Natur im Osterzgebirge

Bericht Fledermausseminar in Mittelsachsen

Ein spannendes und interessantes Seminar liegt hinter mir. Zusammen mit rund 20 TeilnehmerInnen überwiegend aus Sachsen lernten wir vom 14.-16.07.2023 per “Druckbetankung” soviel über Fledermäuse an einem Wochenende, wie nur geht.
Angeboten wurde das Seminar vom Nabu, und auf den Seiten https://fledermausschutz-sachsen.de stehen auch weitere Termine rund um den Fledermausschutz online.
Bianka Porschien und Ulrich Zöphel übernahmen die inhaltliche Gestaltung. Für den praktischen Teil ist Joachim mit einer umfangreichen Ausrüstung angereist, um die Netzfänge zu ermöglichen. Die Unterkunft war in der Grünen Schule Grenzenlos in Zethau.
Fänge im Striegistal
Gleich am ersten Abend ging es raus zum Thelersberger Stolln. Es wurden 3 Netze und 2 sogenannte Harfen aufgebaut. An diesen Fangeinrichtungen sind nur senkrechte Fäden gespannt, an denen die Fledermäuse sich nicht verfangen, sondern nach unten in eine Tasche gleiten, aus der sie dann gesammelt werden können. Ein Fangnetz muss ständig betreut werden, da die Tiere nach dem Hängenbleiben zappeln und sich weiter verfangen – sie müssen dort schnell befreit werden. Eine Harfe kann auch eine Zeit lang unbeobachtet stehen bleiben, da sich die Tiere dort nicht verletzen können. Erfolgreich gefangen hat jedoch vor allem das Netz an einem Gewässer am Waldrand – wir konnten an dem Abend ein Artenspektrum von 11
heimischen Fledermausarten begutachten. Die Tiere wurden vermessen (die Unterarmlänge und das Gewicht), notiert und beringt, und anschließend wieder frei gelassen. Mit dabei waren: alle drei Arten der Bartfledermäuse, die Nymphenfledermaus, der Große Abendsegler, Wasserfledermaus, Braunes Langohr, Mopsfledermaus, Zweifarbfledermaus und Nordfledermaus sowie die Zwergfledermaus. Am nächsten Abend zeigte sich zusätzlich die Große Bartfledermaus (Myosotis brantii).
Theorie und Praxis
Samstags tagsüber gab es einen Einführungsvortrag mit anschließender Bestimmungssession. Hier zeigte sich, dass es diese relativ überschaubare Artengruppe dennoch in sich hat. Vergleichbar vielleicht, wenn man bei Pflanzenbestimmungen gleich mit den Seggen anfängt. Ist der Ohrrand breit oder schmal? Wo versteckt sich der Tragus, und was ist mit Pilz-förmig gemeint? Haben wir ein Jungtier oder Alttier vor uns, und was bedeutet das für die Merkmalsausprägungen? Mit dem bereitgestellten, übersichtlichen Schlüssel und der hilfreichen Reihenfolge der Übungen war die Einarbeitung dennoch mit einigen Erfolgserlebnissen gekrönt. Am Nachmittag machten wir einen kurzen Ausflug zur Kirche, um auf dem Dachboden die Fledermauskästen zu kontrollieren. Fledermauskot gab es reichlich, in einem Kasten saß ein Großes Mausohr. Bei den gegenwärtig sehr sommerlichen Temperaturen kann gut sein, dass es manchen Fledermäusen dort oben unterm Dach zu heiß geworden ist.
Die Fang-Session mit acht großen Netzen am Samstagabend musste rund 50 Minuten nach dem ersten Fang leider abgebrochen werden, da Sturmböen schon ein Netz von den Stangen gehoben hatten. Der Ort für den zweiten Abend waren Teiche in der Nähe der Lochmühle bei Brand-Erbisdorf. Die Lochmühle ist ein magischer Ort mit Schmetterlingswiesen ringsherum, die
von Andreas Püwert gepflegt werden. 4.000 Töpfe Großer Wiesenknopf und viele weitere Arten werden auf Pflanztischen herangezogen, damit auch anderswo die Insektenvielfalt gefördert werden kann. Ein Vortrag zur Bioakustik am Sonntag Vormittag von Bianka Porschien rundete die Veranstaltung ab.
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