von Dr. Volker Beer
Bis zur Monatsmitte setzte sich das triste, nebelige Wetter unverdrossen fort, denn seit Ende November dümpelte das Russlandhoch so vor sich hin und an dessen Rand schwabbelten die Störungen der vom Nordatlantik aufziehenden Tiefs via Nordsee samt feuchter Luft gegen die Bergrücken, so dass diese in der Wolkensuppe steckten, sich Raufrost absetze und es immer wieder schneite. Im Tiefland gabs Niesel bei Temperaturen knapp über Null. Da die Tiefs nicht gegen das Hoch ankamen, lag das Erzgebirge mitten drin, in den Wolken der sich totlaufenden Störungen.
Auf dem Fichtelberg summierte sich der Schnee auf 36 cm, in Zinnwald – Georgenfeld auf 21 cm Schnee. In Sayda wuchs die Schneedecke auf etwa 15 bis 20 cm, in Mulda lagen immer noch etwa 5 cm Schnee. Nur in der Dresdner Elbtalweitung konnte sich keine Schneedecke bilden.
Um die Monatsmitte floss feuchte und milde Nordseeluft an der Nordflanke eines kräftigen Atlantikhochs nach Mitteleuropa und leitete durchgreifendes Tauwetter bis in die Kammlagen ein. Nur die höchsten Gipfel ragten aus dem Hochnebel. Das Böhmische Becken erreichten die Nebel nicht bzw. lösten sich dort auf, denn nun lag dieses im Lee der schwachen West- bis Nordwestanströmung des Erzgebirges. Üblicherweise liegt der hohe Druck östlich unseres Gebietes und der tiefe Druck westlich. Damit stellt sich eine südöstliche Anströmung (der Böhmische Nebel) ein.
Bis zum Ende der zweiten Dekade taute es selbst in den Kammlagen, so dass der Schnee auf dem Fichtelberg auf 25 cm zusammensackte und in den Kammlagen nur noch einige graue Schneeflecken lagen. Nun verzog sich das Hoch nach Norwegen. Damit gelangten wir von dessen Nordflanke an dessen Ostflanke Damit drehte die Strömung mehr und mehr auf NW und trockenere, zunehmend kältere Luft sickerte ein. Somit lag bis Heilig Abend die Tagestemperatur nur knapp über null Grad, oberhalb den unteren Berglagen stellte sich Dauerfrost ein. Die zähen Hochnebel und tiefliegenden Wolken bekamen Lücken und nur im Stau der Mittelgebirge fiel etwas Schneegriesel.
Pünktlich am Vorabend des Heilig Abend jagte ein kräftiges Atlantiktief ungebremst in das Hochdruckgebiet und brachte einen Schwall warmer, nasser Atlantikluft nach Mitteldeutschland Damit setzte kurzzeitig, aber heftig bis in die Kammlagen kräftiges Tauwetter ein. Die Temperaturen schossen im Tiefland lokal über 10 °C, so im Leipzig Zentrum SO auf 11,5 °C (eig. Mess.). Kräftiger Regen ließ selbst auf dem Fichtelberg den Schnee auf 25 cm zusammensacken.
Doch bereits im späten Nachmittag des Heilig Abend drängte die polare Kaltluft massiv zurück nach Süden. Ein russisches Hoch lässt sich nun mal nicht einfach so von einem Atlantiktief über den Haufen rennen. Blauschwarz zog die Böenwalze auf und noch im Verlauf des Heiligen Abend stellte sich Frostwetter ein. Am 25. und 26. Dezember lag ganz Mitteldeutschland im Einfluss trockener Polarluft. In der klaren Nacht auf den Stephanitag (26.12.) sanken die Temperaturen deutlich ab. Die Tieflandsbecken als auch die Hochtäler Mitteldeutschlands füllten sich mit eisiger Luft. Mitteldeutschland war für einen Tag der Kältepol Mitteleuropas. So wurden am Morgen des 26.12. in Dippoldiswalde – 18,9 °C, in Zinnwald – Georgenfeld – 11,4 gemessen. Dazu lag in ganz Mitteldeutschland eine geschlossene Schneedecke von 2 cm. Die Witterung präsentierte sich an diesem Tag bei Tageshöchstwerten um – 3 °C wolkenlos und fast windstill. Bisher war dies im Winter 2021/22 die kälteste Nacht und der einzige hochwinterliche Tag. Doch schon am 27. Dezember setzten die Atlantiktiefs zu einem massiven Gegenschlag an. Bis über den Jahreswechsel hinaus führten nun diese in Mitteldeutschland die Wetterregie. Es stürmte und regnete wiederholt und die Temperaturen bewegten sich zwischen 11 und 15 °C, ja auch des Nachts gab es keine Fröste und der Schnee schmolz selbst auf dem Fichtelberg dahin. Zum Silvestertag wurden verbreitet die wärmsten Temperaturen im Dezember gemessen: Dresden-Strehlen 16,8 °C, Dippoldiswalde 14, 2 °C, Zinnwald-Georgenfeld 10,5 °C.
Den ausführlichen Wetter-Jahresrückblick von Volker Beer gibt es hier.