Natur im Osterzgebirge

„Schellerhauer Zusatzpraktikum“ 20.-26. August 2021

Heftige Regengüsse in Abwechslung mit Nieselregen und dichtem Nebel – dies dürfte das feuchteste Schellerhau-Praktikum seit dem Hochwasser 2002 gewesen sein. Zweifellos ein Segen für Pflanzen und Tiere nach der langen Durststrecke der vergangenen Dürrejahre! Wer genau hinhört, kann die Fichten erleichtert aufatmen hören, die als nächstes auf der Speisekarte der Borkenkäfer gestanden hätten …

Für Biotoppflegearbeiten, Exkursionen und angeregte Diskussionen in der Natur mit interessierten, engagierten Studentinnen und Studenten hingegen bot die Schellerhauer/Altenberger Umgebung diesmal nicht gerade optimale Bedingungen. Dessen ungeachtet kann auch der zweite Durchgang des Naturschutzpraktikums in diesem Jahr wieder als große Bereicherung betrachtet werden: in Form von wichtiger praktischer Arbeit der jungen Leute für die Natur des Ost-Erzgebirges, intensiven Gedankenaustauschs für Ziele und Maßnahmen des Naturschutzes, und auch erneut einiger wertvoller Weltoffenheit.

Die zweite Workshop-Woche nach dem eigentlichen Schellerhauer Naturschutzpraktikum (6.-13. August 2021) wurde relativ kurzfristig organisiert. Mit 70 Anmeldungen war ersteres bereits im Mai hoffnungslos überbucht. (Die Höchstgrenze für die Teilnehmerzahl liegt bei 20). Es wäre schade gewesen, das große Interesse der Studentinnen und Studenten am Naturschutz im Ost-Erzgebirge nicht auszuschöpfen!

Die Naturschutzstation Osterzgebirge hatte Geld für den Fall zurückgestellt, dass – wie 2020 – der alljährliche Zuschuss des Landratsamtes zur Finanzierung des Praktikums wieder einer Corona-Haushaltssperre zum Opfer fallen könnte. Nun, das (erste) Schellerhauer Naturschutzpraktikum des Jahres 2021 konnte wie geplant stattfinden, in gewohnter Weise organisiert von der Grünen Liga Osterzgebirge, mit finanzieller Unterstützung des Landkreises. Dankenswerterweise erklärte sich die Naturschutzstation bereit, eine zusätzliche Praktikumswoche in Schellerhau möglich zu machen.

Vielleicht war dann doch alles etwas sehr kurzfristig: von den vielen Interessenten, die nicht unter den ersten Bewerbern waren, hatten sich am Ende 18 auch für das Zusatzpraktikum angemeldet – tatsächlich nach Schellerhau gekommen sind dann zwölf Studentinnen und Studenten. (Es kommt leider immer wieder – gefühlt: immer öfter – vor, dass sich Leute anmelden, ihre Teilnahmeabsicht vorher auf Anforderung auch nochmal per email bestätigen, dann aber ohne Kommentar doch nicht beim Praktikum auftauchen. Das Schellerhauer Naturschutzpraktikum kostet ja nichts … sehr ärgerlich!)

Die zwölf jungen Leute bildeten dann aber wieder ein Super-Team. Vom gemeinsamen Arbeiten über die angeregten workshop-Debatten, die Präsentationen der Studentinnen und Studenten am Abend, bis hin zu den Kochkünsten funktionierte alles wunderbar – „die Chemie stimmte“ auf alle Fälle. Die Teilnehmer kamen zur Hälfte aus Deutschland, die anderen aus Südamerika (Brasilien, Chile, Kolumbien, Peru) und Südasien (Indien, Bangladesh). Sie studieren in Tharandt, Dresden, Zittau, Jena und Eberswalde. Auch die Studienfächer waren wieder breit gemischt, von Biologie über Tropische Forstwirtschaft bis zu „Business Ethics“.

Und Folgendes stand in der Woche auf dem Plan:

Freitag, 20.8.: abends Ankunft und Kennenlernen

Sonnabend, 21.8.: kurze Morgenexkursion in Schellerhau, anschließend Wanderexkursion Altenberg (Pingenführung) und Geisingberg (Landnutzungsgeschichte des Ost-Erzgebirges und daraus hervorgegangene Lebensräume)

Sonntag, 22.8.: Ausflug ins Bärensteiner Bielatal, vormittags „brain-storming“ zu einem eventuellen künftigen Waldumbauprojekt, nachmittags praktischer Einsatz zum Freistellen von Naturverjüngungsbäumchen auf der von Brennnesseln und anderen Stickstoffpflanzen überwucherten Borkenkäfer-Kahlschlagfläche

Montag, 23.8.: vormittags praktischer Wieseneinsatz auf einer Nasswiese am Matthäusweg, zusammen mit Schäfer Sven Körtel; nachmittags Diskussion zum Thema Biotoppflege mit Schafen und Bau von Holz-Hürden

Dienstag, 24.8.: Führung und Arbeiten im Botanischen Garten (u.a. Randmahd Steinrücke) und am Mayenhof (dort wieder Unterkunft zu Vorzugsbedingungen, als Gegenleistung zur Mahd der – inzwischen auch recht artenreichen! – Wiesenflächen des Grundstücks)

Mittwoch, 25.8.: vormittags praktische Biotopgestaltung im Wald (eine Gruppe Birkhuhnhabitat am Kahleberg, die andere Orichideenbiotop auf der Schwarzwasserhalde); nachmittags Workshop über Organisation und Arbeitsweise von Naturschutzvereinen

Donnerstag, 26.8.: Abschlussexkursion zum Hofehübel (dort Förster-Führung und  Diskussion zu naturnaher Waldwirtschaft) und ins Pöbeltal

 

Das feedback der Teilnehmer beider Durchgänge des diesjährigen Schellerhauer Naturschutzpraktikums ist durchweg wieder positiv. Dies gilt sowohl für die Studentinnen und Studenten, als auch für die inzwischen recht große Gruppe des „Stammpersonals“ (u.a. Borges Neubauer, Andreas Frieseke, Jitka Pollakis, Alina Schmidt, Lothar Rietzschel).

Dennoch sollte das bisherige (und bisher durchaus bewährte) Konzept des Naturschutzpraktikums kritisch auf den Prüfstand gestellt werden, bevor wir 2022 erneut nach Schellerhau einladen. Es liegt sicher auch, aber nicht nur an Corona, dass das studentische Interesse an der Woche im Ost-Erzgebirge inzwischen die maximal mögliche Teilnehmerzahl bei weitem übersteigt. Das bislang praktizierte „Zulassungsverfahren“ – wer sich anmeldet, kommt auf die Liste, bis diese voll ist – funktioniert nicht mehr, wenn bereits 30 Stunden nach Verschicken der Einladungen an die Unis die Höchstgrenze erreicht ist. Und zwei Praktikumswochen nacheinander zu organisieren, das dürfte sich auch nicht jedes Jahr stemmen lassen.

Im Winter soll es mal eine Ideenrunde geben, wie in Zukunft das Schellerhauer Naturschutzpraktikum organisiert werden soll. Wer sich da mit eigener Tatkraft einbringen möchte – bitte melden!

Jens Weber (jens/ät/osterzgebirge.org)

Hier geht es zu Fotos und Reflexionen der Praktikumsteilnehmer.

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