Natur im Osterzgebirge

Starkschneefall 2023

Ausgangslage:
Eine südliche Westwetterlage mit einem Tiefdruckkomplex über der Biskaya „Tief Quintus“ führte ab Mittwoch (29.) zu einer Verstärkung der Gegensätze in der Troposphäre. Bodennah etablierte sich eine kalt/trockene NO-Strömung, darüber eine rege und mild/nasse mit starker Höhenströmung. An diesem Tag fiel in den bayrischen Alpen und Schleswig-Holstein > 10 cm Neuschnee. Der Himmel war großflächig bedeckt.

In der Nacht zum Donnerstag (30.) riss an der Küste der Himmel auf, sodass die Minima im nördlichsten Bundesland bis auf -14 °C fielen. „Tief Quintus“ erreichte die Pyrenäen und entwickelte eine Warmfront in Frankreich und Italien. Tagsüber gab es nur in Mecklenburg-Vorpommern ungehindert Sonnenschein. Über weite Teile Deutschlands stellte sich eine Absinkinversion ein, welche zwischen
2 und 3 km Höhe messbar war. Die Warmfront erreichte nun die Schweiz mit einem Temperaturunter-schied der Inversion von 7 °C und einer Zunahme des Atmosphärenwassers (PWAT) um 16 mm. Ab Mittag schneite es in Oberbayern, ab Nachmittag in Unterbayern.

Das abgekapselte „Tief Robin“ driftete in der Nacht zum Freitag (01.12.) über den Südalpen und der Adria nach Slowenien ab. Das Vb-Tief war aufgrund der weiterhin vorhanden NO-Strömung über Mitteleuropa aber in dieser Region gefangen. Am Morgen des 1.12. wurden auf einer Linie Ulm-Augsburg-München-Passau 4 bis 19 cm Neuschnee gemessen. Nun richtete si h ein ausgeprägter Trog über den Alpen ein und es schneite ab dem Mittag des Freitags erneut. Dabei wurden 3- 5 cm/h Neuschnee beobachtet.

In der Nacht zum Samstag (2.) wanderte ein Teiltief nach Kroatien ab, der Kern schob sich in die Poebene. Weite Teile der 2 Provinzen wurden eingeschneit. Straßen wurden unpassierbar, der Zug. und Flugverkehr kam über diesen Tag hinaus zu erliegen. Am Samstag, 7 Uhr lag in der Oberpfalz eine 20 cm hohe Schneedecke, welche Richtung Alpen und Dreiländereck auf 73 cm in Oberstdorf (806 m), 41 cm am Münchner Flughafen (446 m), 50 cm in Rosenheim (442 m), 44 cm in Passau (328 m) und 98 cm in Philippsreut (922 m) anstieg. Der Große Arber mit seinen 112 cm Schneehöhe wies nur einen Anwuchs von 12 cm auf. Bis zum Mittag hörte der Schneefall auf.

Fazit:
Es handelte sich um eine Winter-Vb-Lage, ähnlich wie 2013. Die damaligen Neuschneemengen waren ähnliche. Die allgemeine Erwärmung zeigt das Risiko, dass damit auch stärkere, feste Winterniederschläge fallen können. Die Erwartete Zugbahn wie im August 2002 blieb nur aufgrund der Konterlage aus NO aus. Dieselbe Wetterlage war es, die im August 2023 Sachsen vor einem Hochwasser schütze und stattdessen das Gebiet – in dem es in diesen Bericht geht – mit einem Hochwasser konfrontierte. Ohne dieser Konterlage wären die Neuschneemengen im Donaugebiet geringer ausgefallen. Das atmosphärische Wasser hätte sich dafür auch in Böhmen und Sachsen als Schneefall bemerkbar gemacht.
Bayern erlebte ein Verkehrschaos, welches nur durch einen Orkan getoppt wird. Viele Bäume, teils noch belaubt, brachen unter der Schneelast. Ganze Eisenbahntrassen werden aktuell noch geräumt. Der Internationale Flughafen war von Freitag an geschlossen und soll erst am Sonntag (3.) wieder seinen Betrieb einnehmen. Selbst die Rasenheizung in der Allianzarena konnte nicht verhindern, dass das Samstagsspiel abgesagt werden musste. Hydrologisch bedeutet das Ereignis einen, besonders an den Ländergrenzen hohen potenziellen Abfluss. Sollte es zu einem Vorstoß mild – feuchter Luft mit
> 10 °C kommen, besteht die Gefahr eines mäßigen Schmelzhochwassers. Die Dachlast ist nirgends im kritischen Bereich. Jedoch kann es bei stabilen Kaltwetter mit Alpentiefs zu einer immensen Schnee-akkumulation wie im Winter 2004/2005 kommen mit dann großer infrastruktureller Gefahr.

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