Zustand 2024: Der Baum ist inzwischen komplett abgestorben, einschließlich der darauf sitzenden (und den Absterbeprozess mit verursachenden) Tannen-Misteln. Am Stammfuß wurde eingroßes „K“ aufgesprüht (= „Käferbaum“). Der Baum befindet sich etwa 5 m hinter einem Wildschutzzaun (um einen gepflanzten Buchen-Tannen-Jungwuchs) und ist deshalb nicht direkt zugänglich. Der Kronenraum ist wegen dichtkronigem Buchenjungbestand kaum noch einsehbar (und im Sommerhalbjahr nicht fotografierbar);
ND-Markierung des abgestorbenen Naturdenkmals wurde auf Geheiß der Naturschutzbehörde unterlassen.
Zustand 2021: durch Tannenmisteln offensichtlich stark beeinträchtigt, sehr schüttere Krone; geschützt hinter Wildzaun, zusammen mit Weißtannen-Aufforstung
mehrere weitere Alttannen im Gebiet des oberen Tännelbaches, jedoch anscheinend ohne Mistelbefall
Höhe 29 m (2010: ca. 25 m) / Umfang 2,00 m (2010: 1,90 m)
Beschreibung bei baumdenkmale.org (2023):
Es gibt im Erzgebirge viele Lokalbezeichnungen mit Tannenbezug, doch nur an wenigen dieser Orte findet man tatsächlich noch Weiß-Tannen. Dazu gehört das Einzugsgebiet des Tännelbaches östlich von Schmiedeberg-Naundorf. Mit zunehmender Kronenverlichtung der auch hier dominierenden Fichten treten insgesamt ca. 20 bis 30 Weiß-Tannen hervor. In der Waldbiotopkartierung von 2011 wurde das Alter der Tannen in der Forstabteilung 512 mit 121 Jahren angegeben.[1]
Auf einer dieser Tannen wurde um 1990 ein kleiner Bestand der in Sachsen vom Aussterben bedrohten Tannen-Mistel Viscum album abietis entdeckt.[2] Dieses Mistelvorkommen war nach zwanzig Jahren auf einige Dutzend Pflanzen auf diesem Baum angewachsen. Dies führte zur Auswahl der mit knapp 2 Metern Umfang und 25 Metern Höhe nicht allzu mächtigen Weiß-Tanne für die Unterschutzstellung neuer Baum-Naturdenkmale, die im Jahr 2015 von der Naturschutzbehörde vollzogen wurde. [3]
Inzwischen hat sich der Befall mit der parasitischen Tannen-Mistel noch einmal deutlich ausgeweitet – und den Wirtsbaum weitgehend zum Absterben gebracht. Interessanterweise scheint sich das Mistelvorkommen dennoch nach wie vor auf diesen einen Baum zu konzentrieren. Die anderen Weiß-Tannen der Umgebung zeigen sich – trotz langer Trockenphasen – so vital wie lange nicht (im Unterschied zu den Fichten). Möglicherweise fällt es der Tannen-Mistel schwer, auf gesunden Tannen Fuß zu fassen.
Doch auch (fast) tote Bäume spielen eine wichtige Rolle im naturnahen Wald. Das Naturschutzinstitut Freiberg hat per Batcorder im Jahr 2022 hier am ND Weiß-Tanne am Tännelbach neben Bart- und Zwergfledermaus auch die seltene Mopsfledermaus nachweisen können. [4]
Quellen:
[1] Waldbiotopkartierung, Biotopblatt F0009 „Weiß-Tannenvorkommen in der Nähe des Tännelsbaches“, https://www.forsten.sachsen.de/wald/download/geo/wbk/5148/5148F0009-.pdf
[2] mündliche Mitteilung André Kubatzsch, 2010
[3] Kurzwürdigung zur Unterschutzstellung: osterzgebirge.org/nd-weiss-tanne-am-taennelbach [4] Naturschutzinstitut Freiberg, 2022, Erfassungen zur Nutzung von Baumdenkmalen im Osterzgebirge durch Vögel und Fledermäuse. https://osterzgebirge.org/wp-content/uploads/2022/12/Baeume-OERZ-2022-09-29.pdf
Kurzwürdigung zur Beantragung als Naturdenkmal (2010):
Abies alba
Am oberen Tännelbach im Kohlbuschgebiet bei Unternaundorf befindet sich ein kleiner Weißtannenbestand, auf dem noch die sehr seltene Tannen-Mistel Viscum album abietis vorkommt. Die Zahl der (mittelgroßen) Tannen wurde in den letzten Jahren offensichtlich deutlich reduziert, heute wachsen hier noch 5 bis 6 Exemplare. Infolge von forstlichen Maßnahmen steht nunmehr eine der mistelbesetzten Tannen relativ frei auf einer kleinen Lichtung, umgeben von einem Wildschutzzaun, hinter dem außer Buchen auch Jungtannen gepflanzt worden sind.
Der Vorschlag zur Unterschutzstellung dieses Baumes stammt von André Kubatzsch.
ND-Nr.: wrk122
Gemarkung: Oberfrauendorf
Flurstück: 532
Eigentümer: Freistaat Sachsen – Sachsenforst
Koordinaten: 50.8491864 13.6732477 (Gauss-Krüger: 5406702 / 5635698)
Umfang: 1,90 m
Höhe: ca. 25 m
Erlebniswert: auf kleinem Kahlschlag, von der lokalen Bevölkerung genutzter Wanderweg (Zugang zum Kohlberggebiet) in der Nähe
Gesundheitszustand: weitgehend vital; Schädigung durch die Tannenmistel zu vermuten
Naturschutzwert: seltene Art, sowohl Weiß-Tanne, als auch Tannenmistel nach Roter Liste Sachsens vom Aussterben bedroht
Pflegebedarf: ohne, Verkehrssicherung nicht nötig; bei weiteren forstlichen Maßnahmen im Gebiet die Weiß-Tannen samt Wurzelbereiche schonen (das gilt auch und besonders für die von Tannenmistel befallenen Bäume!)