Natur im Osterzgebirge

NATURA 2000 Gebietsbetreuung: Das Luchberggebiet

Einleitung

Natura 2000 ist ein EU-weites grenzenloses Netz von Schutzgebieten. Es setzt sich zusammen aus den Schutzgebieten der Vogelschutz-Richtlinie (Richtlinie 2009/147/EG) und den Schutzgebieten der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG). Diese Gebiete dienen in besonderem Maße dem Schutz der biologischen Vielfalt durch den Erhalt von seltenen, gefährdeten oder typischen Lebensräumen oder Arten.

Die Grüne Liga Osterzgebirge ist Träger des NATURA 2000 Gebietsbetreuerprojektes im Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge (ausführliche Info im Grünen Blättl, Ausgabe April 2018). Die dritte Betreuungssaison des Projektes ist abgeschlossen. Und so werden wir weiter die betreuten Gebiete in loser Folge kurz vorstellen. Dieses Mal geht es um das Schutzgebiet der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie 178 „Luchberggebiet“.

 Kurzcharakteristik und Nutzungsgeschichte

Der 576 Meter hohe Luchberg erhebt sich weithin sichtbar über die Gneis-Pultschollen-Hochfläche des Ost-Erzgebirges.  Die herausgehobene Stellung wird durch die Bewaldung unterstrichen, die sich von der landwirtschaftlichen Umgebung abhebt. Knapp 100 Höhenmeter beträgt der Höhenunterschied nach Luchau und mehr als 170 Meter bis hinab ins Lockwitztal von Niederfrauendorf. Damit erscheint der Luchberg von Nordwesten her besonders wuchtig. Das Luchberggebiet gehört mit seinen 38 ha zu den kleinen FFH Gebieten, das sich in die beiden Teilgebiete Hain und Luchberg aufteilt. Zum Naturraum Unteres Osterzgebirge gehörig verkörpert es den Übergang zwischen der submontanen zur montanen Stufe, den Eichen- zu den Buchenmischwäldern und damit einhergehend der Flachland-Mähwiesen zu den Berg-Mähwiesen. Sowohl klimatisch als auch von der Bodenfruchtbarkeit begünstigt und von den Altsiedelgebieten des Elbtales noch vergleichsweise einfach zu erreichenden Hochflächen des unteren Ost-Erzgebirges dürften gleich zu Beginn der deutschen Kolonisierungsbemühungen das Gebiet landwirtschaftlich nutzbar gemacht worden sein. So haben auch hier die natürlichen Voraussetzungen und die Art und Weise des menschlichen Wirtschaftens zu dem heute vorgefundenen Reichtum an Naturschätzen geführt. Von besonderer Bedeutung für seltene Arten sind die Waldsäume und die umgebenden Wiesenstreifen, mit Stattlichem Knabenkraut, Großem Zweiblatt, Türkenbund-Lilie, Seidelbast und Wildapfel.

FFH Würdigkeit

Das Gebiet ist ein bedeutender Trittstein innerhalb des Schutzgebietsnetzes Natura 2000.  Die nächst gelegenen Natura 2000 Gebiete sind das ca. 4 km südöstlich gelegenen “Müglitztal” bei Glashütte (043E) und das ca. 5 km südlich gelegene “Bergwiesen bei Dönschten”(177). Es erfüllt damit die Forderung nach Berücksichtigung der funktionalen und räumlichen Kohärenz von Schutzgebietssystemen. Kohärenz – Einige werden sich mglw. noch dunkel an den Physikunterricht erinnern, wo die Kohärenz als Eigenschaft des Lichtes eine Rolle spielte. Hier jedoch geht es um die Förderung von “verbindenden Landschaftselementen”, die z. B. die Wanderung und Ausbreitung von Arten und den genetischen Austausch dauerhaft ermöglichen und somit die ökologische Kohärenz des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 verbessern.

Einschätzung des aktuellen Gebietszustandes

Das FFH-Gebiet „Luchberggebiet“ befindet sich insgesamt in einem guten Zustand. Positiv hervorzuheben sind der auf den Wiesenflächen vorgefundene Artenreichtum und wie hier in idealer Weise erfolgt, eine Heuwerbung. Der Aufwuchs der vor einigen Jahren gepflegten Gehölzränder ist schon wieder sehr stark und muss weiter beobachtet. Ein Antrag auf Pflege ist jedoch erst in ein paar Jahren möglich. Die negative Beurteilung des Zustandes des LRT „Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation“ am Steinbruch in diesem Jahr ist begründet mit dem starken Gehölzaufwuchs. Verschattung und Zuwachsen von Sohle und Steinbruchwand beeinträchtigen die (aktuellen und potentiellen) Habitate für Uhu, Kreuzotter, Wald- und Zauneidechse sowie Fledermausarten. Hier ist eine Gehölzpflege dringend.

Auch wenn die touristische Erschließung Anfang des 20. Jahrhunderts nicht den erhofften Erfolg hatte, lohnt ein Sparziergang, vielleicht auch wenn in diesem Jahr wieder möglich, eine geführte Wanderung im Rahmen der Frühlingssparziergänge. Ergreifen Sie die Chance und lassen Sie sich die hier noch vorhandenen Kleinode des Naturschutzes auf sich wirken.

Eckehard-G. Wilhelm

Quellen: FFH Managementplan, Gebietsbetreuerbericht, J. Weber: NSG Luchberg, SMUL (2009): Naturschutzgebiete in Sachsen

Blick auf den Luchberg vom Heißluftballon aus

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