vor allem Thomas Lochschmidt (als langjähriger Vereinsvorsitzender der Grünen Liga Osterzgebirge wiedergewählt). Ungezählte Arbeitsstunden stecken nicht nur in Pflanzungen und Pflegemaßnahmen, sondern auch in den erforderlichen Absprachen mit Grundstückseigentümern und -nutzern, Behörden, Geldgebern und Ortschaftsräten. Außerdem ist die Apfelallee mit Umweltbildung der Kindergärten in den Orten beiderseits der Eisenstraße verknüpft. Davon zeugen zahlreiche originelle, von Kinderhand mitgestaltete Sorten-Schilder.

Unübersehbar aber trotz aller Erhaltungsbemühungen: den Altbäumen haben die Dürren der letzten Jahre heftig zugesetzt. Betroffen sind auch und besonders die mächtigen Apfelmethusalems, die 2013 als Naturdenkmal ausgewiesen (aber bisher noch immer nicht von der zuständigen Naturschutzbehörde gekennzeichnet) wurden.

Über 150 Jungbäume sind mittlerweile von der Grünen Liga Osterzgebirge nachgepflanzt worden. Als mindestens so wichtig wie das Pflanzen selbst erweist sich immer wieder die langjährige Pflege – der Bäume selbst, wie auch ihrer Standorte. Über weite Strecken präsentiert sich die Apfel-Allee (eigentlich: Obst-Allee – auch Kirschen und andere Obstarten sind inzwischen hinzugekommen) nicht nur als strukturreicher Gehölzriegel in der Agrarlandschaft, sondern auch als heterogener Saumstreifen mit zahlreichen Wiesenarten und  einjährigen Pflanzen. Darunter sind durch regelmäßige Mahd geförderte Magerkeitszeiger ebenso wie solchen Arten, die von den Schafsmistgaben als Baumdünger profitieren. Unzählige Tiere finden hier eine breite Palette an Nahrung, an Brut-, Rast- und Ruherefugien. Sie können unbeschadet zwischen den naturnahen Bereichen im Müglitztal und an der Zechenau wandern, ihre Teillebensräume sind verknüpft mit den Streuobstbereichen am Dorfrand von Cunnersdorf. So geht Biotopverbund!

Die Grüne Liga Osterzgebirge kann nicht nur erfolgreich Biotope verbinden, sondern auch Menschen, die sich dafür engagieren. Das stellte sie bei der Jahresversammlung in Schlottwitz wieder eindrucksvoll unter Beweis. Dabei waren Naturfreunde aus allen Generationen – einschließlich Jugendlicher, deren vermeintlich mangelndes Engagement von anderen Naturschutzakteuren oft beklagt wird. Die Grüne Liga Osterzgebirge besteht gleichermaßen aus Leuten, die in der Region leben, und Dresdnern, die die Natur hier sehr zu schätzen wissen. Nicht zuletzt zeigt die Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Schlottwitz, wie wichtig die Vernetzung mit lokalen Akteuren und ihren speziellen „Biotopen“ ist.

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