Am 25.01.2023 wurde die Ausstellung „Der Preis des Glases“ im Judeich-Bau der TU Dresden in Tharandt eröffnet. Die Ausstellung entstand unter Leitung von Dr. Thea Lautenschläger und Dr. Stefanie Wiedmer in einem studentischen Seminar. Im Mittelpunkt steht die Kollisionsgefahr, die von Fenstern und Glasfassaden für Vögel ausgeht. Gezeigt werden Präparate von Vögeln, die in Dresden und Tharandt an Gebäuden der TU Dresden verunglückt sind.
Gleichzeitig werden Lösungsvorschläge in Form von geprüften Mustern und speziell präpariertem Glas gezeigt, welche das Risiko eines Aufpralls auf maximal 10% senken. Die gezeigten Folien wurden in wissenschaftlichen Untersuchungen der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf in einem Flugkanal getestet.
Die Ausstellung lädt ein, die Hintergründe zum Vogelschlag kennen zu lernen und selbst einmal zu überlegen, ob am eigenen Haus die Gefahr von Vogelschlag besteht. Dabei führen zwei Phänomene dazu, dass Vögel das Fenster nicht als Barriere wahrnehmen:
1. Spiegelung: Wenn sich Bäume und Sträucher in Fenstern spiegeln, vermuten Vögel, dass sich genau dort diese Vegetation befindet, und kollidieren.
2. Durchsicht: Gerade bei Fenstern an Ecken und Glasfronten mit Durchsicht kommt es dazu, dass Vögel diese Barriere nicht wahrnehmen können und kollidieren.
Nun ist die professionelle Folierung mit einem gewissen Preis verbunden. Für Eigenheimbesitzer lohnt sich hier ein Blick auf die Alternativen. Außenjalousien und helle, scheibennah angebrachte Vorhänge können Spiegelungen an Fenstern vermindern. Und auch eine nur einmalige Fensterreinigung pro Jahr verringert das Risiko von Vogelschlag. Weitere Möglichkeiten sind das Spannen von Kordeln vor Fenstern, Bemalung mit wasserfester Glasfarbe, Fliegengitter vor den Fenstern und Dekorfolien. Dabei darf man durchaus kreativ werden. Für eine gute Wirksamkeit sollte man folgende Punkte beachten:
1. Die frei sichtbaren Glasflächen sollten kleiner als eine erwachsene Hand sein, damit Vögel nicht versuchen, durch die scheinbare Lücke zu schlüpfen.
2. Die Markierungen sollten die gesamte Glasfläche bedecken.
3. Die Markierung sollten außen an der Glasfläche angebracht werden, um Spiegelungen entgegenzuwirken.
4. In der Regel sollten die Markierungen hell (weiß oder orange) und damit für Vögel besser sichtbar sein.
Zur Überprüfung der Gefahr hilft oft schon eine Begehung des Gebäudes. Vegetation, Teiche und andere Gewässer nah am Gebäude erhöhen das Risiko, da Vögel hier Nahrung suchen können. Auch große Pflanzen hinter Fenstern wirken anziehend auf Vögel. Funde von Federn, Körperabdrücken an Glasscheiben oder gar tote Vögel in Fensternähe sind ein Indiz für das Risiko der Glasflächen. Basierend auf diesen Indizien wurden im Jahr 2021 von der TU Dresden Abschlussarbeiten zum Vogelschlag an Tharandter Universitäts-Gebäuden durchgeführt unter Betreuung von Cornelia Scheibner und Prof. Mechthild Roth. Die Ergebnisse der ersten Arbeiten führten dazu, dass Vogelschutzmaßnahmen sowohl am Cotta-Bau als auch am Judeich-Bau installiert wurden in Form von Streifen, die aus schwarzen und orangenen Punkten bestehen, das aktuell effizienteste Muster mit der niedrigsten Anflugrate von 2,4%Weitere Arbeiten konnten belegen, dass durch diese Folierung das Risiko des Vogelschlags minimiert wurde. Für den Roßmäßler-Bau, in dem sich die Mensa und die Bibliothek Forstwesen befinden, wird derzeit ein ähnliches Vorgehen geprüft.
Die Ausstellung „Der Preis des Glases“ ist im Judeich-Bau (Pienner Straße 19, 01737 Tharandt) noch bis 17.04.2023 zu sehen, der Eintritt ist kostenfrei.
(Maja Bentele, Cornelia Scheibner)