Natur im Osterzgebirge

Artikel aus der Slowakei: Biosphärenreservat Poľana – das vulkanische Herz der Slowakei

[Das Grüne Blätt’l und osterzgebirge.org berichten eigentlich vorrangig aus dem Osterzgebirge.
Um den Blick für die Welt zu öffnen und die Auswirkungen der Klima-Entwicklungen auch auf anderen Kontinenten darzustellen, haben wir uns entschlossen, einige Beiträge von “Auslands-Korrespondenten” zu veröffentlichen – heute aus der Slowakei.]

 

Biosphärenreservat Poľana – das vulkanische Herz der Slowakei –
mal träumerisch kühl, mal grillenhaft lyrisch, am häufigsten aber wunderschön

Die Region PODPOĽANIE (die slowakische Bezeichnung für die Polana-Region) ist eine der besonderen Regionen in der Slowakei. Diese bezaubernde Vorgebirgslandschaft zeichnet sich durch ihre Naturschönheiten, zahlreiche Wälder, Bäche und Mineralquellen, aber auch durch ihre einzigartige und noch immer lebendige Volkskultur aus. Die am Fuße von Poľana verstreuten Städte, Dörfer und Kurorte von Podpoľania bieten eine einzigartige unberührte Natur, Begegnungen mit Traditionen und den Charme des Landlebens.

Poľana ist der höchste und am besten erhaltene Vulkanberg in der Slowakei, der eine 15 Millionen Jahre alte vulkanische Aktivität aufweist. Durch Senkung und Erosion von Gesteinen im zentralen Teil des erloschenen Vulkans entstand eine kesselförmige Senke (Caldera). In N-S-Richtung hat es einen Durchmesser von 6 km, einen Umfang von etwa 20 km, eine Tiefe von 800 m und nimmt etwa 30 km2 ein. Die geologische Struktur und die geomorphologischen Formationen von Poľana waren der Grund für die Ausweisung mehrerer kleinräumiger Schutzgebiete, vor allem, weil sie mit dem Vorkommen seltener Pflanzen- und Tierarten, Ökosystemen und einer interessanten Landschaftsstruktur verbunden sind. Im BR Poľana kommen etwa 1.220 Arten höherer Pflanzen vor.

Das Gebiet des Biosphärenreservates Poľana gehörte bis zum Jahr 2014 zu den am wenigsten urbanisierten Schutzgebieten in der Slowakei. Hier befanden sich nur die Siedlungen Iviny, Snohy und Vrchslatina mit typischen Streusiedlungen.  Im Jahr 2016 wurde auch die Hriňovské lazy in die Übergangszone einbezogen. Es handelt sich um historisch geprägte Mosaiken von kleinen, streifenförmigen Ackerflächen (Handtuchfelder), die sich mit Wiesen und Weiden auf ehemaligen Feldern abwechseln, überbrückt durch Hecken, an einigen Stellen überwuchert von Hagebutten, Weißdorn und wilden Kirschen. In diesem Gebiet werden auch heute noch Pferde und traditionelle landwirtschaftliche Werkzeuge für landwirtschaftliche Arbeiten verwendet. Das unverwechselbare Landschaftsbild wird durch traditionelle Holzhäuser, Heuschober, Kartoffelkeller, bemalte hölzerne Kreuze und bewahrte Traditionen der Volkskunst abgerundet. In Hriňová entstanden verstreute Siedlungen aufgrund der schweren Zugänglichkeit des Ackerlandes in bewohnten Gebieten.

