Natur im Osterzgebirge

Kältester April seit 40 Jahren – und das im Klimawandel?

Nun sind wie schon drin, im Mai. Der kälteste April seit etwa 40 Jahren liegt hinter uns, abgesehen von den wärmegetönten Klimainseln der großen Städte, Elbtalweitung und Tieflandsbucht stehen die Bäume kahl im Walde. Ein ungewohnter Anblick,  wie sind wir verwöhnt von den letzten Jahren, wo am 1. Mai die Laubentfaltung im vollen Gange, ja fast abgeschlossen war. Aber dieser phänologische Entwicklungszustand ist genau normal. Früher sangen die Kinder im Musikunterrricht „Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün …“ und nicht „Komm lieber April … „
Also das ganze „Global Warming“ doch nur heisse Luft aus „Politiker:Innenkreisen“?
Ganz und gar nicht:
  • Der Golfstrom schwächelt, da immer mehr Süßwasser von Grönland in den Ozean strömt. Damit verdünnt sich das Salzwasser, die Dichte nimmt ab, es sinkt nicht mehr nach unten. Denn das kalte, salzige, nach unten sinkende Wasser zieht oberflächennahes, warmes Wasser nach sich, ist quasi die Kurbel am Golfstrom.
  • Dazu kommt, dass sich in hohen Breiten Wasser und Atmosphäre deutlich schneller erwärmten als in mittleren und äquatornahen Breiten. Somit wird der Temperaturgradient zwischen Nordpol und unseren Breiten kleiner, die zweite „Kurbel“ die da schwächelt.
  • Verstärkend kommt dazu, das der eisfreie Ozean in der Draufsicht schwarz erscheint. Er absorbiert über 90 % des einfallenden Sonnenlicht als Wärme in seinen Wasser. Wäre er weiß vom Gletschereis, würde er über 90 % des Sonnenlichtes reflektieren.
  • Dazu kommt, das Wasser eine spezifische Wärmekapazität von 1 hat, ergo unheimlich viel Wärme speichern kann.
Was hat das nun mit dem Wetter zu tun?
Der „Jetstream“, also die Westwindströmung, die als leicht gewelltes Band über unseren Köpfen die Tiefs vom Atlantik über den Kontinent befördert, schwächelt – da die beiden „Kurbeln“ die es antreiben schwächeln. Die Strömung läßt nach und das Westwindband mäandriert in weiten Bögen, die nahezu ortsfest die Nordhalbkugel umschlingen.
Liegt Mitteleuropa unter einem „Wellenberg“ des Jet-Streams, haben wir ein fast ortsfestes Omega-Hoch mit Dauersommerwetter, also Sonne satt, Hitze und Dürre, so wie 2018.
Liegen wir im Wellental, dann strömt am Rande des großen fast ortsfesten Hochdruckgebietes über dem Atlantik (so zwischen Island, England bis nach Fennoskandien) kalte, feuchte Luft aus nördlicher Richtung vom Nordmeer über Nordsee oder über Fennoskandien zu uns. Wolken wabern, es regnet immer wieder, gefühlt am laufenden Band …. aber dieser Regen ist bei weitem nicht so ergiebig wie Regen vom warmen Atlantik. Ergo, auch wenn es den ganzen Tag geregnet hat, im Niederschlagsmeßbecher sind nur ein paar mickrige Literchen zusammengedröppelt.
Kurz und gut: die Niederschläge reichen nicht, um das im Unterboden aufgelaufene Defizit auszugleichen. (Siehe auch „BeersWetterrückblick2020“ S. 22ff). Strömt die Luft direkt über Fennoskandien und/oder das Baltikum zu uns, dann bleibts meist bei flauen Schauern und flachen vielen, vielen Schönwetterwolken, die des Nachts verschwinden, um des Morgens als Tau (in den Kältelöchern von Deutschneudorf-Brüderwiese, Marienberg-Kühnhaide … durchaus auch im Hochsommer als Reif) auf der Wiese zu liegen.
Dr. Volker Beer
BeersWetterrückblick2021 (bis Ende April 2021)
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