[Das Grüne Blätt’l und osterzgebirge.org berichten eigentlich vorrangig aus dem Osterzgebirge.
Um den Blick für die Welt zu öffnen und die Auswirkungen der Klima-Entwicklungen auch auf anderen Kontinenten darzustellen, haben wir uns entschlossen, einige Beiträge von „Auslands-Korrespondenten“ zu veröffentlichen – heute aus der Slowakei.]
Im letzten Jahrzehnt wird in Europa auf wissenschaftlicher und politischer Ebene oft über Dürre-Problematik diskutiert. Das Mittelmeergebiet wurde im Rahmen des IPCC als die Region Europas identifiziert, die am stärksten von Dürre betroffen ist. Mitteleuropa wurde in diesem Zusammenhang relativ selten erwähnt, obwohl es in dieser Region mehrere ernsthafte Dürreperioden gab, die die Wirtschaftssektoren wie Land-, Forst- und Wasserwirtschaft erheblich beeinflussten.
Starke Dürreperioden, die im 21. Jahrhundert in der Slowakei verzeichnet wurden, waren die Hauptmotivation für die Einrichtung eines Dürremonitorings als Anpassungsinstrumentes an Klimawandel, um das beginnende Dürre so früh wie möglich identifizieren zu können. Die rechtzeitige Identifikation des beginnenden Trockenheitszustands kann dazu beitragen, die Auswirkungen erheblich zu mildern. Das Slowakische Hydrometeorologische Institut (SHMÚ) startete im Jahr 2015 das Monitoring von meteorologischer und Bodendürre, und im Jahr 2017 schloss sich auch das Monitoring von hydrologischer Dürre in Oberflächen- und Grundwasserquellen an. Die Monitoringergebnisse sind auf der offiziellen Website des SHMÚ wöchentlich oder täglich (je nach Produkt) frei verfügbar. Sie helfen dabei, die Situation in Echtzeit ohne erhebliche zeitliche Verzögerungen zu verfolgen und bilden eine Grundlage für frühzeitige Reaktionen von Interessengruppen, sowie öffentlichen Institutionen.
Aufgrund der Bedeutung der Auswirkungen von Dürre auf verschiedene Wirtschaftsbranchen, hat das SHMÚ das Nationale Meldesystem für die Auswirkungen von Dürre eingerichtet, das Expertenbewertungen über die Auswirkungen von Dürre auf Landwirtschaft und Forstwirtschaft sammelt. Das SHMÚ erhält so wertvolle Daten zu konkreten Auswirkungen von Dürre im Gelände. In Zusammenarbeit mit Forsten der Slowakischen Republik, einem staatlichen Unternehmen, werden wöchentlich durchschnittlich 100 Berichte über die Auswirkungen von Dürre auf Waldökosysteme eingereicht, wobei die Informationen das gesamte Gebiet der Slowakei abdecken. Ebenso wichtig sind die Auswirkungen auf die Landwirtschaft. In diesem Wirtschaftsbereich gibt es wöchentlich etwa 40 Berichte, wobei mehrere Regionen der Slowakei überhaupt nicht abgedeckt sind, aufgrund des geringeren Interesses landwirtschaftlicher Akteure, regelmäßig zusammenzuarbeiten. In dem Bestreben, mehr Landwirte in das Nationale Meldesystem einzubeziehen, versuchen Klimatologen, das Bewusstsein für das Dürreproblem zu schärfen. Damit verbunden ist die Organisation eigener Seminare und Vorlesungen für die breite und Fachöffentlichkeit sowie eingeladene Vorträge auf Fachseminaren, die von Branchenorganisationen wie den Regionalen Landwirtschafts- und Lebensmittelkammern organisiert werden.