In den Einsiedeleien bildeten sich eigenständige landwirtschaftliche Einheiten, die erheblich voneinander entfernt waren. Die Hauptlebensgrundlage war die Bearbeitung des Bodens. Die Viehzucht von Rindern und Schafen, die Arbeit in den Wäldern, die Herstellung von Holzkohle, die Arbeit in der Glashütte und in der Dampfsäge hatten ebenfalls eine große Bedeutung. Das Katastergebiet von Hriňová war, als eines der wenigen in der Slowakei, in der Zeit des Sozialismus nicht von der Kollektivierung der Landwirtschaft betroffen (u. a. als Folge des starken Widerstandes der Bevölkerung). Dadurch hat es den einzigartigen Charakter der Landschaft und die traditionellen Wirtschaftsformen bewahrt. Podpoľanie ist eine malerische Ecke in der Mitte der Slowakei, bekannt als Bergland mit unberührter Natur, origineller Volkskultur und lebendigen Traditionen, die von Dichtern besungen werden. Detva hat in der Vorstellung der breiten Öffentlichkeit zu Recht den Status des Symbols der Slowakei und ihrer Eigenart erlangt. Aus touristischer Sicht gehört die Region zu den attraktiven, aber relativ wenig bekannten Gebieten (da freuen sich nicht nur die Naturwissenschaftler darüber). Jeder, der sie einmal besucht, kehrt gerne zurück. Die Region Podpoľanie hat keine genau definierten geografischen oder administrativ-rechtlichen Grenzen. Sie wird als das Gebiet bezeichnet, das vom Bergmassiv Poľana dominiert wird, aber zu dem untrennbar die unteren Bergdörfer und Städtchen an ihrem Fuß gehören, fast wie in den Armen der Poľana liegend. Zusammen bilden sie eine harmonische Einheit.

BR Poľana gehört heute zur Weltspitze im Management von Biosphärenreservaten. Im Jahr 2017 war der Direktorin der Verwaltung des BR Poľana. Dr. Fabriciusová verliehen vom International Coordinating Council, der ihr auf seiner Tagung in Paris den Michel-Batiss-Preis überreichte.

Die Beschreibung, die sich oben im Text befindet, ist nicht zufällig und hat ein konkretes Ziel: das Gebiet des Biosphärenreservat Poľana vorzustellen, unter anderem auch als Projektgebiet, wo sich in den nächsten 26 Monaten ein gemeinsames Vorhaben der Grünen Liga Osterzgebirge und der Comenius Universität in Bratislava (Lehrstuhl für Umweltökologie und Management der Landschaft), das durchaus interessant ist, abspielen wird. Nur vor wenigen Tagen (Ende November 2023) kam die Entscheidung der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt (DBU) über die Förderung dieses Vorhabens, das den Titel trägt: Modellhafte Umsetzung eines Citizen-Science-Konzepts zum Management wertvoller Habitatbäume.

Dieses Projekt verfolgt eine ganze Reihe von wichtigen und naturschutz-relevanten Themen und Zielen. Jedoch sind nicht nur die fachlichen Zielen wichtig und relevant, in diesem Sinne genießen den gleichen Stellenwert auch weitere Aspekte dieser Kooperation, die zumindest aus meiner Sicht sogar wichtiger erscheinen: nach dem erfolgreich abgeschlossenen Projekt, das im Jahre 2022 lief, konnten wir auf diese (gute) Erfahrungen aufbauen und (nicht nur) ich freue mich sehr, über diese neu Etappe in der langjährlichen Zusammenarbeit zwischen der Grünen Liga Osterzgebirge und der Comenius Universität in Bratislava (ohne bei der Dauer zu zweifeln: diese Zusammenarbeit läuft seit dem Jahr 2006).

Im Rahmen des neuen Projektes werden u. a. auch zwei große Exkursionen/Workshops vorbereitet: eine im BR Poľana und die andere im Osterzgebirge. In der Tat werden diese Exkursionen wieder eine wertvolle Gelegenheit zu einem Treffen von vielen verschiedenen Akteuren, Entscheidungsträgern, Naturschützern, interessierten Laien, Studenten, etc. geben.

In diesem Sinne freue ich mich nicht nur auf das gemeinsame Projekt und neue Kenntnisse, neue interessante Menschen, sondern auch auf Euch: Naturfreunde und Freunde der wunderschönen Slowakei.

 

Dr. Martin Labuda, PhD.

 

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