Natur im Osterzgebirge

Der Lehrgarten der Universität Campinas (UNICAMP)

Hiermit möchte ich euch den Spendenaufruf aus Campinas vorstellen, wo ein befreundetes Botaniker-Ehepaar seit einigen Jahren versucht, den im folgenden beschriebenen Botanischen (Schul-)Garten auszubauen. Maria do Carmo hat jahrelang als Professorin der UniCamp gearbeitet und ist nun dort Senior-Professorin, also sozusagen rüstige Rentnerin. Ihr Mann, Volker Bittrich, hat ursprünglich mal in Hamburg studiert und lebt nun schon seit Jahrzehnten an der Seite von Maria in Brasilien. Ich habe beide auf dem Botanischen Kongress in Manaus im Jahr 2010 kennengelernt.

Es ist allgemein bekannt, dass Brasilien das Land mit der größten Biodiversität des Planeten ist. Leider gehört es auch zu den Spitzenreitern ihrer Zerstörung. Nach dem Beginn der Besiedlung durch Europäer begann es bald damit, und die anscheinend unermessliche Natur wurde als ein zu besiegender Gegner bei der Besiedelung des riesigen Landes angesehen. Bis heute sind Begriffe wie „Liebe zur Natur“ oder „Naturfreund“ kaum gebräuchlich und eher mit extravagantem Lebensstil verbunden. Entsprechend wird leider auch bei der Erziehung von Kindern, privat oder in den Schulen, wenig Wert auf Kontakt mit der Natur gelegt. Das ist schlimm, weil bekanntlich für Naturschutz eine Wertschätzung der Natur in der Bevölkerung sehr wichtig wäre, und deshalb gerade Schulen hier Verantwortung übernehmen sollten. Die unzureichende Ausbildung der Lehrer ist sicherlich eines der Probleme. Botanische Gärten, die den Namen verdienen, sind in Brasilien selten und mit wenigen Ausnahmen eher unpopulär. Gut geplant könnten sie den Zugang für Laien und insbesondere Schulkindern zu Pflanzen, ihrer ökonomischen und wissenschaftlichen Bedeutung, Ökologie und nicht zuletzt ihrer Schönheit sehr erleichtern.
Der „Jardim Educativo“ – Lehrgarten der staatlichen Universität Campinas im Bundesstaat São Paulo, etwa auf dem südlichen Wendekreis gelegen, hat das Ziel, dies zu realisieren.

canteiros polinização – Bestäubungsbeete

Der Garten besteht zu erheblichem Teil aus Themenbeeten. Beispielsweise mit Pflanzen von wirtschaftlicher Bedeutung; mit Pflanzen, die verschiedene Bestäubungsmechanismen zeigen; Unkrautpflanzen; Pflanzen der Bibel oder von kultureller und religiöser Bedeutung; ein Vergleich von Wasser- und Wüstenpflanzen; Beeten, die Pflanzen aus besonderen Biotopen des Bundesstaates São Paulo zeigen (Cerrado Savanne, Strand, Küstenwald) und anderes mehr.

Campinas ist eine Millionenstadt; und die Schulkinder kennen auch solche Pflanzen nicht mehr, die zur täglichen Ernährung gehören, etwa Reis, Bohnen, Soja, Kichererbsen, Linsen, Mais, Weizen oder Zuckerrohr. Wir erhielten in den vergangen 2 Jahren Besuche von Schulen und auch von Besuchern aller Altersgruppen, beispielsweise am Tag der offenen Tür der Universität und dem „UniversIDADE“-Programm (idade = Alter), dass spezifisch für ältere Menschen bestimmt ist. Das Echo war durchweg sehr positiv. Schulkinder waren besonders vom Anschauen von Blüten und Früchten in Binokularlupen fasziniert (staatliche Schulen haben solche fast nie) und von Aufgaben, etwa inspiriert von Forensischer Botanik, bei der ein Dieb anhand von Klettfrüchten an der Kleidung identifiziert werden musste.

Schüler der Schule Sérgio Porto

Schüler der Schule Sérgio Porto

Wir verfügen derzeit über ein sehr begrenztes Budget (etwa 6.000–10.000 Euro pro Jahr), das uns daran hindert, insbesondere unsere Dienstleistungen für Schulen auszuweiten, etwa mit Beeten, auf denen die Schüler auch selbst Nutzpflanzen anbauen können. Idealistische Dozenten der Universität haben mit einer Art Anschubfinanzierung sehr geholfen, den Garten erst einmal aufzubauen. Aber ohne die Verbesserung unserer Infrastruktur, zumindest einer Aufwandsentschädigung für freiwillige Helfer oder der Bezahlung von studentischen Hilfskraftstunden, die es von der Universität her leider nicht gibt, ist der Garten schwerlich weiterzuentwickeln.

Tag der offenen Tür

 

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