Die neueste klimatologische Studie zur Dürre in der Slowakei zeigt signifikante Veränderungen in den Frühjahrs- und Sommermonaten, in denen eine Tendenz zur trockeneren Bedingungen auf dem Großteil des slowakischen Gebiets, mit Ausnahme eines Teils von Mittelslowakei, beobachtet wird. Während kein April in den Jahren 1961 bis 1990 an fast allen Stationen als stark bis extrem trocken charakterisiert wurde, hatte er in der Periode von 1991 bis 2020 einen solchen Charakter 4- bis 5-mal gehabt. Dies gilt für ganze Slowakei. Das Muster des zunehmenden Trends zu trockenen Frühjahrs- und Sommerperioden stimmt weitgehend mit den Regionen überein, vor allem in denen die Hauptlandwirtschaftsproduktion konzentriert ist. Auf der anderen Seite wurde im Herbst eine klare gegenteilige Veränderung festgestellt, als die Anzahl trockener Monate fast auf dem gesamten Gebiet der Slowakei abnahm. Die zunehmende potenzielle Verdunstung, als Folge des Klimawandels und des damit verbundenen Anstiegs der Lufttemperatur, führt zu einer Verschlechterung der Feuchtigkeitsbilanz (Unterschied zwischen Niederschlag und Verdunstung) auf etwa zwei Dritteln des slowakischen Gebiets im Vergleich zu den Perioden 1961-1990 und 1991-2020.
Der beobachtete Trend zur trockeneren Bedingungen in den Frühjahrsmonaten stellt für die Landwirtschaft ein ernstes Problem dar, da einige Frühjahrsfrüchte wie Mais, Sonnenblumen oder Soja zu dieser Zeit ausgesät und keimen werden. Dies ist auch der Hauptgrund, warum Landwirte Wintergetreide (z.B. Winterweizen, Wintergerste, Winterraps) anstelle von Frühjahrsgetreide wie Frühjahrsgerste oder Frühjahrsweizen bevorzugen. Frühjahrsgerste reagiert empfindlicher und intensiver auf veränderte Anbaubedingungen als Wintergerste. Der Mangel an Niederschlag und Wasserbilanz in den Frühjahrsmonaten führt zu ungleichmäßiger Keimung und zur Reduktion der Triebe. Hohe Lufttemperaturen und Trockenheit in den folgenden Monaten beeinträchtigen außerdem negativ den Ertrag und die Qualität der Produktion. Das ist der Grund, warum die Anbaufläche von Frühjahrsgerste im Südwesten der Slowakei seit 2018 rückläufig ist. Laut Berichten der Regionalen Landwirtschafts- und Lebensmittelkammer Galanta (Südwesten der Slowakei) in den letzten Jahren versuchen Landwirte, die Bodenfeuchtigkeit im Herbst zu nutzen, um eine bessere Ernte im nächsten Jahr zu gewährleisten. Sie bevorzugen daher eher Wintergetreidesorten (z.B. Wintergerste, Winterweizen, Winterraps) als Frühjahrsgetreidesorten. Frühjahrsgerste wird sogar in den Herbstmonaten ausgesät. Dies ist eine Möglichkeit, höhere Erträge und eine bessere Nutzung agroklimatischer Bedingungen zu gewährleisten, unter Beibehaltung der Brauparameter.
Die Situation ist im Forstwirtschaftssektor ähnlich. Laut internen Informationen der slowakischen Staatswälder beginnen Förster, die Pflanzung von Baumsetzlingen eher auf die Herbstmonate zu planen, da die Erfolgsaussichten für die Frühjahrsbepflanzung aufgrund des Austrocknens der Setzlinge aufgrund geringerer Bodenfeuchtigkeit im Frühjahr geringer sind.
All diese Praxisinformationen zeigen, wie wichtig ein operatives Monitoring des Auftretens von Dürre ist, da aufgrund des Klimawandels eine häufigere und intensivere Dürre in Mitteleuropa, auch in der Slowakei, erwartet wird. Zur besseren Vorbereitung soll auch das neueste Clim4Cast-Projekt (Interreg Central Europe) beitragen, im Rahmen dessen ein neues Vorhersageinstrument für Dürre, Hitzewellen und Waldbrandgefahr entwickelt wird. Gleichzeitig werden Vorschläge für nationale Aktionspläne (für jedes Partnerland, einschließlich Deutschland) zur proaktiven Bewältigung dieser drei Gefahren erstellt.
Lívia Labudová
Slowakisches Hydrometeorologisches Institut