von Dr. Volker Beer, Sayda
Was war das für ein Start ins 2023! Eine Silvesternacht mit zweistelligen positiven Temperaturen selbst auf unsrer Berge höchsten Gipfel. Der Neujahrestag zeigte sich mit 13 bis 18 °C rekordverdächtig. Ein Tief jagte nach dem anderen von der Biskaya heran, lud Unmengen an Regen über Westdeutschland ab, doch auch Mitteldeutschland bekam genug Regen ab. Die erste Januardekade blieb mit etwa 8 °C im Durchschnitt für Mitteldeutschland frühlinghaft mild. Solche Temperaturen sind im April typisch. Da ist es nicht verwunderlich, das selbst bis in die oberen Berglagen Hasel und Erle zu blühen begannen und an manch geschütztem Platze die ersten Schneeglöckchen, Märzveilchen, ja sogar ein paar verwirrte Himmelschlüssel vorwitzig das Frühjahr einläuteten. Selbst auf dem Fichtelberg schmolz der teure, mit großem energetischem Aufwand erzeugte Kunstschnee einfach so dahin.
Doch das russische Hoch blieb samt polarer Kaltluft beim Zaren, das Azorenhoch plusterte auf dem gesamten Atlantik und so lag ab der zweiten Dekade ganz West- und Mitteleuropa in einem trägen Tiefdrucksumpf, auch Trog genannt. Von Nordwesten und Norden waberte feuchte, gealterte Polarluft, die auf ihrem Weg über den noch warmen Nordatlantik und die noch wärmere Nordsee, letztere mit Wassertemperaturen um 8 °C, sich in ihren unteren Schichten ordentlich erwärmt hatte. Das Ergebnis: graues, nebliges Schmuddelwetter mit wiederholten leichten Niesel und Regen im Tiefland, wenig Schneegeflöckel in den höheren Berglagen, und nur dort leichter Dauerfrost um die null Grad.
Zu Beginn der dritten Dekade brachte ein von Polen aufziehendes Schneetief den Winter ins Erzgebirge. Teilweise fielen über 20 cm Neuschnee in einer Nacht. Hochnebel, aufliegende Wolken und Inversionswetterlage verwandelten bei leichtem Dauerfrost in den oberen Berglagen die Bäume in weiße Wintergestalten. Im Flachland taute bei grauem, trüben „Spätherbstwetter“ der nasse Schnee bald ab.
Doch an den beiden letzten Januartagen brachen kräftige Sturmtiefs durch, brachten Sturm, milde Luft und Regen im Flachland. Im Bereich der oberen Berglagen fiel bei Temperaturen um null Grad nasser Schnee, und auf dem Fichtelberg tobten Orkanböen. Wenn`s zu Lichtmess stürmt und schneit …, das Wetter wird aller Voraussicht bis über Lichtmess hinaus so bleiben … da lässt sich doch wieder vortrefflich spekulieren, ob`s nun mit dem Winter vorbei ist oder ob wir die Ostereier im Schnee suchen werden …
Der Link zu meinem neuen Wetterfilm: https://youtu.be/Ads7VT7H3Hw Witterung im Januar 2023 im Osterzgebirge
Klassisches Winterwetter mit für Skiwandern und Rodeln ausreichend Schnee und Sonne, den gab’s bisher nur ab den mittleren Berglagen. Da war lediglich die eine Woche im vergangenen Dezember zwischen dem 3. und 4. Advent und dann eine zweite Woche, aber mit dickem Nebel und mächtigen Raufrostablagerungen, vom 22. bis zum 29. Januar. Mit großem Glück gibt’s vielleicht auch im Februar noch eine Winterwundermärchenwoche im Gebirge. Also positiv denken, der laufende Winter bringt es in den oberen Berglagen vielleicht auf drei richtige Winterwochen. Das Tiefland geht (wie nun schon üblich) leer aus. Tendenz leider weiter abnehmend. Im Fazit bleibt zu konstatieren, es lohnt sich nicht in Schneekanonen und Skilifte zu investieren.